Eine karnevalistische Zeitreise Landrat verliert Karnevalswette im Ollheimer Dorfhaus

SWISTTAL-OLLHEIM · Eifel-Mädchen setzt sich bei Landratswette gegen den Ex-Prinzen durch. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Landrat Sebastian Schuster müssen Karnevalshits den richtigen Interpreten zuordnen. Wicky Junggeburth referiert über den Karneval der Nachkriegszeit.

Auch vermeintliche Experten können straucheln. So geschehen Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster bei der Landratswette gegen Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. Der zweimalige Karnevalsprinz und Fachmann für das jecke rheinische Brauchtum unterlag dem Eifeler Mädchen mit 8 : 4. Zu raten galt es die Titel von zehn Karnevalshits. Wer von den beiden Kombattanten meinte, die Lösung zuerst zu wissen und sich per Handzeichen meldete, durfte seinen Tipp abgeben.

Gleichstand gab es bei den ersten beiden „Unser Stammbaum“ von den Bläck Fööss und „Kölsche Jung“ von Brings mit 2 : 2. Dann hatte die Bürgermeisterin bei „Wunderbar“ von den Räubern die Nase vorn und war schließlich nicht mehr einzuholen, auch wenn der Landrat natürlich bei „seiner“ Hymne „Eimol Prinz zo sin“ noch einmal herankam. Der Wetteinsatz des Landrats von 50 Euro wurde aufgestockt auf 200 Euro, die jetzt dem Kinder- und Jugendring Swisttal (KJR) zugute kommen.

Des Spaßes halber hatte Moderator Dirk Lüssem die Zahl der zu erratenden Karnevalshits von fünf auf zehn verdoppelt, sehr zur Freude des Publikums im voll besetzten Ollheimer Dorfsaal. Denn die Wette im Rahmen der Aktion „Wir sehen uns“ zum 50. Geburtstag des Rhein-Sieg-Kreises war das perfekte Vorprogramm zum musikalischen Vortragsabend „Kölsche Fastelovend der Nachkriegszeit“ mit Wicky Junggeburth.

Nach dem besonderen Erfolg des Konzerts mit Hans Süper hatte die Karnevalsagentur Swist Event in Kooperation mit der KG Olleme Bubbelsbröder zum Rahmen des Jubiläumsjahres 50 Jahre Gemeinde Swisttal eingeladen. Der 67-jährige Vollblutkarnevalist, der in seiner Karriere die großen Säle gefüllt hatte, gestand gleich zu Beginn, dass er sich im Ollheimer Dorfhaus gleich zuhause fühle. Denn: „Ich bin froh, dass ich hier verstanden werde.“ Heißt: dass er in Ollheim in seiner kölschen Mundart reden konnte und keine Übersetzung ins Hochdeutsche brauchte. Das sei nämlich der Grund, weshalb er „leeve he als em Jürzenich“ auftrete. Dort würden ihn 80 Prozent des Publikums gar nicht mehr verstehen.

Seine musikalische und mit Anekdoten gespickte Zeitreise begann Junggeburth am Elften im Elften mit „Es war einmal ein treuer Husar“, das das überwiegend nicht mehr ganz junge Publikum textsicher mitsang. Über den Besuch von John F. Kennedy in Köln im Jahr 1963, der am Ende seiner Rede mit „Kölle Alaaf“ die Herzen der Kölner eroberte, führte er sein Publikum zur Historie der Figur des „Kalledresse“ am Alter Markt, um mit Originaleinspielungen aus den 1960er und 1970er Jahren wie von „Amadeus Gänsekiel“ Franz Röders „herrliche Geschichten, die das Leben schrieb“ in Erinnerung zu rufen.

Wie die von dem Mann, der nach dem Namen seiner Ehefrau gefragt wurde: „Wer ist denn die Dame?“ Antwort: „Das ist keine Dame. Das ist meine Frau.“ Mit Einspielern gab es ein Wiederhören mit vielen unvergessenen Größen des Kölner Karnevals wie Horst Muys, Trude Herr, Doof Noss oder dem Steingass Terzett. „Die Themen lagen op de Strooß, man musste sie nur aufgreifen“, sagte Junggeburth. Bester Beweis: „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ von Karl Berbuer, das an die drei westlichen Besatzungszonen erinnert. „Die geniale Wortschöpfung Trizonesien“ und der Hut sind auch heute 60 Jahre später noch bekannt. Junggeburth brach eine Lanze für die „Seele des kölschen Fastelovend“ – die Redner im Karneval –, die in den letzten Jahren zunehmend vom Party-Karneval verdrängt werden. Allerdings hielt er auch „moderne Lieder“ und die „jungen Wilden“ im Karneval für wichtig: „Die bringen die jungen Leute in den Karneval zurück.“

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