Bildung in Swisttal Kursus bereitet Flüchtlingskinder spielerisch auf Schule vor

Swisttal-Odendorf · Ein ungewöhnliches Projekt in Odendorf möchte Kinder mit Sprachdefiziten einen erfolgreichen Start auf die Grundschule ermöglichen.

 Flüchtlingskindern, die beim Projekt "Fit for School" in der Interkulturellen Begegnungsstätte der Katholischen Jugendagentur Bonn in Odendorf mitmachen. Links Betreuerinnen Andrea Bayer sowie Hiltrud Hamboch (3vr)

Flüchtlingskindern, die beim Projekt "Fit for School" in der Interkulturellen Begegnungsstätte der Katholischen Jugendagentur Bonn in Odendorf mitmachen. Links Betreuerinnen Andrea Bayer sowie Hiltrud Hamboch (3vr)

Foto: Axel Vogel

Hochkonzentriert addiert Kyork die gerade gewürfelten Zahlen und schreibt das Ergebnis dann sorgfältig auf ein Arbeitsblatt. Neben ihm sitzt Vater Vrij Kozakjian und hilft dem Sechsjährigen hier und da ein wenig beim Rechnen. Kyork wird sprachlich wie inhaltlich auf die Anforderungen der Grundschule vorbereitet, da er im September eingeschult wird. Er ist eines von acht Flüchtlingskindern, die beim Projekt „Fit for School“ in der Interkulturellen Begegnungsstätte der katholischen Jugendagentur Bonn in Odendorf mitmachen. Noch bis zum Ende der Sommerferien sollen die Kinder spielerisch ihre Sprachdefizite verbessern.

249 Flüchtlinge, darunter 79 Kinder leben zurzeit in der Gemeinde Swisttal. 24 Geflüchtete besuchen derzeit einen Deutschkursus. Egal, ob Jung oder Alt – Sprachkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration. Zu den Teilnehmern bei „Fit for School“ gehören allerdings neben angehenden I-Dötzchen auch jüngere Geschwister- und Kindergartenkinder, die demnächst eine Tageseinrichtung besuchen.

Je nach Alter lernen die Kinder Grundlagen im Rechnen und Schreiben oder sie malen und basteln, um ihre motorischen Fertigkeiten zu schulen. Das Projekt „Fit for School“ haben Andrea Bayer und Hiltrud Hamboch auf den Weg gebracht. „Der Bedarf entstand, weil nicht alle Kinder einen Kindergartenplatz hatten“, erklärte Bayer. Ursprünglich sollte sich die Veranstaltung nur an angehende Schulkinder richten – daher auch der Name des Projekts –, allerdings nutzen auch Familien mit jüngeren Kindern dieses Angebot. Das gilt zum Beispiel für die fünfjährige Hanya aus Syrien, die mit ihren Eltern im Juni 2016 nach Deutschland gekommen ist. Sie hat ab September einen Platz im Kindergarten und spricht bisher kaum ein Wort Deutsch. Mit Feuereifer schreibt sie Zahlen und Buchstaben und lächelt glücklich, wenn Hamboch sie lobt. Dabei lernt sie nicht nur einzelne Buchstaben des Alphabets, sondern auch Alltagsgegenstände und Körperteile benennen. Mit dabei sind stets auch die Eltern, denn auch sie sollen die Angst vor dem ihnen fremden deutschen Schulsystem verlieren.

Ein Stern-Aufkleber zur Belohnung

Für Kyork ist es das Größte, wenn er penibel die Punkte auf einem Segel miteinander verbindet und für die gute Leistung als Belohnung einen Stern auf sein Blatt kleben kann. „Es macht großen Spaß, vor allem wenn ich etwas ausmalen kann“, sagt der Sechsjährige. Er freut sich ebenso sehr auf die Schule wie Gabra (3) und Tia (2) auf den Kindergarten. Die beiden nutzen die Zeit zum Malen und Spielen. Sie nehmen an dem Kursus teil, weil Vater Nameh Alskief möchte, dass seine Kinder so schnell wie möglich akzentfrei die Sprache sprechen lernen.

Mit Beginn des Schul- und Kindergartenjahres läuft das Projekt aus, da alle Kinder entweder in der Grundschule oder im Kindergarten ganztägig betreut werden. Hamboch und Bayer überlegen allerdings jetzt schon, ob sich die Gruppe nicht auch künftig in regelmäßigen Abständen treffen könnte, „damit die Eltern ihre Erfahrungen mit Schule und Kindergarten austauschen können“.

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