Politiker lehnen Projekt ab Kein Gedenkstein für den US-Piloten in Swisttal-Buschhoven

SWISTTAL · Einen Gedenkstein für den einen Tag vor Weihnachten 1944 über Buschhoven abgeschossenen US-Piloten Second Lieutenant Charles E. Carlson wird es in dieser Form nicht geben.

 Am Waldrand bei Buschhoven nahe der Absturzstelle möchte Peter Haarhaus den Gedenkstein für den 1944 abgeschossenen US-Piloten Charles Carlson errichten. Der Antrag wurde allerdings jetzt vom Swisttaler Hauptausschuss abgelehnt.

Am Waldrand bei Buschhoven nahe der Absturzstelle möchte Peter Haarhaus den Gedenkstein für den 1944 abgeschossenen US-Piloten Charles Carlson errichten. Der Antrag wurde allerdings jetzt vom Swisttaler Hauptausschuss abgelehnt.

Foto: Axel Vogel

Dies, weil die Fraktionen im Swisttaler Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss (HFB) den Abschluss eines dafür notwendigen sogenannten Gestattungsvertrages zwischen dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW und der Gemeinde Swisttal mehrheitlich mit der Inschrift für den Stein in der vorgelegten Form abgelehnt haben (elf Ja- und zwei Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen).

„Second Lieutenant Charles E. Carlson N.Y. / Fliegertod 23.12.1944/ Geborgen 2016/Erinnerung und Mahnung.“ So sollte die Inschrift lauten.

In einer ersten Reaktion machte Peter Haarhaus, Sprecher einer Gruppe von Bürgern, die den Stein in Privatinitiative finanzieren und errichten wollte, seine Enttäuschung deutlich: „Ohne Wenn und Aber: Unser Anliegen ist nicht durchgekommen. Ich bin natürlich enttäuscht. Aber ich nehme das demokratisch hin.“ Ob es einen neuen Anlauf in anderer Form oder mit anderer Inschrift geben werde, müsse er nun erst mit dem Unterstützerkreis besprechen. Aber für ihn selbst steht schon jetzt fest: „Wenn wir uns einen neuen Ansatz überlegen, dann zuallererst einen, der nicht durch den Rat muss und für den kein solcher Gestattungsvertrag notwendig ist.“

Überreste erst 2016 gefunden

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hatte der Errichtung des Gedenksteins im Forstbereich zugestimmt, um so „die Bevölkerung über die Heimatgeschichte zu informieren“. Allerdings nur dann, wenn auch ein Gestattungsvertrag mit der Gemeinde als Vertragspartner zustande komme, die sich damit zur ordnungsgemäßen Unterhaltung wie Freischneiden des Umfeldes oder Beseitigung von erheblichen Verschmutzungen verpflichten würde. Mit Privatpersonen könne ein solcher Vertrag nicht abgeschlossen werden, da nur ein öffentlicher Vertragspartner infrage komme.

Rückblick: Am 23. Dezember des Kriegsjahres 1944 war die Thunderbolt Typ P 47 des US-Piloten Charles E. Carlson in einem Waldstück nahe dem heutigen Schützenhaus in Buschhoven abgestürzt. Carlson galt seither als vermisst. Erst 2016 wurden nach Recherchen der AG Luftkriegsgeschichte Rhein/Mosel und akribischer Suche durch Mitarbeiter der gemeinnützigen amerikanischen Organisation „History Flight“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, weltweit Überreste amerikanischer Soldaten des Zweiten Weltkrieges zu suchen, schließlich Teile des Flugzeugs und menschliche Überreste gefunden. Durch DNA-Abgleich konnten sie 73 Jahre nach seinem Tod Second Lieutenant Charles E. Carlson zugeordnet werden.

Ein Gedenkstein für alle Opfer

Aus der Buschhovener Bürgerschaft entstand dann die Idee „eines Gedenksteins im Geiste der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Aus Feinden wurden Freunde“, wie Sprecher Haarhaus in einem Leserbrief schrieb. Die Idee hatte allerdings nicht nur Befürworter. Andere äußerten sich ablehnend, fanden es gar „empörend“. Etliche Leser schilderten eigene oder Erfahrungen von zivilen Familienangehörigen, die in den letzten Kriegsjahren 1944/45 von US-Piloten im Tiefflug mit Bordwaffen beschossen wurden, auch Kinder auf dem Schulweg. Wegen des „sehr sensiblen Themas“, so Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, habe die Verwaltung bewusst keinen Beschlussvorschlag unterbreitet. Karl-Heinz Peters lehnte für Die Swisttaler „einen derartigen Gedenkstein als überflüssig oder sogar geschmacklos“ ab. Einem Gedenkstein für alle Opfer des Zweiten Weltkrieges hingegen werde sich seine Fraktion nicht verschließen.

Monika Wolf-Umhauer (FDP) war sicher, dass es längst nicht mehr um den Gestattungsvertrag gehe, der „grundsätzlich in Ordnung“ sei. Man könne den Stein auch als „Versöhnungsstein“ sehen, aber die bisherige Diskussion auch in den Medien „war und ist kontrovers“. Ihr Antrag, die Entscheidung vom gesamten Rat und nicht nur von den Mitgliedern des HFB treffen zu lassen, wurde abgelehnt. In der CDU-Fraktion gebe es unterschiedliche Standpunkte zu dem Vorhaben, das „Empfindungen weckt und berührt“, sagte CDU-Fraktionschef Hanns-Christian Wagner. Mehrheitlich sei seine Fraktion dagegen. Für das Projekt sprach CDU-Ratsherr Friedrich Johannes Hansen, der allerdings darauf hinwies, dass es sich um einen Erinnerungsstein, keinen Gedenkstein handele, eine „Heldenverehrung“ sei nicht beabsichtigt.

Vorschlag ähnelt einem Grabstein

„Jede Erinnerung und jede Mahnung ist gut, solange sie neutral gehalten ist“, sagte Udo Ellmer (Bündnis 90/Die Grünen). Wenn der Stein allen Opfern des Krieges gewidmet werde, könne seine Fraktion zustimmen. Ähnlich sah es auch Peter Langes (BfS): „Wenn der Stein ohne Namen wäre, würden wir zustimmen. Aber nicht wenn er auf eine einzelne Person bezogen ist wie ein Grabstein.“ Auch Joachim Euler lehnte für die SPD das Vorhaben in dieser Form klar ab. Wie Tobias Leuning auf Anfrage sagte, weil der Stein einem Grabstein ähnlich sei und zudem ein US-Militärabzeichen trage.

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