Zehn Ortschaften mit "Wir-Gefühl" Gemeinde Swisttal feiert ihren 50. Geburtstag

SWISTTAL · Aus 2300 selbstständigen, teils kleinen Kommunen in Nordrhein-Westfalen wurden durch Fusionierungen im Rahmen der Kommunalen Gebietsreform im 1969 nur noch 396. Eine davon: die Gemeinde Swisttal.

 Zeitzeugen im Gespräch: (v.l.) Wilfried Hein, Eckhard Maack, Petra Kalkbrenner, Hans Kempen und Fritz Rosenbaum.

Zeitzeugen im Gespräch: (v.l.) Wilfried Hein, Eckhard Maack, Petra Kalkbrenner, Hans Kempen und Fritz Rosenbaum.

Foto: Axel Vogel

Aus 2300 selbstständigen, teils kleinen Kommunen in Nordrhein-Westfalen wurden durch Fusionierungen im Rahmen der Kommunalen Gebietsreform im 1969 nur noch 396. Eine davon: die Gemeinde Swisttal, die aus zehn einst autonomen Gemeinden entstand. „Ein schönes Symbol war es sich einen neuen Namen auszudenken und nicht einen Namen der zehn früheren Gemeinden zu nehmen“, sagte der Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW, Roland Schäfer, beim Festakt zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde Swisttal in Anwesenheit von Bundes-, Land- und Kreistagsabgeordneten, ehemaligen und heutigen Mitgliedern von Rat und Verwaltung, Ortsvorstehern, Vertretern der Partnerstädte Quesnoy-sur-Deule und Hochkirch mit Bürgermeister Norbert Wolf, der Nachbarkommunen sowie Gewerbe, Vereinen, Kirchen und Institutionen.

Dass die neue Gemeinde „zusammengewürfelt“ sei, sei noch heute an den vier verschiedenen Telefon-Vorwahlen zu erkennen, so Wolf. Insgesamt aber sei Swisttal eine „ausgesprochen liebens- und lebenswerte Gemeinde". Genau dies sei dem großen ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagement zu verdanken, sagte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. In den ersten Jahren habe man sich in den zehn Ortschaften und den Wohnweilern aneinander gewöhnen müssen. „Doch mit der Zeit sind wir in unserer Vielfalt zu einem Ganzen, einer großen Swisttaler Familie zusammengewachsen“, stellte sie fest.

Vielfalt fördert Gemeindeleben

Wie bei einer Familie sei jeder Teil einzigartig und besonders, mit unterschiedlichen Stärken. Gerade diese Vielfalt mache das Leben in der Gemeinde so lebendig, schön und liebenswert. In einer Talkrunde blickt die Bürgermeisterin mit ihrem hauptamtlichen Amtsvorgänger Eckhard Maack, dem letzten ehrenamtlichen Bürgermeister Wilfried Hein und den beiden Ratsmitgliedern der ersten Stunde, Hans Kempen und Fritz Rosenbaum, zurück auf die Gründungsjahre. Dabei ging es etwa darum, wie sich die Ortschaften auf die Straßennamen einigten, denn nicht in jedem Ort konnte es weiterhin eine Hauptstraße oder Kirchstraße geben. Oder auch um Vermögen oder Schulden, die die Ortschaften mit in die neue Gemeinde einbrachten. Musikalisch gestalteten den Festakt die jungen Schüler der Musikschule Voreifel, Almut Nagel und Florian Plücker.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Bürgerfestes in und um das Rathaus in Ludendorf, Tag der Offenen Tür im Gemeindearchiv und das erweiterte Feuerwehrfest der Löschgruppe Ludendorf mit großer Fahrzeug- und Geräteschau. „Unsere Idee funktioniert: von Bürgern für Bürger. Wir sind sicher, dass das Fest auch zum Swisttal-Gefühl beiträgt“, freute sich Bürgermeisterin Kalkbrenner. Im Rathausgarten boten viele Vereine und Institutionen Schnuppersport und Aktivitäten für Kinder an und im Märchenzelt erwartete Märchenerzählerin Gudrun Blum die Kinder. Auf der Bühne gab es ein buntes Unterhaltungsprogramm, das mit Konzert „Don't stop the Beat-les“ mit der Kölner Beatles-Coverband „Hard Day's Night“ abschloss.

Beim Bürgerfestes Ausstellung eröffnet

Auf dem Rathausparkplatz präsentierten sich unter anderem das Seniorenbüro, der Runde Tisch Integration, der Verein „Leben mit Autismus“, der Modellflugclub MFC Rheinbach-Swisttal, die Katholische Jugendagentur KjA mit ihrem Jugendmobil, die Angelfreunde oder die Oldtimerfreunde mit alten Treckern, Autos oder Fahrrädern. Im Rahmen des Bürgerfestes eröffnete der Kunstverein Swisttal seine neue Kunstausstellung mit Arbeiten zum Thema „SWISTTAL“. Der Heimerzheimer Willi Bregulla zeigte im Hof der Familie Klein eine Ausstellung historischer Werkzeuge, Gebrauchs- und Alltagsgegenstände aus seiner Privatsammlung, wie Wäschestampfer oder Schiebelehre sowie Werkzeug seines Vaters Schneidermeister Georg Bredulla. „Meine Liebe zu altem Werkzeug ist schon 1958 am Anfang meiner Lehre als Feinmechaniker entstanden“, sagte er. „Ich habe mir damals ein Schweißgerät gekauft und damit den Bauern geholfen, wenn etwas zu reparieren war. Wenn die fragten, was ich dafür haben wollte, habe ich immer gesagt: Werkzeug.“ Im Gemeindearchiv im ehemaligen Pastorat zeigte Archivarin Hanna Albers einige Archivalien und gab einen Einblick in die Archivarbeit.

So zeigte sie als „Lieblingsstück“ die Schulchronik von Buschhoven, die dann doch eher eine Ortschronik sei. Auch erläuterte sie, warum die Entsäuerung von Dokumenten notwendig ist: „Dann ist der Zerfall für die nächsten Jahrzehnte gestoppt.“ Während im Garten des Pastorats die katholische Pfarrbücherei einen Bücherflohmarkt anbot, las Peter Wißkirchen im Pastoratsgebäude aus seinem neuen Buch „Christus kam bis Ludendorf“. Aus der französischen Partnerstadt Quesnoy-sur-Deule waren 41 Gäste zum Fest-Wochenende gekommen. Sie trafen sich zum gemeinsamen Abendessen und Tanzabend. Als bleibendes Erinnerungsstück hatten die französischen Partner eine Installation mit individuell gestalteten Gratulationskarten zum 50. Geburtstag der Gemeinde mitgebracht.

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