Kleinkunst Das Programm der Morenhovener Kabarett-Tage steht

SWISTTAL-MORENHOVEN · Das Programm der 32. Morenhovener Kabarett-Tage steht. Comedian Jürgen von der Lippe bekommt die Lupe. Den Anfang der Kabarett-Tage macht am 25. Oktober der Grimmepreisträger, Bestsellerautor, Comedian und Kabarettist Moritz Netenjakob. Ein Überblick.

 Das Programm der 32. Morenhovener Kabarett-Tage steht. Comedian Jürgen von der Lippe bekommt die Lupe.

Das Programm der 32. Morenhovener Kabarett-Tage steht. Comedian Jürgen von der Lippe bekommt die Lupe.

Foto: André Kowalski

Alles, was recht ist – aber mit einer Auszeichnung für gendertechnisch korrekt ausbalancierte Programmgestaltung wird das bei den Morenhovener Kabarett-Tagen 2019 wohl nichts. Auch wenn Robert Grieß für seine Schlachtplatte zum Abschluss der Saison am 5. Januar 2020 erstmals eine Riege hochkarätiger Kolleginnen um sich scharen wird. Da aber in der Kunst – und somit auch in der satirischen – erlaubt ist, was gefällt, und da sich unter all diesen Herren einerseits lauter gute alte Freunde des Kleinkunstfestivals im Kreaforum sowie andererseits einige interessante neue „Gesichter“ befinden, passt das schon.

Den Anfang macht am 25. Oktober der Grimmepreisträger und Bestsellerautor, Comedian und Kabarettist Moritz Netenjakob mit der erschütternd nüchternen Mitteilung „Das Ufo parkt falsch“. Der Zuschauer hat davon einiges zu erwarten. Er wird hören, wie es Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Reiner Calmund in einer konzertierten Aktion gelingt, eben diese Ufo-Attacke abzuwehren, und wie es klingt, wenn ein Fußballreporter Hänsel und Gretel erzählt. Und auch wer Netenjakob selbst bislang noch nicht auf der Bühne gesehen hat, dürfte aber schon über seine Texte gelacht haben; bei „Switch“, der „Wochenshow“, bei „Stromberg“ oder „Pastewka“.

Freies Wlan oder warum der Mensch nicht klüger wird

Nächster im Bunde ist am 26. Oktober René Sydow, 2016 mit dem Förderpreis des Deutschen Kleinkunstpreises ausgezeichnet. In Fokus seines Programms „Die Bürde des weißen Mannes“ steht die berechtigte Frage, warum die Welt offenbar nicht klüger werden will, wo doch der Zugang zu Wissen noch nie so leicht war? Was also macht den Menschen zum Menschen? Bildung? Wahlrecht? Oder doch bloß freies Wlan? Weiter geht es am Freitag, 1. November, mit Lars Redlich, der nach 2014 und 2015 nun zum Morenhovener Hattrick ansetzt. Die Ansage dazu klingt vergleichsweise bescheiden. „Ein bisschen Lars muss sein“. Gern auch ein bisschen mehr, wenn er sich durch den Abend singt und swingt und Hits wie „Stairway to Heaven“ oder „Despacito“ in die eigene Lesart umdichtet.

Nils Heinrich dagegen – dem Morenhovener Publikum seit seinem Debüt 2015 und im Ensemble der Schlachtplatte 2018 bekannt – probt am 2. November, den Aufstand. Wobei dieser ganz ruhig daherkommt. Doch das könnte auch die Ruhe vor dem Sturm sein, denn seine erlesenen Gemeinheiten bergen sarkastische Sprengkraft.

Jürgen von der Lippe liest aus „Nudel im Wind“

Uli Masuth macht ebenfalls die Drei voll. Hat er doch 2014 und 2016 mit „Mein Leben als Ich“ seine Visitenkarte im Kreaforum abgegeben. Um sich nun am 9. November all denen zu empfehlen, die dieses Ich kennenlernen oder ganz einfach mal wiedersehen möchten. Höhepunkt der Kabarett-Tage 2019 ist am 11. November, die Verleihung der Morenhovener Lupe an Jürgen von der Lippe, der sich im Bürgerhaus für das symbolische Brennglas mit einer Lesung aus seinem Romandebüt „Nudel im Wind“ und anderen Lesefrüchten bedankt.

Zu den eingangs erwähnten neuen Gesichtern zählt auch Gregor Pallast – der am Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef Sozialkunde und Biologie unterrichtet und am 15. November, nach Morenhoven kommt, um in seinem Solo „Verwählt? 2.0 ” mit chirurgischer Präzision die „Demokratie im Endstadium“ zu sezieren.

In vergleichbarer Mission sind auch Markus Riedinger und Adrian Engels – alias „Onkel Fisch“ – unterwegs. Mit „Populisten haften für ihre Kinder“ legen die beiden, die auch schon 2015 und 2017 sowie als Gäste der Schlachtplatte gezeigt haben, was sie unter „Action Kabarett“ verstehen, am 16. November ihr satirisches Überlebenstraining für Politikverdrossene vor. Mr. Leu, der am 22. November im Krea-Theater aufspielt, kennen treue Zuschauer als eine Hälfte des schillernden Duos „Evi und das Tier“. Diesmal allerdings lässt der Mann für expressive Performance es ruhiger angehen. Mit „Invitation to the Blues“ feiert er am Klavier seine Helden – von Tom Waits über Nat King Cole und Fats Waller bis zu Duke Ellington.

Ein weiterer Debütant

Mit dem Slam-Poeten, Autor, Stand-Up-Comedian und Rapper Quichotte alias Jonas Klee stellt sich am 23. November ein weiterer Debütant dem Publikum vor. Seine „Unerträgliche Leichtigkeit des Neins“ ist als Ansage gegen seichte Unterhaltung hoffentlich alles andere als ein Kampf gegen Windmühlen. Zur Zeitreise der besonderen Art laden die Literatur-Aktivisten Dominik Bartels und Jörg Schwedler am 29. November, ein. „Die ultimative Ossi-Lesung“ steckt voller satirischer und selbstironischer Geschichten über das Leben im Arbeiter- und Bauernstaat, macht das Kreaforum zum VEB Literaturbetrieb, verwandelt es in ein Kombinat für Wortkunst oder auch in die LPG Satire.

Wohingegen sich Bernd Lafrenz, der schon 2015 in Morenhoven zu Gast war und es am 30. November wieder sein wird, auf der literarischen Zeitachse noch weiter zurückbewegt – bis in die Ära eines gewissen Shakespeare. Auf dem Spielplan steht „Romeo und Julia“, als liebevolle Parodie und virtuoses Ein-Mann-Stück. Und genau das ist am 5. Januar auch die Schlachtplatte mit Lisa Catena, Sarah Hakenberg und Dagmar Schönleber. Frauen, die wissen, wie und was man(n) zur satirischen Endabrechnung auf den Tisch bringt.

Der Vorverkauf startet am 23. August. Weitere Informationen und Karten unter www.kreaforum.de.

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