„Eine Wallfahrt in lockerer Form“ Das Gespräch am Wochenende: Der Wallfahrtsort Buschhoven

Swisttal · Im Gespräch am Wochenende schildert die Swisttaler Gemeindereferentin Marion Hicketier, wie eine Familienwallfahrt vonstatten geht und was den besonderen Charme der Rosa Mystica in Buschhoven ausmacht.

 Freuen sich auf die Familienwallfahrt: Gemeindereferentin Marion Hicketier, die Leiter der Katholischen Kindertagesstätte St. Nikolaus in Morenhoven Ingeborg Günster und Kinder aus der Kita. Foto: Bettina Thränhardt

Freuen sich auf die Familienwallfahrt: Gemeindereferentin Marion Hicketier, die Leiter der Katholischen Kindertagesstätte St. Nikolaus in Morenhoven Ingeborg Günster und Kinder aus der Kita. Foto: Bettina Thränhardt

Foto: Bettina Thränhardt

Buschhoven ist einer der ältesten Marienwallfahrtsorte in Deutschland. Die Legende sagt, dass Ritter Wilhelm von Schilling im Jahr 1190 bei einem Jagdausflug im Kottenforst bei Dünstekoven ein Marienbild fand. Es stand in einem blühenden Rosenstrauch zwischen zwei brennenden Kerzen. Der Ritter nahm es mit nach Bornheim und stellte es in seiner Burgkapelle auf. Am nächsten Morgen war es verschwunden und er fand es an der gleichen Stelle wieder wie am Tag zuvor.

Das Gnadenbild steht heute in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Katharina in Buschhoven. Es bekam den Namen „Rosa Mystica“, zu deutsch Mystische Rose, weil es in einem Rosenstrauch aufgefunden wurde. Jedes Jahr im Juni kommen zum Maria-Rosenfest Pilger nach Buschhoven. Eine ganz besondere Form des Pilgerns ist die „Familienwallfahrt“, die das Katholische Familienzentrum Swisttal veranstaltet. Gemeindereferentin Marion Hicketier sprach darüber mit dem General-Anzeiger.

Was unterscheidet eine Familienwallfahrt von anderen Wallfahrten?

Hicketier: Eine Wallfahrt folgt normalerweise strengen Regeln: Die Pilger gehen von A nach B, beten Litaneien und den Rosenkranz, es gibt Vorbeter, die Pilger antworten, es wird gesungen. Das sind Texte, die Kinder nicht verstehen. Unsere Familienwallfahrt ist eine sanfte Hinführung zu einer Erwachsenen-Pilger-Wallfahrt. Wir halten sie bewusst niederschwellig, um auch Familien zu erreichen, die der Kirche sonst nicht so nahestehen.

Hicketier: Wir wollen die Auffindungsgeschichte für die Familien erschließen. Viele wissen gar nicht, was es mit der Rosa Mystica auf sich hat. Wir machen das in lockerer Form, wir lachen auch unterwegs, man kann sich unterhalten und über den Glauben austauschen. Manchmal ist es auch etwas chaotisch, denn es sind ja viele Kindergartenkinder dabei. Litaneien beten wir aber auch, beten den Rosenkranz in stark verkürzter Form und singen Lieder mit Bewegungen.

Was bringen Sie den Familien nahe?

Hicketier: Die Auffindungsgeschichte ist fester Bestandteil der Wallfahrt, aber auch das Leben Marias, zu dem ich an drei Stationen etwas erzähle. Ich fange zum Beispiel bei Marias Eltern Anna und Joachim an. Die Geschichte gehört zu den apokryphen Texten, also zu den religiösen Texten, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Das ist dann auch für viele Eltern etwas Neues. Mit den Kindern basteln wir unterwegs ein Heft mit der Geschichte Marias.

Die Wallfahrt ist eine sehr alte Form der Gottesverehrung. Warum machen sich die Familien trotzdem auf den Weg?

Hicketier: Die großen Wallfahrten, etwa nach Santiago de Compostela oder Trier, erfreuen sich im Moment großer Beliebtheit. Es ist eine besondere Form des Glaubens, sich auf den Weg zu machen. Die Wallfahrt im Kleinen ist eine Chance, diese Form kennen zu lernen, gerade, weil es im Großen so aktuell ist, und vielleicht auch irgendwann an der großen, festlichen Wallfahrt in Buschhoven teilzunehmen.

Hicketier: Die Kinder sind frohen Mutes. Es ist sehr begehrt, etwas zu tragen. Die Kinder tragen das Kreuz, an das die mitgebrachten Rosen geheftet werden, und das Bild der Rosa Mystica. Zum Schluss sind die Kinder aber auch froh, wenn sie angekommen sind. Wir gehen etwa drei Kilometer von der Kita in Morenhoven durch den Wald bis zur Wallfahrtskirche in Buschhoven. Dort feiern wir einen Kinder-Wortgottesdient, betrachten das Bild der Rosa Mystica und ich erzähle die Auffindungsgeschichte, falls ich sie nicht schon vorher bei einer der Stationen erzählt habe. Natürlich gehört auch die Segnung der Rosen dazu, die nach dem Gottesdienst an alle verteilt werden. Anschließend machen wir zusammen ein Picknick auf der Pfarrwiese.

Hicketier: Wenn die Eltern dabei sind und mitmachen, ist das auch noch mal ein besonderes Ereignis für die Kinder. Außerdem können die Kinder sich später mit den Eltern austauschen, dadurch geschieht viel mehr in den Familien, als wenn wir nur mit den Kindergartenkindern alleine gehen würden. Der Glaube ist nicht Kindersache, sondern ein lebenslanges Lernen und Auseinandersetzen. Auch die Eltern erfahren noch neue Dinge, wie zum Beispiel die Geschichte von Marias Eltern. Die Familienwallfahrt kann so für alle eine Bereicherung sein.

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