Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert Burg Morenhoven diente als Versteck für verfolgte Juden

SWISTTAL-MORENHOVEN · Am südlichen Rand von Swisttal-Morenhoven gelegen ist die Wasserburg Morenhoven. Sie ist umgeben von breiten Weihern, die vom Mühlenbach gespeist werden. Am 10. September öffnet die Anlage Besuchern ihre Tore.

Versteckt hinter einer sie umgebenden Mauer liegt Burg Morenhoven am Ortsrand des gleichnamigen Dorfes. Erst über eine Baumallee vorbei an Pferdekoppeln öffnet sich der Blick auf die Burg, die heute im denkmalgeschützten Maria-Theresia-Gelb erstrahlt. Erbaut wurde sie im späten 13. Jahrhundert, eine frühere Erwähnung belegt aber, dass bereits im Jahr 1229 ein Wilhelm de Morinhovin auf einer Hofanlage an gleicher Stelle gelebt hat, erzählt Burgherrin Sabine von Jordans.

Seit 1281 war Morenhoven Kölner Lehen und befand sich in der Folge in wechselndem Besitz. 1345 wird erstmals das „Castrum Morenhoven“ erwähnt. Damals muss an der Stelle eine Burg gestanden haben, zu der auch eine Mühle gehörte. Denn zu dieser Zeit bekundeten Ritter Heinrich Herr von Itter und seine Gemahlin Margarethe, vom Kölner Erzbischof Walram von Jülich mit der Burg Morenhoven belehnt worden zu sein.

Im 14. Jahrhundert entstand das Torhaus mit Haube und Zugbrücke, die über den Wassergraben in den Wirtschaftshof führt. Eine zweite steinerne Rundbogenbrücke führt durch ein zweites Torhaus in den Innenhof und zum Eingang des Burggebäudes, das heute von Familie von Jordans – Sabine und Franz, ihrem Sohn Carl, und Helma, der Mutter von Franz – komplett bewohnt wird.

1682 wurde die mittelalterliche Burg zum barocken Dreiflügelschloss ausgebaut. Später kam die Burg in den Besitz der Familie Schall von Bell, die weitere Besitzungen in Lengsdorf, Lüftelberg und Flerzheim hatte. Um 1800 kam August von Schall in finanzielle Nöte und bot das Anwesen in Morenhoven zum Kauf an. So kam die Burg 1803 in den Besitz von Joseph Jordans, der aus einer alten Neusser Patrizierfamilie stammte und in Neuss auch Bürgermeister war. Erst seit dessen Sohn Karl Theodor 1842 das preußische Adelspatent erhielt, führt die Familie den Namen „von Jordans“.

Der heutige Eigentümer Franz von Jordans hat die Burg nach seinem Vater Leo übernommen, der sie wiederum von seinem kinderlosen Onkel Carl von Jordans (1881 bis 1951) geerbt hatte. Dieser auch „Moren-Carl“ genannte Carl von Jordans, von 1912 bis 1922 sowie von 1945 bis 1951 Bürgermeister des Amtes Ollheim, war ein offenkundiger Gegner des Nazi-Regimes und bot Juden ein Versteck im Kellergewölbe der Burg. Deshalb wurde er im Juni 1943 von der Gestapo verhaftet und im Gefängnis in Brauweiler inhaftiert, kam aber bald wieder frei, weil er im Amt Ollheim als Bürgermeister gebraucht wurde, wie berichtet wurde. Noch heute erinnert eine Messingtafel an der Treppe im Flur der Burg an diese Geschehnisse. Von der Jagdleidenschaft von „Moren-Carl“ zeugen die vielen Jagdtrophäen im Flur der Burg.

Familie von Jordans öffnet Teile der Burg für Festgesellschaften, Konzerte und Modeschauen. Im Salon im Erdgeschoss sind Porträts der Familienangehörigen der Eigentümer von Burg Morenhoven aus den vergangenen Jahrhunderten zu bewundern. Die Wände der erst vor wenigen Jahren komplett restaurierten Säle schmücken Musik- und Jagdszenen. „Man sagt, wir hätten den Saal mit dem schönsten Stuck im Rheinland“, sagt Sabine von Jordans.

Die Familie betrachte den Erhalt von Burg und Park als ihre Lebensaufgabe, was aber auch große finanzielle Anforderungen mit sich bringe. „Wenn man hier ein Teil anpackt, wird das gleich zum Großprojekt“, sagt Sabine von Jordans. Dass dabei die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden, sei selbstverständlich, etwa bei der Wahl des Holzes für die Iso-Verglasung der Fenster.

Seit ihrer Heirat 2006 lebt Sabine von Jordans, geborene Wehrens, auf Burg Morenhoven und leitet den Wirtschaftszweig der Vermietung des Hauses für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Familienfeiern, Konzerte oder Modenschauen. „Ein solches Haus erfordert einfach eine Frau, die anpackt und das Multitasking beherrscht, von der Hausfrau über die Landwirtin bis zur gastgebenden Adelsfrau“, sagt sie.

Die Vermietung sei aber nur der kleinere Wirtschaftszweig, der Haupterwerb liege in Land- und Forstwirtschaft. Landwirtschaftliche Flächen seien an ortsansässige Landwirte verpachtet, viel Land sei als Bauland zur Verfügung gestellt worden, Teile der Gebäude seien vermietet und aus dem eigenen Forst werde die Holzindustrie beliefert.

Besuchern gestattet Familie von Jordans gerne von der Brücke einen Blick über den Weiher auf die Burg und in den Park. Das Betreten des Innenhofs ist aber mit Rücksicht auf die Mieter nicht möglich. Führungen können nach Anmeldung vereinbart werden.

Die Rhein-Voreifel-Touristik bietet im Rahmen der Reihe „Burgen öffnen ihre Tore“ eine Führung auf am Sonntag, 10. September, 15 Uhr. Der Kostenbeitrag beträgt fünf Euro. Anmeldung bis spätestens 5. September unter 02 28/9 54 41 00

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