Putenmast in Euskirchen Beim Informationsabend mit 400 Bürgern äußerten viele ihre Bedenken

EUSKIRCHEN · Die Geflügelmastanlage Hennes in Euskirchen-Kuchenheim mit 270.000 Legehennen, die Anlage von Meer in Palmersheim mit 38.500 Puten, zwei Biogasanlagen in Palmersheim, eine in Stotzheim, eine in Dom-Esch und eine in Swisttal-Odendorf im angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis gibt es schon.

Eine weitere Putenmastanlage in Palmersheim für 26.600 Tiere, die für Burg Ringsheim beantragt ist, könnte noch hinzukommen. Viele Bürger aus Euskirchen, Swisttal und Rheinbach sind besorgt und fürchten Gefahren für Mensch und Umwelt, insbesondere durch Erreger, multiresistente Keime, luftgetragene Mikroorganismen (Bio-Aerosole) und Antibiotika-Einsatz. Uns sie fürchten eine Geruchsbelästigung

Das machten sie auch bei einer Bürgerinformation am Dienstagabend deutlich, zu der die Stadt Euskirchen anlässlich des geplanten Baus der Putenmastställe auf Burg Ringsheim eingeladen hatte. Vor den rund 400 Bürgern im City-Forum räumte Bürgermeister Uwe Friedl ein, dass die Stadtverwaltung beim ersten Antrag des Eierhofes Hennes vor zwei Jahren noch von einem Einzelfall ausgegangen sei.

"Jetzt haben wir aber die Situation, dass die Massentierhaltung Überhand nimmt. Und der Gesetzgeber lässt uns ein wenig im Regen stehen", bedauerte er. Denn nach den geltenden Vorschriften des Baugesetzbuches müsse der Antrag genehmigt werden, wenn der Betrieb keine schädlichen Umweltbeeinträchtigungen hervorrufe. "Und nach unserer Kenntnis sind alle Grenzwerte eingehalten", so Friedl.

Die ermittelten Daten zu Umweltauswirkungen auf Mensch und Natur, etwa durch Lärm, Ammoniak und Verkehr, erläuterte Peter Lambotte, Sachverständiger für Genehmigungsverfahren im Umweltbereich, der mit dem Genehmigungsantrag für die Mastanlage Burg Ringsheim nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz beauftragt ist. Nach seinen Angaben liegen die Daten sämtlich unter den Grenzwerten. Für Bio-Aerosole allerdings gebe es noch keine verbindlichen Grenzwerte, so Lambotte. Allgemein gelte heute, dass "Abstände von mehr als 500 Metern unbedenklich" seien.

Im Verlauf der Diskussion erläuterte Dirk Heller, beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zuständig für die gesundheitliche Bewertung von Luftschadstoffen, dass es bislang nur sehr wenige Studien dazu gebe, weshalb auch bis dato keine Grenzwerte für Bio-Aerosole festgelegt seien. Es gebe allerdings ein "gewisses Besorgnispotenzial" aus umweltmedizinischem Bewertungsansatz.

Aus Sicht von Lambotte und der des Antragstellers Jobst von Schaaffhausen bringe die sogenannte Zwangslüftung nach neuestem Stand der Technik, die die Abluft über zwölf Meter hohe Kamine auf den Dächern der beiden Ställe abführt, "eine deutlich bessere Immissionssituation".

Das bezweifelten die Bürger. Anton Scherer aus Odendorf meinte sogar, dass es gerade diese hohen Kamine seien, die aufgrund der Windsituation "den ganzen Mist" in den Nachbarort tragen. Nicht gelten lassen wollten die Bürger die Äußerung von Schaaffhausens, es gebe "relativ wenig Geflügelhaltung" in der Region, so dass es sich um einen "Gesundheitsstandort" handele, wo das Risiko, dass sich Tierbestände gegenseitig infizieren, sehr gering sei. Bei gesunden Tieren sei "das Thema Antibiotika und Keime weiter weg".

Das sahen viele Bürger anders. Jeder einzelne Stall sei Massentierhaltung, so Angela Kalnins. Dorothee Kroll befürchtete eine "Oldenburgerisierung" der Region mit einer weitergehenden Massierung ähnlicher Betriebe.

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