Beurlaubter Geistlicher Anwalt eines mutmaßlichen Opfers kritisiert Erzbistum

RHEIN-SIEG-KREIS · In dem Fall des beurlaubten Geistlichen in der Gemeinde Swisttal hat sich der Anwalt eines mutmaßlichen Opfers zu Wort gemeldet und die Vorgehensweise des Erzbistums Köln und der Kirchengemeinde des Priesters kritisiert.

Zum Jahreswechsel habe das von ihm vertretene Kind seinen Eltern gegenüber eine Aussage gemacht, "die durchaus auf eine sexuelle Handlung eines Geistlichen aus der Gemeinde, in der die Kindertagesstätte beheimatet ist, vor dem Kind schließen lassen könnte", so der Rheinbacher Anwalt, Stephan Mager.

Nachdem die Eltern die Kindergartenleiterin informiert hätten, sei es zu einem Gespräch mit dem Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums Köln, der Leiterin und zweier weiterer mutmaßlicher betroffener Elternpaare gekommen. Hier sei mitgeteilt worden, "dass die Leiterin eine Beobachtung gemacht habe, die mit den Angaben des von mir vertretenen Kindes korrespondieren und den Missbrauchsverdacht stützen", so der Anwalt. Ihre Beobachtung, die sich auch auf die Kinder der beiden anderen Elternpaare bezogen habe, soll sie nach Informationen des Anwalts auch der Polizei zu Protokoll gegeben haben.

Der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, sagte auf GA-Anfrage, dass er dies nicht bestätigen könne. Die Staatsanwaltschaft sei weiter dabei, den Sachverhalt zu prüfen. Der Kindergarten wollte gestern keine Stellungnahme abgeben. Wie berichtet, hatte Apostel von einem zu prüfenden Vorwurf gesprochen. Er hatte betont, dass es um einen "körperlosen Vorgang" gehe.

Anwalt Mager erklärte, es sei "unerträglich", dass der Umfang der "Erkenntnisquellen offensichtlich durch das Erzbistum unterdrückt" werde. Bei einer Informationsveranstaltung im Kindergarten sei die Angelegenheit so dargestellt worden, als hinge die Prüfung der Staatsanwaltschaft ausschließlich von der Aussage eines Kindes ab. Das Bistum wollte sich hierzu mit Verweis auf die staatsanwaltlichen Untersuchungen gestern nicht äußern. Mager kritisierte weiter, dass der leitende Pfarrer in dem Seelsorgebereich des Geistlichen und die Messdiener seiner Gemeinde sich mit dem unter Verdacht stehenden Priester solidarisch gezeigt hätten, "wenngleich das Ermittlungsverfahren noch völlig offen ist".

Die Gemeinde wollte hierzu zunächst keine Auskunft geben. Wie berichtet, hatten die Messdiener eine Unterschriftenaktion organisiert und der leitende Pfarrer eine Erklärung zu dem Fall im Gottesdienst verlesen lassen, in der es hieß, dass er von der Unschuld des Geistlichen überzeugt sei.

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