Historisches Gebäude Alter Getreidespeicher in Swisttal könnte Denkmal werden

Swisttal · Ein Sachverständiger soll Klarheit über den Zustand des leerstehenden Gebäudes „Untere Erft“ bringen. Das um 1900 erbaute Lagerhaus gehörte früher zu einem Landwarenhandel. Gemeinde hat kein Geld für die Restaurierung.

Vom genussaffinen früheren Fußballmanager Reiner Calmund ist die Lebensweisheit überliefert: „Mund abputzen und weitermachen“. Diese Maxime des schwergewichtigen Strippenziehers machen sich jetzt die Mitglieder des Fördervereins „Untere Erft“ in Heimerzheim zu eigen. Das blanke Entsetzen über die taxierten Kosten einer Sanierung des früheren Getreidespeichers an der Kölner Straße in Höhe von 600.000 Euro im Sommer vergangenen Jahres war glücklicherweise nicht von Dauer. Im September beschloss der Swisttaler Bau-, Vergabe- und Denkmalschutzausschuss, dass das geschichtsträchtige Haus bis 2023 weder zum Restbuchwert von einem Euro verkauft noch bis dahin abgerissen wird. Ein Sachverständiger soll nun klären, ob die frühere Dependance der Landwarengenossenschaft „Untere Erft“ als Denkmal anzusehen ist.

Sollte der Experte feststellen, dass es sich bei dem anno 1900 errichteten Bau tatsächlich um ein schützenswertes Denkmal handelt, würde dies die Pläne des Fördervereins, aus dem ortsbildprägenden Backsteingebäude ein „Haus der Swisttaler Geschichte“ sowie einen Treffpunkt für Veranstaltungen und Lesungen zu machen, keineswegs durchkreuzen, wie Karl-Heinz Peters, Vorsitzender des Fördervereins dem GA sagt.

Der Status als Denkmal eröffne dem Verein womöglich eine breite Palette an Möglichkeiten, neue Fördergelder zu generieren. Allerdings, so vermutet der Förderverein, bringe dieser Schritt auch einen gravierenden Nachteil mit sich: Mehrausgaben für den vorgabengerechten Erhalt eines Denkmals. Mit der „Unteren Erft“ beschäftigt sich am Mittwoch, 24. Januar, der Swisttaler Bau-, Vergabe- und Dankmalschutzausschuss.

Wie es mit dem seit mehr als 30 Jahren leer stehenden ehemaligen Landwarenhandelsgebäude im Heimerzheimer Ortskern weitergeht, war jüngst auch Thema eines Gesprächs von Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) mit Mitgliedern des Fördervereinsvorstands. Hintergrund: Seit 1987 ist das aufgegebene Lagerhaus in Gemeindebesitz.

Als gemeinsames Ziel formulierten der Verein und die Verwaltungschefin das Ansinnen, die ortsprägende Front der Unteren Erft in jedem Fall zu erhalten. Dem Förderverein ist es zudem wichtig, dass die Untere Erft als Gebäude mit der Fläche darum herum kein Spekulationsobjekt für einen Investor werden soll. Wunsch des Vereinsvorstands ist es außerdem, das Gebäude bis zur avisierten Beendigung des Haushaltssicherungskonzeptes in Swisttal im Jahr 2023 im Eigentum der Gemeinde zu behalten. Im Anschluss, so hofft der Förderverein, könnte wieder Geld zur freien Verfügung im Haushalt bereitstehen.

In einem guten baulichen Zustand befindet sich nach Ansicht des Vereins beispielsweise im Inneren das gemauerte Areal des Vorraums und des Büros. Auf dieser rund 26 Quadratmeter großen Fläche seien die Veranstaltungen denkbar, die den Charakter des „Treffpunkts“ unterstreichen – wie Lesungen, Vorträge, kleinere Zusammenkünfte oder Filmvorführungen. „Den Raum sieht der Verein quasi als 'Haltepunkt'. Der Rest soll mittels einer Glaskonstruktion abgesperrt werden, damit dort der Eindruck des Gesamtgebäudes noch erkannt werden kann“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung zum Tagesordnungspunkt Untere Erft. Ob die Untere Erft – zumindest teilweise – für Veranstaltungen genutzt werden kann, dazu soll die Einschätzung des Sachverständigen ebenfalls beitragen.

Neben den baulichen Mängeln besteht bei der Unteren Erft noch ein weiteres Problem: In dem Gebäude gibt es derzeit weder Stromanschlüsse noch Verteilerkästen. Die bestehenden elektrischen Leitungen müssten auch vor einer möglichen Teilnutzung saniert werden. Außerdem mangelt es im einstigen Getreidespeicher sowohl an einer Heizung wie an einer Be- und Entwässerung. Darüber hinaus erwartet die Swisttaler Verwaltung weitere Auflagen für den Brandschutz seitens der Bauaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises, falls das Gebäude für Veranstaltungen genutzt wird.

Für weitere Planungsarbeiten der Swisttaler Verwaltung und um gegebenenfalls das ein oder andere herrichten zu können, beantragt der Förderverein bei der Gemeinde die Bereitstellung von 10 000 Euro. Dazu sollen Planungsmittel aus dem Jahr 2017 ins aktuelle Jahr transferiert werden. Die Sitzung des Bau-, Vergabe- und Denkmalschutzausschusses beginnt am Mittwoch, 24. Januar, um 17.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses in Swisttal-Ludendorf.

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