Arbeiten in Swisttal Alter Brunnen bei Wasserrohrbruch entdeckt

Swisttal-Heimerzheim · Bei Arbeiten wegen eines Wasserrohrbruchs in der Kirchstraße in Heimerzheim gab es eine Überraschung: Ein alter Brunnen wurde unter dem Haus entdeckt.

 Nach einem Kanalbruch in der Kirchstraße in Heimerzheim tut sich ein Brunnenschacht auf. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (in rot) und weitere Interessierte warfen einen Blick in das gesicherte Loch.

Nach einem Kanalbruch in der Kirchstraße in Heimerzheim tut sich ein Brunnenschacht auf. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (in rot) und weitere Interessierte warfen einen Blick in das gesicherte Loch.

Foto: Axel Vogel

Ein banaler Anlass hat zu einer überraschenden Entdeckung geführt: Ein Wasserrohrbruch hatte das Aufreißen der Kirchstraße am Haus Nummer 37 durch e-regio notwendig gemacht. Dabei stießen die Bauarbeiter auf einen Brunnen aus gemauerten Ziegelsteinen.

Angeführt von Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, dem Beigeordneten Hans Dieter Wirtz und Ortsvorsteher Hermann Leuning erklommen am Dienstag rund ein Dutzend Interessierte eine gesicherte Plattform, um einen Blick in das ebenso gesicherte Loch zu werfen. "Der Brunnen ist 18 Meter tief, bis unten durchgemauert, und hat einen Durchmesser von 1,20 Meter. Es steht kein Wasser darin, er ist trocken", erläuterte die zuständige Sachbearbeiterin im Tiefbauamt der Gemeinde Swisttal, Nicole Danziger.

Weil dieser Brunnen bei der Gemeinde bis dato unbekannt war, wurde das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege informiert, dessen Fachleute das Bauwerk in Augenschein nahmen. "Die Bauweise lässt darauf schließen, dass es sich um ein neuzeitliches Bauwerk handelt. Dafür spricht auch das vorhandene Rohr. Vom Mauerwerk her ist das eine sehr saubere Arbeit", sagte Uwe Steinkrüger. Der Brunnen sei nun eingemessen und eingetragen worden, damit sei für das LVR-Amt die Arbeit beendet. Der Brunnen wurde mit Spezialkameras befahren, der entsprechende Film aufbereitet und auf die Internet-Seite der Gemeinde Swisttal gestellt, wo er angeschaut werden kann. Brunnen und Grube werden wieder mit Rollkies verfüllt, so Nicole Danziger. Das habe im Gegensatz zu Beton den Vorteil, dass der Rollkies bei Bedarf problemlos wieder entfernt werden könne.

Für zwei Ur-Heimerzheimer wurden beim Ortstermin an der Brunnen-Grube Erinnerungen wach: das Ehepaar Fritz und Katharina Wolff hatte die zum Brunnen gehörige Schwengelpumpe noch als willkommenen Spielraum ihrer Kindheit lebhaft im Gedächtnis. "Ich weiß noch, wie die Pumpe funktioniert hat", sagte die 88-jährige Katharina Wolff, geborene Radermacher, die an der Kirchstraße aufgewachsen ist und bis heute dort lebt. "Die Pumpe war zwar nicht mehr in Betrieb, aber sie war noch funktionstüchtig. Wir hatten mit den Nachbarskindern Spaß an der Pumpe, sie war für uns praktisch ein Spielzeug."

Der Vorsitzende des Ortsausschusses für Heimat- und Kulturpflege, Hermann Menth, und der ehemalige Vorsitzende von dessen Arbeitskreis Heimat, Georg Schmidberger, konnten Details zur Historie von Brunnen und aufgebauter Schwengelpumpe nennen, die demnach etwa drei Meter hoch und der in Essig vorhandenen ähnlich war. "Das war ein zentraler Platz zur Kommunikation", sagte Schmidberger, der in Aufsätzen und Vorträgen über die Kirchstraße sowie über die Wasserversorgung Heimerzheims Details festgehalten hat.

Demnach habe diese Schwengelpumpe zu einer ganzen Reihe gehört, die in den unteren Ortsteilen Heimerzheims Wasser aus Grundwasser-Brunnen geliefert und so zur allgemeinen Wasserversorgung gedient hätten. "Das täglich benötigte Trinkwasser in Haus und Küche zu schaffen, war meist den Frauen vorbehalten. Sie gingen mehrmals am Tag zum Brunnen, holten in Kannen und Töpfen das Wasser und tauschten dabei die neuesten Nachrichten aus", schreibt Schmidberger in seinem Aufsatz "100 Jahre moderne Wasserversorgung in Heimerzheim". 1912 habe Heimerzheim eine in die Erde verlegte Druckwasserversorgung bekommen, fast jedes Haus eine Wasserzapfstelle, aus der die Menschen mit sauberem Trinkwasser aus der Eifel versorgt worden seien. "Die Pumpe wurde erst 1937 im Zuge des Umbaus der Kirchstraße abgebaut, der Brunnen zugeschüttet", so Schmidberger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort