Kleinod in neuem Glanz 200 Jahre altes Heiligenhäuschen restauriert

Swisttal · Der Heimerzheimer Rainer Schmitz hat das Heiligenhäuschen bei Gut Vershoven an der Swist restauriert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

 Das Heiligenhäuschen an der Swist in der Nähe von Gut Vershoven ist frisch renoviert.

Das Heiligenhäuschen an der Swist in der Nähe von Gut Vershoven ist frisch renoviert.

Foto: privat

Der Heimerzheimer Rainer Schmitz ist viel mit dem Rad unterwegs. Auch entlang der Swist. Auf Höhe von Gut Vershoven, in der Nähe der RSAG-Umladestation, fiel ihm der schlechte bauliche Zustand des dortigen Heiligenhäuschens auf. „Da muss ich was dran machen“, sagte sich der handwerklich geschickte Rentner. Und machte sich an die Restaurierung des fast 200 Jahre alten Kleinods.

Schon die Karte der Franzosen Tranchot und Müffling (Nr. 101 Heimerzheim), die um 1820 erstellt wurde, zeigt eine Furt, die über die Swist von Vershoven zum Dünstekovener Feld führte. Das Vieh wurde dort aus dem Stall über die Swist zu den Weiden getrieben. Dieser Weg führt bis Schillingscapellen, wo sich ebenfalls am Ausgang der alten Klosteranlage ein Heiligenhäuschen befindet.

Auf der westlichen Seite der Swist ist diese Furt erkennbar. Auf der östlichen Seite befindet sich das Heiligenhäuschen Vershovener Wiesen. Eine Tafel am Bilderstock an der Swist gibt Aufschluss über die Erbauung dieses Denkmals: „ Zu Ehren Gottes und der seligen Jungfrau Maria haben dieses Denkmal aus den Steinen der Kirche zu Kapellen die Bürger Ferdinand Trimborn und Franziska Scheiff im Jahre 1823 gebaut.“ Auf dem alten Friedhof Bonn erinnert eine Tafel an die beiden. Der Pächter stellte in dieses Kapellchen eine 1,06 Meter große barocke Anna-Selbtritt-Gruppe (Anna mit Tochter Maria und dem Jesuskind). Diese stammte aus dem Damenstift Schillingscapellen und war während der Französischen Revolution verschollen. Diese Figurengruppe, bei der Jesus zwischen Anna und Maria auf einer Bank sitzt, war 135 Jahre der Mittelpunkt dieser Anbetungsstelle.

Viele Christen pilgern dahin

Viele Christen pilgerten dort hin, um in einem Gebet Gott zu danken oder auch um Hilfe zu bitten. Die Zeit hatte an dieser Figurengruppe Spuren hinterlassen. Auf Betreiben der Rheinischen Denkmalpflege wurde dieses kleine Kunstwerk restauriert und anschließend in der Kapelle der Burg Heimerzheim aufgestellt. Auch eine angefertigte Kopie wurde später aus Sicherheitsgründen nach Gut Capellen gebracht.

Die Eigentumsverhältnisse von Vershoven und Schillingscapellen haben sich in den letzten Jahrhunderten öfters geändert. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts sind beide Güter im Besitz der Familie von Boeselager. 1991 wurde das Heiligenhäuschen an der Swist in die Denkmalliste der Gemeinde eingetragen. Die Substanz des Denkmals war schon damals marode. Öffnungen in der Kuppel bewirkten, dass eindringendes Wasser das Innere sehr beschädigte, auch das Mauerwerk zeigte große Schäden.

Die Betreuung dieses Heiligenhäuschen liegt seit Jahrzehnten in Heimerzheimer Hand. Da die Familie, die sich hier verantwortlich fühlte, in die Eifel gezogen ist, hat Rainer Schmitz, ebenfalls aus Heimerzheim, die Patenschaft für dieses Denkmal übernommen. Schmitz hatte bereits vor Jahren seine künstlerisch handwerklichen Talente unter Beweis gestellt, als er die Begrüßungsschilder an der Heimerzheimer Kölner Straße restaurierte. Ein Handschlag zwischen Eigentümer Paul von Boeselager, der seine Unterstützung zusagte, und Rainer Schmitz besiegelte die Zusammenarbeit.

Fast täglich in den letzten sieben Wochen dort gewesen

So hat Schmitz die letzten sieben Wochen fast täglich an der Swist sein Lager aufgeschlagen. Mit Unterstützung des Bauhofes der Gemeinde Swisttal wurden zunächst Bank und Tisch beseitigt. Später stellte der Bauhof die Unterprofile für die Bänke und befestigte den Weg mit Kalksplitt. Schmitz entzifferte und übersetzte den Text auf der Tafel. Dann entfernte er das Gestrüpp rings um das Häuschen und pflanzte eine Ligusterhecke. Er reinigte das Dach, die Fugen und das Mauerwerk. In den letzten Jahrzehnten bildete eine Herz-Jesu-Gruppe aus Gips das Herzstück der Kapelle. Auch diese Figuren waren durch die Witterung gezeichnet, deshalb brachte Schmitz hinter dem Gitter eine Plexiglasscheibe an.

Die Figuren Maria und Josef tauschte er aus. Sie stammen aus dem Nachlass der Siegburger Abtei Michelsberg. Die Bänke haben bewusst keine Rückenlehne, sodass sich der Besucher entscheiden kann, ob er das Heiligenhäuschen oder den Blick über die Felder bevorzugt. Die kleine Parkanlage rund um den Bilderstock bietet nun eine Stätte der Ruhe.

Bei der Gestaltung der Außenanlage half Hans Bölkow. Das Holz für die neuen Bänke spendete Familie Luppus. Die Firma Bohnen zahlt die Einfassung, die Familie Rupperath beteiligt sich an weiteren Kosten. Ein Pultschild, das die Familie Trimborn fertigte, wird die Gäste über die Geschichte des Bilderstocks informieren. Erstaunlich viele Passanten stellten im dafür erstellten Leuchtkasten Lichter auf. Ein Freund dieser Stätte war so begeistert, dass er Schmitz einen Geldschein für die Kosten zusteckte und sich für sein Engagement bedankte.

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