Wald in der Region „Wildschweine verursachen viele Schäden“

Swisttal · Gespräch am Wochenende: Landwirt Johannes Brünker ist seit zehn Jahren Wildschadenschätzer in Swisttal.

Wenn Wildschweine in ein Maisfeld einbrechen oder Kaninchen Rüben verputzen, spricht man von einem Wildschaden. Können sich Jagdpächter und Landwirt nicht über den Schadensersatz einigen, kommt Johannes Brünker ins Spiel. Der 52-jährige Landwirt aus Swisttal-Hohn ist seit zehn Jahren Wildschadenschätzer in Swisttal. Jetzt hat ihn Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner für weitere fünf Jahre verpflichtet. Mit Brünker sprach Hans-Peter Fuß.

Welche Aufgaben hat ein Wildschadenschätzer?
Johannes Brünker: Er muss zunächst einmal sachkundig sein, um feststellen zu können, welche Wildart welches Schadensbild verursacht hat. Er muss die Pflanzen kennen, um die Höhe des zu erwartenden Ertrages sowie des eingetretenen Schadens abschätzen zu können.

Wie wird man Wildschadenschätzer?
Brünker: Für dieses Ehrenamt kann man sich nicht bewerben. Man wird gefragt. Es ist gut, wenn man sowohl das Vertrauen der Jagdpächter als auch der Landwirte genießt.

Wer ist verantwortlich, wenn ein Wildschwein einen Acker umpflügt?
Brünker: Alle unbefriedeten Flächen in der Gemeinde werden von Jagdgenossenschaften verwaltet. Die einzelnen Jagdbezirke werden verpachtet. In der Regel wird vereinbart, dass im Schadensfall der Jagdpächter zahlt.

Wie oft treten Sie in Aktion? Sind Wildschäden in Swisttal und am Rande des Kottenforstes ein großes Problem?
Brünker: In Bezug auf meine Einsätze nicht. Ich werde im Schnitt nur etwa drei Mal im Jahr angefragt. Deshalb habe ich auch keinen genauen Überblick über die gesamten Wildschäden in Swisttal. Der Eigentümer oder Bewirtschafter muss den Schaden spätestens 14 Tage nach Eintritt bei der Gemeinde melden. Die Gemeinde schreibt dann den Jagdpächter an und versucht, eine Einigung mit dem geschädigten Landwirt herbeizuführen. Wenn dies nicht gelingt, trete ich in Aktion.

Welche Tiere verursachen die größten Schäden?
Brünker: Wildschweine verursachen die meisten Schäden. Sie gehen gerne in die Maisfelder, wo sie gute Deckung finden. Sie sind so schlau, dass sie die Stauden umknicken, um an die Kolben heranzukommen. Sie durchwühlen aber auch den Boden auf der Suche nach Eiweiß in Form von Engerlingen oder Feldmäusen. Auch Kaninchen können im Fall der Überpopulation große Schäden hervorrufen. Sie fressen sich durch die jungen Bestände von Rüben, Raps und Getreide. Das kann schon mal zu einem Totalausfall der Ernte führen. Auch Rehe und Fasane verursachen Schäden. Nicht jede Frucht- oder Gemüseart ist schadensersatzpflichtig. Ersatz bekommt man nicht für Gartengewächse wie Kohl oder Erdbeeren oder für gelagerte Früchte wie etwa Rübenhaufenmieten.

Nach welchen Kriterien berechnen Sie die Höhe des Schadens?
Brünker: Ich schreite die beschädigte Fläche ab, zeichne eine Skizze und notiere mir die Quadratmeterzahl. Dann schätze ich den möglichen Gesamtertrag der Ernte und berechne danach die Schadenshöhe.

Um welche Summen geht es dabei?
Brünker: Das sind meist keine riesigen Beträge. Ein Beispiel: Für 517 Quadratmeter beschädigten Mais habe ich einen Schaden von 108 Euro ermittelt. Der größte mir bekannte Schaden betrug 1800 Euro. Den hatten Wildschweine in einem Rübenfeld verursacht.

Wie laufen die Gespräche zwischen dem Verursacher, dem Geschädigten und Ihnen in der Regel ab?
Brünker: Da kann es zu angespannten Situationen kommen, obwohl sich die Beteiligten in der Regel kennen. Der Geschädigte neigt häufig dazu, den Schaden als schlimm zu schildern. Der Jagdpächter will natürlich nicht allzu viel zahlen. Da ist Fingerspitzengefühl wichtig.

Wo finden die Gespräche statt?
Brünker: Man trifft sich auf dem Feld zur Besprechung. Ich schaue mir den Schaden an, dann sagt jeder seine Meinung. Wenn die Beteiligten sich nicht einigen können, werde ich tätig.

Halten Sie Ihr Urteil schriftlich fest?
Brünker: Ich formuliere meine Beobachtungen und Berechnungen aus und ergänze sie durch Fotos. Das stelle ich den Beteiligten zur Verfügung.

Welche juristische Qualität hat Ihr Urteil?
Brünker: Wenn ein Beteiligter nicht einverstanden ist, steht ihm der gerichtliche Weg offen. Das ist aber noch nicht vorgekommen.

Hat es schon mal einen größeren Streit gegeben?
Brünker: Nein. Bisher sind noch alle mit meinen Kompromissvorschlägen einverstanden gewesen. Eine vergiftete Atmosphäre schadet allen. Schließlich müssen Landwirte und Jagdpächter ja langfristig zusammenarbeiten.

Lohnt sich eine Versicherung gegen Wildschäden?
Brünker: Das glaube ich nicht.

Wie können sich Landwirte gegen Wildschäden schützen?
Brünker: Etwa durch Elektrozäune, so wie es die RWZ auf einem Versuchsfeld bei Morenhoven macht. Bei Rösberg hat ein Landwirt sein Maisfeld komplett eingezäunt.

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