Taschengeldbörse Swisttal „Man profitiert voneinander“

Swisttal · Das Taschengeld etwas auffrischen und gleichzeitig älteren Menschen etwas Gutes tun, das ist in Swisttal durch die Taschengeldbörse einfach geworden. Das Projekt bringt Jugendliche und junge Erwachsene mit Senioren zusammen. Profitieren können davon beide Seiten.

 Rafael Herrmann und Eva Niedenführ (rechts) erklären Iris Brösel den Umgang mit dem PC.

Rafael Herrmann und Eva Niedenführ (rechts) erklären Iris Brösel den Umgang mit dem PC.

Foto: Bettina Thränhardt

Iris Brösel (58) aus Odendorf freut sich: „Ich bin hellauf begeistert“, sagt sie. Nach einer schweren Erkrankung war sie im Sommer des Jahres nicht in der Lage, ihren Haushalt selbstständig zu führen. Der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Swisttal, Gerhard Endruschat, vermittelte ihr daraufhin im Rahmen seines Projekts „Taschengeldbörse“ die 16-jährige Eva Niedenführ, die ihr gegen einen Obolus im Haushalt hilft.

Die Idee des Projekts: Zuverlässige Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren helfen wohnortnah Senioren bei Tätigkeiten, die diese nicht mehr selber verrichten können. Einen Monat lang bezahlte Brösels Krankenkasse die Haushaltshilfe für drei oder vier Stunden pro Woche. Mittlerweile kommt Niedenführ zwei bis drei Stunden pro Woche und Brösel bezahlt das Taschengeld für die junge Frau selbst.

Dann putzen die beiden Frauen zusammen, arbeiten im Garten und haben auch schon gemeinsam die Garage ausgeräumt. Und immer sind sie dabei im Austausch und im Gespräch. „Man profitiert voneinander“, sagt Brösel: „Ich kriege von ihr die Sicht eines junges Menschen auf die Dinge.“

Viel über Hausarbeit gelernt

Niedenführ sagt, dass sie schon einiges über Hausarbeit gelernt hat. Sie mag auch die zwei Katzen und den Hund ihrer „Arbeitgeberin“. Rafael Herrmann (16), Sohn von Gerhard Endruschat, hat sich auch schon für die Taschengeldbörse engagiert. Er wird angefragt, wenn Senioren wissen wollen, wie ihr Handy funktioniert oder Probleme mit dem Computer haben. Einmal habe er einer älteren Dame gezeigt, wie sie per E-Mail Fotos an Verwandte im Ausland schicken kann, erzählt Herrmann. Ein anderes Mal habe er einer Seniorin ihr Smartphone erklärt. Der Erfolg motiviere ihn, weil er den älteren Leuten neue Möglichkeiten eröffnet.

„Die Taschengeldbörse ist ein weiterer Baustein des Seniorenbüroziels, älteren Menschen zu ermöglichen, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben können“, sagt Endruschat. Er hat die Initiative ins Leben gerufen, die Leitung aber mittlerweile an Diethard Schaefer übergeben.

Das Prozedere ist einfach: Interessierte Jugendliche haben ein Aufnahmegespräch und werden in eine Liste aufgenommen. Senioren können über eines der Seniorenbüros der Gemeinde Kontakt zur Taschengeldbörse aufnehmen. Schaefer sucht einen Jugendlichen aus der Liste aus, der vom Wohnort und von der gewünschten Tätigkeit her zu dem Senior passt und vermittelt den Kontakt. Die Höhe des „Taschengelds“ vereinbaren die beiden Parteien selbst, vorgegeben ist lediglich ein Mindestbetrag von fünf Euro pro Stunde.

Austausch zwischen den Generationen wird gefördert

„Der Gewinn liegt nicht nur in der konkreten wechselseitigen Unterstützung“, sagt Endruschat. Durch die Arbeit können die Jugendlichen Kompetenzen erwerben, es werden Vorurteile zwischen den Generationen abgebaut und der Austausch zwischen den Generationen gefördert, meint der Seniorenbeauftragte. So wie bei Brösel und Niedenführ. Brösel: „Wir haben ein Gemeinschaftsgefühl und sind stolz, dass wir schon so vieles zusammen hingekriegt haben.“

Kontakt zur Taschengeldbörse Swisttal über Diethard Schaefer, 0 22 26/1 69 20 78, im Internet unter www.taschengeldboerse-swisttal.de oder über E-Mail an info@taschengeldboerse-swisttal.de. Weitere Informationen gibt es auch in den Seniorenbüros oder bei den Offenen Treffs in Buschhoven, Heimerzheim oder Odendorf.

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