Interview mit Lothar "Black" Lechleiter „Es kommt mir nicht nur auf Lacher an“

Swisttal-Morenhoven · Er war ein Teil des legendären Liedermacherduos Schobert & Black: Lothar „Black“ Lechleiter. Am Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr, ist „Black“ zusammen mit dem nicht weniger legendären Ingo Insterburg im Kreaforum in Morenhoven zu Gast. Ein Gespräch über die "Höhepunkte aus zwei Künstlerleben".

 Ingo Insterburg (links) und Lothar "Black" Lechleitner

Ingo Insterburg (links) und Lothar "Black" Lechleitner

Foto: Wolfgang Henry

Ingo Insterburg und Sie servieren in Morenhoven „Höhepunkte aus zwei Künstlerleben“. Was dürfen die Zuschauer im Kreaforum erwarten?

Lothar „Black“ Lechleiter: Sie werden in ersten Linie von Ingo ein Programm erwarten, in dem er noch immer auf 15 bis 20 Instrumenten spielt, die er alle selbst gebaut hat. Er spielt etwa auf der selbst gebauten Harfe. Das ist ein Klodeckel, da hat Ingo seine Saiten eingebaut und spielt darauf – ganz verrückt. Er hat eine Posaune aus einem Gummischlauch. Das Mundstück stammt von einer Posaune, und darauf spielt er. Er spielt auch mit drei Instrumenten auf einmal. Und Ingo hat sich in der letzten Zeit spezialisiert auf Anti-Raucherlieder. Er hat dazu ein Buch geschrieben, in dem 3500 Anti-Raucherlieder enthalten waren. Jetzt hat er eins geschrieben mit 5500 Anti-Raucherliedern. Und er ist dabei dies zu übertreffen: Er will ein Buch mit 7000 Raucherliedern und Sprüchen herausbringen. Das macht er auch, der Ingo.

Wie haben sich Ingo Insterburg und Black gefunden? Die – wie es früher hieß – „höhere Blödelei“ ist ja nur eine ihrer Fähigkeiten. Gesellschaftskritik und Wortwitz sind allerdings eher zu Ihrer Kernkompetenz zu zählen.

Black: Irgendwann haben wir beiden Ostpreußen uns mal gefunden. Dann haben wir überlegt, mal was zusammen zu machen. Das haben wir gemacht, und das war wirklich ein wunderbarer Erfolg. Da haben wir gesagt: Wir machen das öfter. So geben wir jetzt im Jahr um die zehn Konzerte zusammen. Dem Ingo ist das ganz lieb: Der ist ja noch älter als ich (lacht). Nächstes Jahr wird er 83. Ingo ist eindeutig der bekanntere Musiker von uns beiden – aber ich muss mich auch nicht verstecken. Als Schobert & Black haben wir in Berlin die Deutschlandhalle mit 17 000 Zuhörern, die Waldbühne oder die Dortmunder Westfalenhalle gefüllt. Es gab keinen Saal, den wir nicht vollbekommen haben.

Zu Ihrem Repertoire gehörten die gesellschaftskritischen, mit reichlich Wortwitz ausgestatteten Lieder ebenso wie die flotten Limericks. Worüber macht sich ein Liedermacher, der in den 70er Jahren Gesellschaftskritik übte, heute in seinem Programm lustig?

Black: Es sind in Morenhoven Lieder dabei wie „Die Freiheit“ – ein Lied, das ich in jedem Programm spiele. Wir haben einen Titel dabei, der nennt sich „Das Schärf-lein“. Das ist ganz aktuell, denn es geht um Länder, die versprechen, für Afrika zu spenden – und dann zahlen sie nicht. Dann haben wir ein Lied, das heißt „Pegida-Loreley“. Da haben wir das Loreleylied ein wenig umgeschrieben. Dadurch ist das sehr politisch geworden. Es geht sehr stark gegen Pegida, aber das muss auch sein. Ich kann mich in meinem Alter nicht hinsetzen und das alles so hinnehmen...

Damit haben Sie in Teilen schon meine Frage beantwortet, die ich noch zu stellen beabsichtigte. Worüber macht sich ein Liedermacher anno 2016 so seine Gedanken: Trump, Pegida-Pöbel oder Pokémon Go?

Black: Der Trump kommt auf jeden Fall in einem Lied vor. Es heißt „Das Nashorn“. Das ist ja eine furchtbare Geschichte, die da passiert. Und ein Pegida-Lied singen wir schon länger – nicht erst seit den Pöbeleien in Dresden. Man kann zu verschiedenen Politikern unterschiedlicher Meinung sein. Aber das, was die da machen, das geht nicht. Das kann ich einfach nicht hinnehmen. Wir machen auch ein Lied über Seitenbacher – diese furchtbare Werbung. Das ist ja der Seitenbacher selbst, der da spricht. Im „Seitenbacher-Müsli-Song“ kommt drin vor, dass die Mafia schon Herrn Seitenbacher kennt, weil sie das Müsli für ihre Schuhe aus Zement benutzt. Das ist schon ganz witzig. Wir plädieren dafür, dass diese Werbung ins Kulturerbe aufgenommen wird.

Wir Deutschen stecken ja Menschen gerne in Schubladen. In den 70er Jahren hießen lustige Menschen mit Gitarren Blödelbarden...

Black: Das war nicht unsere Erfindung. Das hat man uns so aufgedrückt. Aber ich habe da überhaupt nichts gegen, ich kann Ihnen auch sagen warum: Der Schobert und ich wir waren sehr politisch und mitunter sehr böse. Aber wir haben immer gesagt: Wir wollen auch die lustigen Sachen dabei haben – wie die Limericks. Wenn wir ein größer werdendes Publikum erreichen wollen, dann können wir nicht nur politische Lieder machen. Da müssen auch komische Sachen kommen, dann kann man ihnen die politischen Lieder „unterjubeln“. So haben wir es gemacht.

Heute würde man Sie so gewiss in die Schublade eines Comedian stecken...

Black: Ja. Und das ist genau das, was ich überhaupt nicht will. Ich habe nichts gegen die Comedians. Aber in fast allen Sendungen geht jeder fünfte Satz in den Unterleib – wenn jemand nicht mehr weiter weiß. Wenn die Lacher nicht mehr da sind, wird was Sexuelles gemacht. Das kann ich überhaupt nicht begreifen. Es kommt mir nicht nur auf Lacher an. Es müssen auch Dinge gesagt werden, die bierernst sind, wo keiner lacht. Wo man aber merkt, dass die Leute ergriffen sind und nachdenklich sind. Das war auch immer die Maxime von Schobert und mir: Lustig: Ja. Aber es darf auch mal gegen Franz-Josef Strauß und gegen Rainer Barzel sein. Die haben bei uns nichts zu lachen gehabt, denn die haben die Studenten und die jungen Leute seinerzeit auf das Schlimmste beleidigt.

Heutzutage heißen die Liedermacher Singer-Songwriter. Sie trauen sich, auf Deutsch zu singen, aber sie kommen nach meinem Geschmack zumeist völlig unpolitisch daher und beklagen lieber immer wieder ihr Herzeleid.

Black: Die nennen sich Singer-Songwriter. Aber es gibt auch sehr gute. Es gibt zum Beispiel Manfred Maurenbrecher – auch wenn der nicht mehr jung ist. Und es gibt viele Liedermacher, die noch sehr politisch sind – zum Glück.

Die „Höhepunkte aus zwei Künstlerleben“ präsentieren Ingo Insterburg und Lothar „Black“ Lechleiter am Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr, im Kreaforum von Swisttal-Morenhoven, Eichenstraße 3/Vivatsgasse. Karten gibt es für 16 Euro unter www.kreaforum.de oder an der Abendkasse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort