Gründung vor 40 Jahren Die Volkshochschule Voreifel stößt an ihre Grenzen

Rheinbach · Die Volkshochschule Voreifel bietet seit 40 Jahren Kurse in 11.000 Unterrichtsstunden pro Jahr an. Das derzeitige Domizil ist zu klein.

Alles, so scheint es, kommt eines schönen Tages wieder zum Vorschein: Wer etwa die ersten Seiten des Programmhefts der heutigen Volkshochschule (VHS) Voreifel aus dem Jahr 1978 aufschlägt, dem fällt ein Kursus in Stenografie ins Auge. Die Kunst des schnellen Mitschreibens unter Zuhilfenahme kunstvoll anmutender Bögen, zwischenzeitlich mangels Interesse aus dem VHS-Programm genommen, könnte schon bald eine Renaissance erfahren: „Steno ist wieder en vogue“, meint Yvonne Schütze, Programmleiterin der VHS Voreifel. Die fast in Vergessenheit geratene Schrift könnte erneut Teil des Angebots sein, berichtet sie. Am Sonntag, 21. Januar, feiert die VHS für die Städte Meckenheim und Rheinbach sowie die Gemeinden Swisttal und Wachtberg ihre Gründung vor 40 Jahren mit einem Neujahrsempfang im Himmeroder Hof in Rheinbach.

Überhaupt: Wer sich das handliche Programmheft anno 1978 ansieht, entdeckt beim Blättern viele alte Bekannte. „In dem Programmheft ist alles abgebildet, was wir heute auch machen“, findet VHS-Direktorin Barbara Hausmanns. Als offizieller Gründungstag der damaligen „Volkshochschule des Zweckverbands Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg“ gilt zwar der 20. November 1977 – allerdings nahm die VHS erst zum 1. Januar 1978 ihren Betrieb auf. Ein Landesgesetz ermöglichte es Kommunen mit mehr als 25 000 Einwohnern eigene Volkshochschulen zu gründen oder bei geringeren Einwohnerzahlen Zweckverbände zu gründen.

Wer heute meint, dass Yoga eine neumodische Form der Körperertüchtigung sei, die sich im Leben nicht durchsetzen wird, muss in der 40 Jahre alten Kursbroschüre der VHS feststellen, dass Yoga in den 70er-Jahren in der Voreifel bereits auf dem Vormarsch war. Verblüffend ist ebenso: Nicht nur Steno-Kurse sind gefragt. „Ikebana haben wir auch wieder drin. Das läuft gut“, meint Hausmanns. Und: Was für Kurse gilt, gilt auch für die Dozenten, die sie anbieten: Marlies Lederer etwa lud vor vier Jahrzehnten zu ihrem ersten Kursus in Wassergymnastik ein. Ein Blick auf Seite 139 des aktuellen VHS-Semesters verrät, dass Marlies Lederer (78) im Hallenbad der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Heimerzheim noch immer zur Wassergymnastik einlädt.

320 Kurse pro Semester

Gleichbleibend hoch im Kurs stehen vor allem berufsbezogene und praktische sowie Sprachangebote, berichtet Hausmanns. Zwar ist der Kurs „Tast- und Maschinenschreiben“ längst von einer Vielzahl von Angeboten zur Beherrschung von PCs und Tablets abgelöst worden. Allerdings ist der stete Wandel Teil der VHS-Philosophie. „Immer hat sich unsere VHS in den vergangenen 40 Jahren mit ihrem Programm an den sich ändernden Bedürfnissen der Teilnehmenden orientiert und den gesellschaftlichen Wandel in ihren Angeboten thematisiert“, sagt Hausmanns.

Auch quantitativ konnten sich die Kinderschuhe der VHS, die ihre erste Geschäftsstelle in der Gerbergasse in Rheinbach hatte, sehen lassen. Während im ersten Semester 1978 schon 270 Kurse im Verzeichnis auftauchten, sind es heute 320 pro Semester. Während im ersten VHS-Buch die Kurse nach Kommunen aufgeteilt waren, sind sie bereits ab dem zweiten Semester nach Themen geordnet – bis heute. „Wir sehen uns als große Einheit und sind bemüht, die Bedürfnisse der vier Mitgliedskommunen im Programm abzubilden“, findet Hausmanns.

Allerdings stößt das VHS-Angebot anno 2018 auf eine natürliche Grenze: das Raumangebot. Da viele Klassenzimmer bis in den Nachmittag für den Ganztagsunterricht genutzt werden, sei es zunehmend schwierig, Räume für VHS-Kurse zu finden. Kein Wunder also, dass VHS-Zweckverbandsvorsteher Stefan Raetz zum 40. Geburtstag der VHS einen Wunsch äußert: „Ein Haus der (Weiter-)Bildung bis zum 50. Geburtstag sollte unser Ziel sein“, findet Raetz. Ob und wo dieses Haus entstehen könnte, sei eine „Entscheidung der Politik“, sagt Hausmanns. Mehr Kursräume zu finden, sei ein großes Anliegen der VHS.

Ein solches Gebäude sei kein Selbstzweck, sondern Notwendigkeit, um weiter wachsen und besondere Angebote machen zu können. Beispiel: „Wir würden gerne das Format des Bildungsurlaubs anbieten“, berichtet Fachbereichsleiterin Yvonne Schütze. Viele Arbeitnehmer dürfen an bis zu fünf Arbeitstagen pro Jahr in einer Weiterbildung teilnehmen.

Die Weiterbildung muss mindestens acht Stunden pro Tag dauern – für die VHS Voreifel aktuell nicht durchführbar. Diese und andere Kurse, etwa was die Integration der Flüchtlinge angeht, seien für die VHS wichtig. „Sie machen uns zukunftsfähig und generieren mehr Einnahmen“, sagt VHS-Chefin Hausmanns.

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