"Spielbude" droht das Aus Zu wenig Kinder im Kindergarten Hilberath

RHEINBACH-HILBERATH · Nur fünf Kinder besuchen den einzigen Hilberather Kindergarten. Das sind mindestens zehn Kinder zu wenig für eine finanzielle Förderung durch die Stadt Rheinbach. Dem von einer Elterninitiative gegründeten Haus droht daher das Ende.

Sabine Neubusch, Leiterin des Hilberather Kindergartens „Spielbude“, hört sich verzweifelt an: „Wenn wir nicht bis zum nächsten Jahr mindestens 15 Kinder in unserem Kindergarten haben, müssen wir schließen.“ Nur fünf von 20 Betreuungsplätzen sind aktuell vergeben. Für eine weitere Förderung durch die Stadt Rheinbach sind das mindestens zehn zu wenig. Dem von einer Elterninitiative gegründeten Haus droht daher das Ende. „Die Situation ist absolut grenzwertig. Wenn wir keine neuen Anmeldungen bekommen, ist am 31. Juli 2018 unser Kindergarten zu“, sagt Neubusch.

Die Kita finanziert sich ausschließlich aus Geldern des Jugendamtes Rheinbach und des Landes NRW. Diese geben den Kindergärten jährlich eine „Planungsgarantie“. Sie bestimmt die Höhe der Fördergelder, die die Einrichtungen erhalten. Geplant wird immer mit der Anzahl der Kinder, die im abgelaufenen Kindergartenjahr von der jeweiligen Einrichtung betreut wurden. Die „Spielbude“, die 2016 ausgelastet war, ist dieses Jahr also noch nicht gefährdet. Doch der Vorsitzende des Elternrates, René Distelrath, ist sich sicher: „Wenn wir im nächsten Jahr nur den Zuschuss für fünf Kinder bekommen, können wir den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten.“

Bisher war die „Spielbude“ immer voll belegt, die drei angestellten Betreuerinnen konnten sogar 22 Kinder versorgen, eine Überziehung von zehn Prozent der maximalen Plätze ist laut Stadt Rheinbach erlaubt. Im vergangenen Jahr gab es jedoch zum ersten Mal elf Abgänge an die Grundschule. Vier Familien meldeten außerdem ihre Kinder in einem anderen Kindergarten an, der, anders als die „Spielbude“, eine 45-Stunden-Betreuung anbietet.

Geburtenschwacher Jahrgang macht Kindergarten zu schaffen

„Das war noch nie in dem Ausmaß passiert“, sagt Leiterin Neubusch. Sie informierte bereits vor zwei Jahren die Stadt über ihre Befürchtung, dass wegen der Schulabgänger auf einmal nur noch neun Kinder die Einrichtung besuchen würden. In dem etwa 450 Einwohner kleinen Hilberath sei das ein kaum zu kompensierender Verlust.

Distelrath sieht eine Ursache des Problems im Standort der „Spielbude“: „Unsere Lage ist schwierig. Wir liegen hier auf einer Erhöhung und sind schlecht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.“ Die geburtenschwachen Jahrgänge 2014 und 2015 machten dem einzigen Hilberather Kindergarten zu schaffen, es gebe einfach nicht genügend Kinder.

Das sah auch die Stadt Rheinbach in ihrer Planung für die Kindergartenplätze im Jahr 2017/2018 so. Sie strich der „Spielbude“ die finanzielle Förderung für ein Viertel ihrer Plätze, keiner anderen Einrichtung wurde so viel aberkannt. Die Betreuerinnen des Kindergartens mussten handeln. Sie erstellten einen Notfall-Dienstplan. Jede von ihnen kommt nur noch vier Tage die Woche, die Arbeitsstunden werden generell reduziert. „Hätten wir das nicht gemacht“, sagt Neubusch, „hätten wir einem Teil unserer Belegschaft kündigen müssen.“

Neues Konzept muss her

Die Verantwortlichen setzten sich zudem zusammen – ein neues Konzept musste her. Eine 45-Stunden-Betreuung wurde beschlossen, Flyer wurden gedruckt und das Fernsehen und die Zeitungen angeschrieben. Eine neu gestaltete Webseite ist in Planung. „Bis jetzt hat sich aber noch niemand gemeldet“, sagt René Distelrath. Die Pädagogen hoffen auf einen Erfolg durch das Angebot der längeren Betreuungszeit. Sie soll den Eltern Freiraum und Flexibilität geben. Wenn die Langzeitbetreuung im nächsten Jahr realisiert sein könnte, ist es aber vielleicht schon zu spät.

Im September wird sich Träger-Vorsitzender Distelrath mit Vertretern der Stadt Rheinbach zum Krisengespräch treffen. Ob Hilberaths einziger Kindergarten weiterhin gefördert wird, entscheidet im kommenden Jahr dann der Rheinbacher Jungendhilfeausschuss. Sollte Distelrath bis dahin keine neuen Anmeldungen vorweisen können, ist die Zukunft für die „Spielbude“ und deren Belegschaft ungewiss.

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