Stadtführung Rheinbach Wo man den Römerkanal erlebt

Rheinbach · Auf den Spuren der Römer führt die Rheinbacher Stadtführung entlang des antiken Römerkanals. Sie bringt den größten antiken Technikbau nördlich der Alpen näher.

 Der Vorsitzende des Vereins "Freundeskreis Römerkanal", Lorenz Euskirchen, vor einem Teilstück des Römerkanals in Rheinbach.

Der Vorsitzende des Vereins "Freundeskreis Römerkanal", Lorenz Euskirchen, vor einem Teilstück des Römerkanals in Rheinbach.

Foto: Alexander Graf

„Geschichte zum Anfassen.“ Auf diese kurze Beschreibung ließen sich Lorenz Euskirchens Führungen durch Rheinbach reduzieren, wenn man nur wenige Worte darüber verlieren dürfte. Der sympathische Rheinländer mit dem Faible für die Antike begleitet Geschichtsinteressierte seit Jahren durch die Straßen der Glasstadt – immer auf den Spuren der Römer.

Zweimal im Jahr bietet er eine Tour entlang der Eifelwasserleitung an, bei denen er den Teilnehmern den größten antiken Technikbau nördlich der Alpen näherbringt.

„Vermessungstechnisch war das eine grandiose Leistung“, ist Euskirchen beim Betrachten eines Römerkanal-Teilstücks am Euskirchener Weg noch immer fasziniert von dem rheinischen Bodendenkmal, das um das Jahr 80 n. Chr. errichtet wurde.

95,4 Kilometer lange Versorgungsleitung

Der Vorsitzende des Vereins „Freundeskreis Römerkanal“ beginnt dort, am Kreisel „Villeneuve lez Avignon“, seine Führungen, an denen regelmäßig bis zu 20 Personen teilnehmen. Wenn er über die Herausforderung spricht, vor der die Römer beim Bau der 95,4 Kilometer langen Versorgungsleitung für das antike Köln standen, staunen die Teilnehmergruppen nicht schlecht.

Aus fünf Quellen in der Eifel, der sogenannten „Sötenicher Kalkmulde“, sollten täglich bis zu 20 Millionen Liter Trinkwasser in die heutige Domstadt geführt werden. Als Werkzeug konnten die Römer dabei lediglich auf den Vorläufer einer Wasserwaage, den „Chorobates“, zurückgreifen. Trotzdem gelang es ihnen in weniger als fünf Jahren, die teils aus Mauerwerk, teils aus „Opus caementitium“ – eine von den Römern entwickelte, betonähnliche Substanz– bestehende Gefälleleitung fertigzustellen.

Bei einer Entfernung von rund 50 Kilometern Luftlinie zwischen Nettersheim und Köln mussten 371 Meter Höhenunterschied reichen, um das Wasser in Bewegung zu setzen.

Römer schätzten das Eifelwasser

„Warum haben die Römer nicht einfach das Wasser aus dem Rhein genommen?“, lautet eine der vielen spontanen Fragen, die Euskirchen auf dem Weg durch Rheinbach gerne beantwortet. „Die Wasserqualität war den Römern schlicht nicht gut genug“, klärt der Hobbyhistoriker auf und führt aus, dass das besonders kalkreiche Wasser aus der Eifel schon in der Antike hoch geschätzt wurde.

Mit einem Augenzwinkern mag auch das ein Grund dafür gewesen sein, dass die Kölner ihr Trinkwasser mit niemandem teilen wollten. Euskirchen: „Es wird immer wieder behauptet, dass auch Bonn an den Römerkanal angeschlossen war. Das ist nicht richtig. In der Römerzeit bezog Bonn sein Trinkwasser vom Hardtberg.“

Zwischenzeitlicher Höhepunkt der Führung entlang des Rheinbacher Teils des Römerkanals ist ein Besuch im Keller eines Privathauses an der Kriegerstraße. Auch dort kann Euskirchen seinen Gruppen ein Stück der Eifelwasserleitung zeigen und erstaunte Gesichter über die Langlebigkeit von „Opus caementitium“ ernten. Nach einem kurzen Plausch mit der Hausbewohnerin führt er die geschichtsinteressierten Männer und Frauen zu einem weiteren Teilstück des Römerkanals an der Pützstraße, ehe seine Tour an der Rheinbacher Burg endet.

Dort wurde nämlich Material des Römerkanals verbaut, nachdem die Wasserleitung um 260 n. Chr. von den Franken zerstört worden war.

Die nächste Führung mit Lorenz Euskirchen findet am 31. August statt.

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