JVA Rheinbach Wie die Gefangenen Weihnachten feiern

Rheinbach · Richard hat am 24. Dezember Geburtstag. Aber es wird kein Fest geben in diesem Jahr. Kein Beisammensein mit der Familie zum Geburtstag und auch nicht unter dem Weihnachtsbaum am Heiligen Abend. Richard (alle Namen geändert) wird alleine sein mit sich selbst und seinen Gedanken. Er ist Gefangener in der JVA Rheinbach.

 "Schwere Jungs", wie auf dem T-Shirt des Häftlings zu lesen, haben in der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt darüber gesprochen, wie es ist, Weihnachten hinter Gittern zu verbringen.

"Schwere Jungs", wie auf dem T-Shirt des Häftlings zu lesen, haben in der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt darüber gesprochen, wie es ist, Weihnachten hinter Gittern zu verbringen.

Foto: Wolfgang Henry

Beim traditionellen Weihnachtsmeeting der Suchtgruppen, der Mal- und Theatergruppen zeigt er sich dennoch zuversichtlich vor Mithäftlingen, ehrenamtlichen Betreuern, Seelsorgern und Gästen. Unter denen waren auch Vize-Bürgermeisterin Tamara Voigt und Gert-Uwe Geerdts vom Sozialfonds der SPD, der eine 300 Euro-Spende für Malutensilien mitgebracht hat.

Weihnachten ist die schwerste Zeit des Jahres für die Gefangenen, wie sie in der sogenannten Befindlichkeitsrunde zugeben. Für Dieter ist es das erste Weihnachtsfest hinter Gittern, und es macht ihm Angst. Klaus weiß aus mehrjähriger Erfahrung, was auf ihn zukommt, wenn er an den Feiertagen "frei" hat und nicht zu seiner Arbeit hinter Gittern geht.

Halt und "ein Stück Normalität", wie Stefan sagt, finden sie alle in den regelmäßigen Gruppentreffen, die ehrenamtlich von Frauen und Männern "von draußen" betreut werden. Christoph, der schon zwölf Jahre in Haft ist, nutzt die Gruppen, um "aus dem Alltag der JVA rauszukommen und ein bisschen Familienersatz zu haben".

Die Häftlinge sind den Ehrenamtlichen dankbar dafür, die wie Ingeborg von Westerman teils schon viele Jahrzehnte "hinter Gitter" gehen. Dass die Helfer oft selbst schwierige Lebenswege hinter sich haben, macht Betreuer Josef deutlich: "Ich hatte einfach nur Glück, dass ich vor 50 Jahren nicht erwischt wurde, sonst hätte ich eine ähnliche Karriere gemacht wie ihr."

"Die von draußen" und "die von drinnen" kennen einander in ihren Schwächen, denn sie berichteten immer offen über das, was sie bewege, sagt Betreuerin Christel. Sie kennen einander aber auch in ihrer Zuversicht. Wie Ludwig, der von sich sagt: "Mit 27 Jahren war ich ganz am Boden, ich war am sterben. Meine Mutter sagte mir, ich solle mich an Gott wenden, er möge mir vergeben. Das habe ich getan. Gott hat mich rausgeholt. Er kann alles."

Viele haben sich die Regeln der Anonymen Alkoholiker mit ihren "Zwölf Schritten" zu eigen gemacht, die "Martin, 27, süchtig", bei dem Treffen vorliest. Sie beginnen mit der Erkenntnis: "Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten."

Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, Eberhard Kenntner, erzählt von einem Besuch bei einem Gemeindemitglied, das nach einem Sturz vom Dach lange vollständig gelähmt war, inzwischen aber wieder einen Arm bewegen kann und findet: "Bin ich nicht reich, dass ich mir wieder selbst etwas zu essen nehmen, selbst den Fernseher einschalten kann?" "Wir denken immer an das, was wir nicht haben", sagt Kenntner und fügt hinzu: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Ihre eine Hand entdecken!"

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