Auf der Suche nach der „Goldenen Wiege“ Tomburg in Rheinbach wird saniert

RHEINBACH-WORMERSDORF · Um den Brunnen der Tomburg in Rheinbach ranken sich einige Sagen. Doch heute türmen sich im Schacht Müll und Schutt. Nun sollen Sanierungsarbeiten auch neue Erkenntnisse über das Bauwerk bringen.

Forscher wollen den 46 Meter tiefen Brunnenschacht der Tomburg vom Schutt der Jahrhunderte befreien und erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Geschichte. Um den Brunnen, der möglicherweise schon aus dem 13. Jahrhundert stammt, ranken sich einige Sagen.

Die fachliche Qualifikation haben die ausgewiesenen Brunnenexperten Marco Glück und Gregor Sauer zweifellos. Von einer besonderen Charaktereigenschaft aber wird abhängen, ob ihre Arbeit an dem Brunnen der Tomburg auch ein jahrhundertealtes Geheimnis wird lüften können: Verschwiegenheit. Denn einer Sage nach verbirgt der Burgbrunnen eine „Goldene Wiege“, die nur derjenige heben kann, der auf seinem Rückweg an die Oberfläche kein Wort verliert.

Daran sollen bisher sämtliche Schatzsucher gescheitert sein, weshalb die „Goldene Wiege“ immer noch im Brunnen liegen soll. Auch ein anderes Geheimnis wird möglicherweise gelüftet werden können: Gibt es diesen Tunnel vom Brunnenschacht aus, durch den der Sage nach Raubritter Friedrich von Sombreff 1473 die Flucht von der Burg vor ihrer Zerstörung durch den Herzog von Jülich gelungen sein soll?

Die Brunnenarbeiten werden in den nächsten beiden Wochen den Wahrheitsgehalt der Sagen auf den Prüfstand stellen. Wenn auch nur als Nebenprodukt zum Schmunzeln. Konkret aber werden sich die beiden Brunnentechniker der Spezialfirma aus dem thüringischen Kranichfeld bei Weimar mit tatkräftigem Einsatz von Aktiven des Vereins „Freundeskreis Tomburg“ mit Spezialgerät Meter für Meter in die Tiefe vorarbeiten. Funde werden fachmännisch geborgen, Abraum wird sortiert und entsorgt.

Finanzielle Unterstützung

Möglich wird das Projekt, dessen Kosten der Vereinsvorsitzende Andreas Herrmann auf 2500 Euro pro Tag bezifferte, durch die finanzielle Unterstützung von einer Reihe von Geldgebern, denen der Verein jetzt beim Projektstart dankte. Die größte Förderung über 10.000 Euro kommt von der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur, deren Regionalbotschafter Albert Plümer die Urkunde überreichte. Mit weiteren Beträgen in jeweils vierstelliger Höhe fördern das Projekt die Grafschafter Krautfabrik, die Bürgerstiftung „Wir für Rheinbach“ und die Raiffeisenbank Voreifel. Dank weiterer Spenden von Privatpersonen und Mitgliedern des Freundeskreises sowie Sachspenden von Faßbender-Tenten konnten die erforderlichen rund 30.000 Euro inklusive Reserve für Überraschungen oder Notfälle aufgebracht werden.

„Es wird erst einmal so lange geforscht und gegraben wie das Geld reicht“, sagte der Vorsitzende des Freundeskreises, Andreas Herrmann. Es sei keine einfache Maßnahme, insbesondere in Bezug auf Absicherungsmaßnahmen. Das hatte sich auch kurz vorher schon gezeigt, als ein Fahrzeug der Brunnenfirma vom Weg abgekommen und ein Stück den Hang hinunter gerutscht war. Dabei wurde nur das Fahrzeug beschädigt, Fahrer Marco Glück kam unbeschadet davon.

Zunächst soll ein großes Vierbeingestell über dem Brunnenschacht aufgebaut werden, wie Glück erläuterte. An dem Gestell wird eine Seilwinde mit Arbeitsplattform befestigt. Das Grabungsgut wird mit einer Gondel hochgefahren. In der ersten Schicht rechnet Glück mit rund 20 Kubikmetern Abraum, der sortiert und gelagert werden soll. 46 Meter sind es bis zur Sohle, so Tomburg-Forscher Herrmann. Gegraben werden soll aber zunächst bis zu einem Zwischenboden rund fünf Meter unter der jetzigen Verfüllung. Das wäre dann in rund 15 Meter Tiefe. Dann soll ein Archäologe hinzugezogen werden, um zu schauen, was sich unter dem Zwischenboden befindet.

Auf der Höhe des Zwischenbodens gibt es einen Durchbruch zu einer sogenannten Kammer. „Wir wollen dann schauen, ob es überhaupt eine Kammer beziehungsweise ein Raum ist oder nur so etwas wie eine Grotte, die in früheren Jahrhunderten als Kühlraum diente“, so der Tomburg-Kenner. Diese Kammer sei aus der bisherigen Literatur zur Tomburg bekannt gewesen. Nicht aber der Zwischenboden, den die Tomburg Ritter im Jahr 2003 entdeckt hatten, als sie den Brunnenschacht von Müll befreit hatten.

An den Arbeiten interessierte Zuschauer sind bis zum abgesperrten Sicherheitsbereich willkommen, wie der Freundeskreis und die Brunnentechniker betonten. Zudem werden täglich einige Bilder eingestellt auf der Internetseite der Tomburgforschung.

Auf dem Tomberg hat es vermutlich schon zu keltischer Zeit eine Schanze und in römischer Ära einen Militärposten gegeben. In karolingischer Zeit entstand dort an der Heerstraße von Aachen nach Frankfurt ein Stützpunkt. Die Burg wurde erstmals im 11. Jahrhundert als Sitz der Pfalzgrafen erwähnt, später war sie im Besitz der Kölner Erzbischöfe und noch später ging sie an die Herren von Saffenburg. 1473 wurde sie von Wilhelm von Jülich belagert und zerstört. Nach einer Urkunde von 1419 hat es bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts einen Ziehbrunnen auf der Burg gegeben.

Weitere Infos unter www.tomburg-forschung.de

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