Gute Nachricht für Obstbauern Tankstelle des Wissens bleibt bestehen

Rheinbach/Meckenheim · Die Forscher des Kompetenzzentrums für Gartenbau am Campus Klein-Altendorf setzen ihre Arbeit fort. Das Land Rheinland-Pflaz will aber 2024 aus dem Gemeinschaftsprojekt aussteigen. Der Betrieb wird in verringertem Umfang weitergeführt.

 Ob und wie Tomaten auch ohne herkömmliche Erde gedeihen, das untersucht der Fachbereich nachwachsende Rohstoffe am Campus Klein-Altendorf.

Ob und wie Tomaten auch ohne herkömmliche Erde gedeihen, das untersucht der Fachbereich nachwachsende Rohstoffe am Campus Klein-Altendorf.

Foto: Matthias Kehrein

Ein vierblättriges Kleeblatt gilt schon immer als außerordentliches Symbol des Glücks. Die Struktur des Kompetenzzentrums Gartenbau (KoGa) am Campus Klein-Altendorf zwischen Rheinbach und Meckenheim erinnert an das selten wachsende Gewächs: Die Universität Bonn, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, das Forschungszentrum Jülich sowie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen bilden die vier Blätter dieser im Jahre 2002 gegründeten, länderübergreifenden Institution, die am Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn Wissenschaft, Versuchswesen und vor allem die praxisbezogene Beratung der örtlichen und überörtlichen Landwirte unter einem Dach zusammenführt (siehe Kasten).

Die Zukunft dieses Forschungsprojekts für Obstanbau scheint jetzt gesichert zu sein: Nachdem das Land Rheinland-Pfalz im November 2017 angekündigt hatte, aus der finanziellen Unterstützung für das KoGa auszusteigen (der GA berichtete), scheint es jetzt eine Lösung für den Erhalt des Kompetenzzentrums zu geben. Es soll in abgespeckter Form fortgeführt werden.

Über Alternativen der Finanzierung beraten

„Ich bin sehr froh, dass wir heute sagen können: Wir sind im Laufe des vergangenen Jahres durch unseren großen berufsständischen Einsatz ein gutes Stück vorangekommen“, sagte Georg Boekels, Vorsitzender der Landesfachgruppe Obstbau des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauern, auf Anfrage des General-Anzeigers. Nach dem Beschluss des Rechnungsprüfungsausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags Ende 2017, die Mietverträge des KoGa in Klein-Altendorf 2024 auslaufen zu lassen, haben sich die vier Träger des Kompetenzzentrums an einen Tisch gesetzt, um über Alternativen der Finanzierung zu beraten.

Ergebnis: Das DLR hat die Zusage gemacht, dass 8,5 Stellen und 4,5 Hektar Versuchsflächen am Standort Klein-Altendorf für das KoGA erhalten bleiben. „Sicher ist dies ein harter Einschnitt gegenüber dem jetzigen Status“, erklärte Obstbauernchef Boekels. Denn: Zurzeit sind 26 Menschen in der Rheinbacher Koordinationsstelle am Campus Klein-Altendorf tätig – inklusive der Verwaltung, der Auszubildenden und der Teilzeitkräfte, berichtet Boekels.

„Und doch ist dies ein Erfolg der Bemühungen aller Beteiligten, die sich für den Erhalt des Standortes eingesetzt haben“, findet Boekels. Die Landwirtschaftskammer Rheinland werde nun jährlich 50 000 Euro für die Forschungs- und Beratungsarbeiten am Campus Klein-Altendorf zur Verfügung stellen. Dies sei „ein guter Schritt zum Erhalt“, findet der Obstbauer, der zusammen mit seiner Frau Gabi einen Obsthof in Bergheim an der Erft betreibt.

Verlust dieser Kompetenz wäre tragisch

Eine mehrtägige Öko-Obstbautagung in der Rheinbacher Stadthalle, bei der rund 140 Öko-Obstbauern und Ökoberater zusammenkamen, nahm Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) jetzt zum Anlass, mit Gastredner Andy Becht (FDP), Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, über die Zukunft des KoGa zu sprechen. „Er hat sich klar zum Standort Klein-Altendorf für das DLR ausgesprochen und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die Finanzierungsfrage gelöst werden kann“, sagte Raetz dem General-Anzeiger. In seinem Redebeitrag hatte der Bürgermeister auf die ausgezeichnete Kooperation mit Rheinland-Pfalz hingewiesen und betont, dass der Verlust dieser Kompetenz tragisch wäre, zumal auch Rheinland-Pfalz von der Kooperation fachlich profitiere. „Reines Länderdenken ist hier fehl am Platz und schadet der Forschung“, so Raetz. Das KoGa nannte er eine „Tankstelle des Wissens“, die augenblicklich ihren „Super-Treibstoff verlieren“ würde.

Für Mitte 2019 seien erneut Gespräche mit dem Ziel, eine Lösung zu finden, verabredet worden, so Raetz. Und: Zusätzliche Gelder für das länderübergreifende Projekt seien bereits in Reichweite. „Ich sehe große Chancen bei den Ausgleichsmaßnahmen Braunkohlerevier und Bonn/Berlin II“, erklärte Raetz.

Susanne Keeding, Pressesprecherin des Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, sagte auf GA-Anfrage, dass derzeit noch Gespräche geführt werden, „um eine zukunftsfähige Anschlusslösung für das KoGa zu entwickeln“. Das Land Rheinland-Pfalz, so Keeding, stehe weiterhin zu der Vereinbarung zum KoGa. „Die Vernetzung von Institutionen und Einrichtungen, auch über Bundesländer hinweg, ist wichtig und wirtschaftlich sinnvoll“, erklärte die Ministeriumssprecherin.

Gleichwohl habe der rheinland-pfälzische Landtag 2017 die Entscheidung getroffen, die bestehenden Pacht- und Mietverträge nach ihrem Auslaufen im Jahr 2024 nicht mehr zu verlängern. Der Landtag habe damit auf eine Forderung des Landesrechnungshofs reagiert.

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