Bäume in Biotop bei Neukirchen gefällt Streit um Rodung in einem Biotop

RHEINBACH · Der Landesbetrieb Straßen NRW hat auf einer Länge von etwa 50 Metern und einigen Metern Breite Büsche und Bäume in einem Biotop nahe der Landstraße L113 gerodet. Das erzürnt Tierschützerin Heike Schneider. Sie hält die Pflegearbeiten für einen Frevel. Naturschützer sehen dies indes anders.

 Als Frevel bezeichnen Heike Schneider (rechts) und Matthias Simon die Biotoppflegemaßnahme durch Straßen NRW am Ortseingang von Neukirchen.

Als Frevel bezeichnen Heike Schneider (rechts) und Matthias Simon die Biotoppflegemaßnahme durch Straßen NRW am Ortseingang von Neukirchen.

Foto: Axel Vogel

Die Tier- und Naturschützerin Heike Schneider, die in Neukirchen den Gnadenhof Anna betreibt, ist außer sich. Was die Frau auf dem Palme bringt, zeigte sie am Dienstag auf einer Biotopfläche des Landesbetriebs Straßen NRW, einer Ausgleichsfläche am Ortseingang von Neukirchen. Dort hatten nach Aussage von Heike Schneider Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen NRW am vergangenen Freitag auf etwa 50 Metern Länge und einigen Metern Breite Büsche und Bäume nahe der Landstraße L 113 gerodet.

Was die Straßen-NRW-Mitarbeiter als „Feinschnitt“ bezeichnet hätten, gestaltete sich aus ihrer Sicht „als völlig unsinniger Radikalschnitt“. Vor allem, da man so vielen Tieren ihre Zufluchtsräume genommen hätte. Gerade mit Beginn der dunklen Jahreszeit könnten nun noch mehr Igel und Katzen ungehindert auf die Straße laufen, befürchtet sie: „Ich muss ohnehin bereits genug Tierkadaver von der Landstraße aufsammeln.“ Bei einem Ortstermin am Dienstag mit Timo Frenz-Kupke von Straßen NRW, bei dem auch Matthias Simon vom Naturschutzverein „Rettet Bäume & Biotope“ sowie Hans Troullier, Vorsitzender des Vereins Naturschutz-Rheinbach-Voreifel dabei waren, trug Schneider ihre Argumente vor.

Kurz gesagt hat die Tierschützerin nichts gegen eine Pflegemaßnahme an sich, wohl aber in einem solchen Umfang: „Den Tieren wird so viel von ihrem Rückzugsraum genommen“, stellte sie klar. Heike Schneider findet beispielsweise, dass nicht so viele Bäume hätten gefällt werden müssen. Recht bekam sie von Matthias Simon, einem Baumexperten und Naturschützer aus Swisttal: „Einige Solitäre von den rund zehn gefällten Bäumen hätten stehen bleiben und sich so entwickeln können.“ Für Heike Schneider wäre es auch ein stückweit Entgegenkommen von Straßen NRW gewesen, „wenn wenigstens etwas von dem Grünschnitt zum Schutz für die Tiere hätten liegen bleiben können“. Aber man sei „zu nichts bereit gewesen“.

Wie Timo Frenz-Kupke, Landespfleger bei der Straßen-NRW-Niederlassung in Euskirchen betonte, könne von einem Radikalschnitt keine Rede sein. Das Gegenteil sei richtig; „Es hat sich um eine ganz normale Pflegemaßnahme gehandelt, die begründbar mit Augenmaß durchgeführt worden und mit den zuständigen Behörden abgestimmt war.“ Dazu gehörte laut Frenz-Kupke, dass nur 300 der etwa 2000 Quadratmeter großen Fläche „auf den Stock gesetzt“, sprich verjüngt, worden sei.

Hans Troullier sieht den Fall ähnlich: „Hin und wieder müssen solche Flächen freigestellt werden. Das machen wir als Naturschutzverein auch.“ Nächstes Jahr stehe das Grün hier wieder zwei Meter hoch. Da auch nur ein kleiner Teil des Biotops betroffen sei, hätten die Tiere auch noch genug Rückzugsräume.

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