Nach 40 Jahren Nutzung Stadt Rheinbach kündigt dem Nabu Raum in der Forstscheune

Rheinbach · Seit etwa 40 Jahren dürfen die Naturschützer in Rheinbach kostenlos einen Raum in der Forstscheune für ihre Zwecke nutzen. Damit ist jetzt Schluss.

Der Naturschutzbund (Nabu) Bonn ist sauer auf die Stadt Rheinbach. Das hat in erster Linie mit höchst unerfreulicher Post zu tun, die Nabu-Vorstandsmitglied Hans Troullier unlängst bekam: Die Stadt kündigte dem Nabu zum 1. Dezember die Nutzung eines Raums in der Forstscheune, die der Verein seit vielen Jahren nutzt. Was Troullier besonders ärgert: „Die Kündigung kam ohne jede Vorwarnung.“

Alarmiert sind die Naturschützer vor Ort, weil der Raum dringend gebraucht wird. Und zwar nicht nur als Lager etwa für Nistkästen, sondern vor allem als Schulungsraum für die Jugendarbeit, die man vor Ort wieder verstärkt angehen will. Für Troullier passt das Verhalten der Stadt ins Bild: „Der Naturschutz hat hier keine Lobby.“ Auch gibt er zu Protokoll, dass Stadtförster Sebastian Tölle offenbar seine Probleme mit dem Nabu habe.

Am 11. August flatterte Troullier die Kündigung für den Pachtvertrag des Raums in den Briefkasten, den die Naturschützer seit etwa 40 Jahren kostenlos für ihre Zwecke nutzen dürfen. Allerdings gibt es erst seit 2008 einen Pachtvertrag, so Troullier, abgeschlossen zwischen dem Eigentümer, der Stadt, und dem damaligen Rheinbacher Naturschutzverein. Für die rund zwölf Aktiven wird die Kündigung vor allem deshalb zum großen Problem, weil es an alternativen Ausweichmöglichkeiten mangelt. „Wo findet man denn in Rheinbach noch mal so einen Raum?“, fragt Troullier.

Dass die Kündigung ohne ein Vorgespräch kam, überrascht die Nabu-Verantwortlichen streng genommen nicht besonders: „Die Stadt ignoriert uns seit Langem.“ Auch mit Stadtförster Tölle sei das Miteinander alles andere als gut: „Herr Tölle geht uns aus dem Weg, dabei hatten wir ihm unsere Zusammenarbeit angeboten.“

Immerhin betreue der Nabu Bonn allein rund 25 Naturschutzprojekte auf Rheinbacher Gebiet, von Krötenwanderwegen bis hin zur Pflege von Streuobstwiesen. Hans Troullier weiß indes auch, „dass wir mit unserer Arbeit einigen auf die Füße treten“. Dabei ginge es aber im Grundsatz nicht darum, „dass wir uns durchsetzen wollen“, betont er. „Vielmehr wollen wir etwas für die Natur tun und das geht viel besser, wenn man miteinander spricht.“ Zumal der Nabu auch Aufgaben für die Stadt übernehme, was unterm Strich Steuergelder spare.

Kündigung ein "Schritt vors Schienbein"

Die Kündigung für den Raum in der Forstscheune versteht Troullier nun „als weiteren Tritt vors Schienbein“. Zumal er auch nicht erkennen könne, was der genaue Grund für die Kündigung ist, anderes formuliert, wofür die Stadt den Raum braucht. „Uns wurde gesagt, da kommt irgendetwas rein.“

Um die Situation zu klären, hatte Troullier bereits im Oktober Bürgermeister Stefan Raetz angeschrieben: „Eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen.“ Das Schreiben sei ihm gar nicht bekannt, hält Raetz dagegen. Auch gebe es gute Gründe für das Vorgehen der Stadt. „Die Kündigung wurde ausgesprochen, nachdem die Rheinbacher Vogelfreunde im Nabu aufgegangen sind, und in der Folgezeit Aktivitäten in der Forstscheune nicht mehr feststellbar waren.“

Es sei dort nur noch die Weihnachtsfeier durchgeführt worden, so Raetz: „Die Forstscheune kann deutlich besser im Forstbetrieb genutzt werden.“ Den Vorwurf, dass sich die Stadt Rheinbach nicht für Umweltschutz interessiere, weist Raetz zurück: „Das Gegenteil ist der Fall.“ Auch verurteilt Raetz die Angriffe auf Förster Tölle auf das Schärfste: „Herr Tölle ist ein hochmotivierter und kompetenter Förster, der immer bestrebt ist, alle Belange im Zusammenhang mit der Waldnutzung in Einklang zu bringen – auch die des Nabu.“

Tölle bedauert auf GA-Anfrage den Schritt. Nabu und er hätten aus seiner Sicht gut zusammengearbeitet. Gleichzeitig widersprach er der Kritik, die Stadt mache zu wenig in Sachen Naturschutz. „Der Naturschutz spielt in Rheinbach eine wichtige Rolle.“

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