Rheinbach im Fußballfieber Stadion-Stimmung im Stadttheater

Rheinbach · Der Rheinbacher Autor Nadeem Ahmed hat mit „Flanke, Kopfball, Tor“ am 30. März ein Heimspiel. Das Stück spielt in dem Minenfeld, in dem sich Mann und Frau bewegen, wenn sie in deutschen Wohnzimmern gemeinsam Fußball schauen.

 Olé, Olé, Olé: Seit September 2016 läuft die Zuckerpass-Komödie „Flanke, Kopfball, Tor“ mit Erfolg in Stratmanns Theater in Essen.

Olé, Olé, Olé: Seit September 2016 läuft die Zuckerpass-Komödie „Flanke, Kopfball, Tor“ mit Erfolg in Stratmanns Theater in Essen.

Foto: Stratmann-Theater

Gattungen gibt es zuhauf in der Literatur: Lyrik, Epik und Dramatik fesseln die Leser, Komödien, Tragödien und Dramen erfreuen die Theaterbesucher auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Der Autor, Regisseur und Schauspieler Nadeem Ahmed aus Rheinbach erfindet gleich eine neue Gattung: die „Zuckerpass-Komödie“. So untertitelt der 40 Jahre alte Wirbelwind vielsagend das von ihm verfasste Stück „Flanke, Kopfball, Tor!“, welches in dem Minenfeld spielt, in dem sich Mann und Frau bewegen, wenn sie in deutschen Wohnzimmern gemeinsam Fußball schauen. Am Donnerstag, 30. März, ist das Werk, welches seit September 2016 erfolgreich in „Stratmanns Theater“ in Essen läuft, zum „Heimspiel“ im Rheinbacher Stadttheater zu Gast.

Wie viele Beziehungen und Ehen hätten deutschlandweit wohl gerettet werden können, wenn bekannt wäre, warum samstags, 15.30 Uhr, eine hochheilige, nicht infrage zu stellende Uhrzeit ist, und keineswegs der ideale Zeitpunkt, um mit dem Liebsten auf Einkaufstour zu gehen? Was macht diesen Sport, bei dem 22 erwachsene Männer einem Ball hinterherjagen, so attraktiv? Auf all diese Fragen gibt Nadeem Ahmed eine Antwort. „Wir betrachten Fußball als Ganzes“, sagt Ahmed im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Obgleich ein vermeidliches Männerthema im Flutlicht der Handlung steht, beleuchtet die szenische Abfolge von „Flanke, Kopfball, Tor!“ den beliebten Sport und das Drumherum aus Sicht der Frau, des Mannes und des Paares.

Ahmed bekommt bekannte Unterstützung

Auf seine Schaupiel- und Autorenkunst ist bereits seit Längerem Ludger Stratmann aufmerksam geworden. Der promovierte Allgemeinmediziner, Kabarettist, Träger der Morenhovener Lupe 2003 sowie Mitgründer und Leiter von „Stratmanns Theater“ am Kennedyplatz in Essen, setzt das Stück auf seinen Spielplan. Und siehe da: Die philosophische Betrachtung über die für viele „schönste Nebensache der Welt“ schlägt beim fußballverrückten Ruhrpottpublikum ein, wie der linksfüßige Distanzdampfhammer von Lukas Podolski im Tor der englischen Mannschaft. „Wir zeigen, was Menschen an Fußball bewegt“, sagt Philipp Stratmann, Geschäftsführer von Stratmanns Theater.

Nie geht es in dem Stück um die innige Vorlieben für einen bestimmten Club, eher um das Spiel an sich, bekundet der 40 Jahre alte Schalke-Fan. So kommt es, dass Nadeem Ahmed, Anhänger des 1. FC Köln, viel unterwegs ist. „Ich bin in Bonn geboren, in Rheinbach aufgewachsen und spiele viel im Ruhrgebiet“, bekundet er. Bei seinen Gastspielen in Stratmanns Theater sitzt auch Regine Prause vom Kulturamt der Stadt Rheinbach des Öfteren im Zuschauerraum. „Er schreibt schön, nie unter der Gürtellinie“, findet die Theaterpuristin. Voller Neugierde reist sie von Rheinbach nach Essen, um sich die Zuckerpass-Komödie anzuschauen. Schnell wird ihr klar: Was im fußballverrückten Pott funktioniert, sollte sich auch Rheinbach nicht entgehen lassen. Darum bekommt „Flanke, Kopfball, Tor!“ am 30. März ein Heimspiel. „In der Heimatstadt zu spielen – das ist schon toll“, findet Ahmed.

Der Clou des Stücks ist, dass es auch diejenigen an den Theatersessel fesselt, die sonst diese Kulturform eher mit Missachtung strafen. Wie kommt junges Publikum in die Theatersäle? „Über die Themen“, findet Stratmann. „Fußball ist ein junges Thema.“ Nicht anders dürfte es mit Nadeem Ahmeds nächstem Stück sein: „Spiceboys“ dreht sich um das Phänomen der Boygroups – der ausschließlich aus Marketingerwägungen zusammengestellten männlichen Musikgruppen .

Ein weiteres neues Genre

Auch für dieses Stück erfindet der Rheinbacher ein flammneues Theatergenre: die Konzert-Komödie. „Es ist schwer, ein junges Publikum zu finden“, weiß Ahmed. Aber: Die kreischenden Teenager von damals sind nun selbst Mütter von Heranwachsenden. Um die Manie der hormongesteuerten Zeit mit den New Kids on The Block oder Take That dem Nachwuchs einigermaßen plausibel erklären zu können, nehmen diese die Töchter und Söhne einfach mit ins Theater. „So verändert sich Theater auch“, sagt Stratmann. Das Stück sei ein Muss für „älter gewordene Teenagerherzen“, schwärmt Ahmed und grinst wie ein Schelm. Und: Auch „Spiceboys“ soll in Rheinbach zu sehen sein, sagt Prause. Kreischalarm im Stadttheater.

Los geht es am Donnerstag, 30. März, um 20 Uhr im Stadttheater Rheinbach, Königsberger Straße 29. Karten gibt es für 20 Euro bei Regine Prause im Himmeroder Hof, bei Activiver Schönberg, Keramikerstraße 61, im Reisemarkt Rheinbach, Martinstraße 6, in den GA-Zweigstellen und im Internet unter Bonnticket.

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