Offener Brief an die Politiker Spannungen im Rheinbacher Gründerzentrum

Rheinbach · Nach dem Stühlerücken in der Rheinbacher Wirtschaftsförderung gibt es Kritik der Mieter am Umgang mit Wirtschaftsförderer Hanns Eberhard Dorow. Bürgermeister Stefan Raetz befürchtet negative Auswirkungen durch das "breitgestreute Schreiben".

Große Stücke halten die Mieter des Gründerzentrums in Rheinbach auf Wirtschaftsförderer Hans Eberhard Dorow. FOTO: ARCHIV KOHLS

Große Stücke halten die Mieter des Gründerzentrums in Rheinbach auf Wirtschaftsförderer Hans Eberhard Dorow. FOTO: ARCHIV KOHLS

Foto: Roland Kohls

In der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Rheinbach (wfeg) und im angeschlossenen Gründer- und Technologiezentrum (GTZ) sorgt ein Brief für Wirbel. In dem Schreiben nimmt Professor Klaus Olek, der im GTZ seit 2010 ein Labor für Abstammungsbegutachtungen betreibt, Stellung zu der Kritik, den Mitarbeiter der wfeg gegenüber Hans Eberhard Dorow, Leiter der Wirtschaftsförderung und Prokurist der wfeg, geäußert hatten.

Im Mai vergangenes Jahres hatten Mitarbeiter der Gesellschaft sich über einen „schroffen und unfreundlichen Umgangston“ Dorows beklagt. Ebenfalls im Mai hatte es in der wfeg ein Stühlerücken gegeben: Bürgermeister Stefan Raetz hatte die Geschäftsführung der wfeg abgegeben und war in den Aufsichtsrat gewechselt, zum Geschäftsführer wählten die Gesellschafter der wfeg Raffael Knauber, Erster Beigeordneter der Stadt Rheinbach.

Die Kritik an Dorow kann Olek nicht nachvollziehen, wie er in einem Brief schreibt, den er an alle Mitglieder des Rheinbacher Rates versandt hat und der auch dem General-Anzeiger vorliegt: „Herr Dorow ist in all den Jahren unserer Arbeit im GTZ ein extrem angenehmer, stets hilfsbereiter und effizienter Ansprechpartner und hat es nicht verdient, derart übel behandelt zu werden. Allerdings habe „diese ganze Szenerie einen Sachverhalt“ beleuchtet, der ihm ansonsten gar nicht aufgefallen wäre: In der Verwaltung des GTZ arbeiteten „zwei Familienmitglieder von zwei Mitgliedern des Rates einer Partei, die zugleich Mitglieder oder stellvertretende Mitglieder im Aufsichtsrat der wfeg sind“, berichtet Olek. „Dies begründet ein gewisses 'Geschmäckle', das inzwischen unter den Mietern gegenüber Politik und Verwaltung ein erhebliches Misstrauen erzeugt“, schreibt der Professor. Er sei „ganz sicher, dass ich in dieser Sache für den allergrößten Teil der GTZ-Mieter spreche“, so Olek.

Redebedarf zum Inhalt des an alle Ratsmitglieder versandten Briefes hat Stefan Raetz angemeldet, wie er am Freitag auf Anfrage des General-Anzeigers sagte. „Ich weise ausdrücklich die Aussage zurück, dass Herr Dorow in irgendeiner Weise 'kalt gemacht' werden sollte“, erklärte Raetz.

Bereits im Mai 2018 hatte er sich eindeutig an die Seite seines Wirtschaftsförderers gestellt: „Nur durch die fleißige Arbeit von Hans Dorow, den ich sehr schätze und nicht missen möchte, und dem gesamten Team der wfeg konnte das alles bewältigt werden“, hatte Raetz erklärt. Als Vorsitzender des Stadtrates, Bürgermeister und Vorsitzender des Aufsichtsrates der wfeg werde er am Montag gemeinsam mit Raffael Knauber ein Gespräch mit Professor Olek führen.

„Ich habe um dieses Gespräch gebeten. Vor dem Hintergrund der Thematik, der von Professor Olek vorgenommenen Ausführungen über die Mitarbeiterinnen der wfeg und der breiten Streuung des Schreibens sowie die möglicherweise negativen Auswirkungen auf die Geschäftsinteressen der wfeg, wird es ein wichtiges Gespräch werden“, sagte der Verwaltungschef. „Anschließend“, so Raetz, „werden die notwendigen Konsequenzen gezogen“. Welche das sein werden, wollte er nicht sagen.

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