Ehemaliges Majolika-Gelände Sozialzentrum in Rheinbach soll schrumpfen

Rheinbach · Auf dem Areal der stillgelegten Tonwarenfabrik entsteht Wohnraum für rund 500 Menschen. Der Neubau des Sozialzentrums indes könnte deutlich kleiner werden als der aktuelle.

Frühestens 2022 sollen auf dem Gelände der früheren Majolika-Fabrik in Rheinbach die ersten Bewohner einziehen können. Nordwestlich des Bahnhofs entsteht auf dem Areal der stillgelegten Tonwarenfabrik Jean Fuss & Sohn in bester Zentrumslage nicht weniger als eine Art neues Viertel mit 240 Wohneinheiten für rund 500 Menschen. Wie Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) während der Fragestunde des Rates mitteilte, werden in einem von den Investoren zugesagten Neubau des Sozialzentrums vis-à-vis des Neubaugebiets rund 350 Quadratmeter an Nutzfläche verfügbar sein, aktuell sind es mit rund 1050 Quadratmetern knapp dreimal so viel. Dass der Neubau offenbar deutlich kleiner ausfällt, als das derzeit bestehende Gebäude auf der Industriebrache, hat viele Ehrenamtliche, die in dem Sozialzentrum arbeiten, sehr überrascht.

Hintergrund: Hauptmieter des bestehenden Sozialzentrums an der Keramikerstraße ist der Georgsring, der dort sein Möbellager und die Fahrradwerkstatt untergebracht hat. Ebenso Mieter sind die Rheinbach-Meckenheimer Tafel, die Kleiderstube der Pfarrcaritas und das Lager von Abenteuer-Pur. Wie Raetz auf Anfrage von Ute Krupp, Martina Koch, Folke große Deters und Dietmar Danz von der SPD-Fraktion erklärte, werden im künftigen Sozialzentrum nach derzeitigen Planungen die Tafel, die Kleiderstube, die Fahrradwerkstatt sowie ein Raum für den Hospizverein unterkommen können. Die Unterbringung des Möbellagers des Georgsrings sei an solch zentraler Lage nicht realisierbar, so der Bürgermeister. Wann mit dem Baubeginn und der Fertigstellung für das neue Sozialzentrum zu rechnen sei, dazu könne der Verwaltungschef keine Angaben machen.

Dass das Möbellager des Georgsrings nicht Teil des neuen Sozialzentrums sein soll, traf Martin Fröhlich und Werner Gerhards vom Georgsring, die zusammen mit weiteren Vertretern des Vereins die Fragestunde des Rates verfolgten, völlig unvorbereitet. „Das ist für uns komplett neu. Man hätte doch mit uns sprechen können“, meint Gerhards auf GA-Anfrage. Im Möbellager und in der Fahrradwerkstatt beschäftigt der Georgsring rund 20 Mitarbeiter. Betroffen vom möglichen Aus für das Möbellager seien vor allem „die armen Menschen, die zu uns kommen“, so der langjährige Georgsring-Vorstand.

Größe des Sozialzentrums noch unklar

„Sehr verärgert und geradezu konsterniert“ zeigt sich Martin Fröhlich, Vorsitzender des Vereins Georgsring, von der Sachstandsmeldung des Bürgermeisters. „Dass das Möbellager an einem anderen Standort entstehen soll, sehen wir ja durchaus als diskutabel an“, sagt Fröhlich auf Anfrage des General-Anzeigers. Allerdings sei die Art der Kommunikation „eine bodenlose Frechheit“, findet Fröhlich: „Keiner von uns hat davon gewusst.“ Bislang habe Raetz gegenüber dem Verein immer betont, dass es für sie im Neubau auf der anderen Straßenseite der Majolika-Fabrik weitergehen kann. „So mit uns umzugehen, finden wir unterirdisch“, so Fröhlich. Das Möbellager beispielsweise in einem Gewerbegebiet unterzubringen, sei für die Klienten der Einrichtung eher ungünstig. „Viele kommen zu Fuß oder mit dem ÖPNV zu uns. Für die würde das ein echtes Problem.“

Eine endgültige Entscheidung zur Größe des neuen Sozialzentrums ist noch nicht gefallen, erklärt Bürgermeister Raetz auf GA-Anfrage. „Die Architekten der Casa Majolika planen, und die Investoren rechnen derzeit“, so der Verwaltungschef. „Ich rechne mit näheren Informationen in den nächsten Wochen.“ Erst wenn diese Klarheit herrsche, sei es „Zeit, mit dem Georgsring zu sprechen“, fügt er hinzu.

Dass die Investoren des Neubauprojekts auf dem Majolika-Gelände sich bereit erklärt haben, den Ersatzbau für die sozialen Einrichtungen zu errichten, unterstreicht Raetz. „Dies setzt aber auch Augenmaß voraus, denn die Bewirtschaftungskosten müssen von den Nutzern getragen werden können.“ Ein Möbellager an solch zentraler Stelle sei „aller Voraussicht nach vom Platz nicht darstellbar und finanzierbar“, erklärt der Bürgermeister. „Hier wird es eine Alternative geben“, sagt er.

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