Kabarettist und Autor So war Thomas Lienenlükes Auftritt in Rheinbach

RHEINBACH · Der Kabarettist Thomas Lienenlüke hat schon mit Anke Engelke und Christoph Waltz gearbeitet. Nun trat er in der Optik Firmenich in Rheinbach mit seinem Programm "Deutschlehrer in Jack Wolfskin-Jacken" auf.

 Thomas Lienenlüke (links) hat schon mit Künstlern wie Christoph Waltz zusammengearbeitet.

Thomas Lienenlüke (links) hat schon mit Künstlern wie Christoph Waltz zusammengearbeitet.

Foto: Axel Vogel

Zu Beginn seines Auftritts versprach er „alte Lieder, die ich nicht mehr kann und neue, die ich noch nicht kann“. Doch dann hielt Autor und Kabarettist Thomas Lienenlüke die Zuhörer im Rheinbacher Brillengeschäft Optik Firmenich bei seinem Auftritt am Sonntag mit einer Perlenkette von Gags, Kurzgeschichten und Liedern in Atem. Statt Eintritt zu bezahlen, spendete das Publikum 400 Euro, die sich der Rheinbacher Verein Togo-Hilfe und „Rheinbach liest“ teilen.

Zuerst nahm er sich selbst und seine Generation der 50-Jährigen aufs Korn, die in ihrem Jugendlichkeitswahn zum Gespött der wirklich Jungen in der Rutschröhre im Spaßbad stecken bleiben würden. Bei einem Poetry-Slam sei er schon einmal als die „erste Nahtoderfahrung überhaupt“ angekündigt worden. Danach kam seine Heimat Ostwestfalen dran, wo beim Gruppensex „zwei schon richtig viel sind“.

Lienenlüke begleitete sich mit der Gitarre oder dem E-Piano und Gassenhauer-Gags wie: „Sie ist 40, sie wohnt noch zu Hause. Sie wartet auf 'nen Mann – oder die Menopause.“ Auch ein klingelndes Handy im Zuschauerraum brachte ihn nicht aus der Ruhe: „Bisher war es eine Lesung, jetzt ist es eine Multimedia-Show“, scherzte er.

Raubtiere werden zu Veganern

Als man gerade befürchtete, der Abend würde in eine Abfolge seichter Witze ausarten, schwenkte Lienenlüke aufs Gesellschaftskritische um. Bei seiner Schilderung einer Safari in Afrika drehten Löwe, Krokodil und Büffel den Spieß um: Raubtiere wurden zu Veganern, der Löwe raunzte die Touristen an: „Ihr wollt aus Mangel an Natürlichkeit Natur sehen? Macht euch selbst mal nackig.“

Zwischendurch interviewte Gerd Engel vom Veranstalter „Rheinbach liest“ den Autor, der schon für Anke Engelke, Dieter Hallervorden und Loriot geschrieben hatte. Letzterer habe ihm seine Frau vorgestellt, „aber ich mag ihn trotzdem“, lachte Lienenlüke. Er texte für andere, „die Sachen können, die ich nicht kann“, bekannte er mit Bezug auf Engelkes schauspielerisches Talent.

Doch er zeigte auch, was er selbst kann: beißende Zeitkritik etwa an der Neigung von Eltern, ihre Kinder als Hochbegabte zu verklären, weil sie durch Sex bei Vollmond und unter veganer Ernährung gezeugt wurden. Das habe sich als Trugschluss erwiesen, und hochbegabte Hamster kamen zur Erkenntnis: „Um wirklich in Würde zu leben, müssen wir uns vom Menschen befreien.“ Als Autor für bayerische Nockherberg-Satiren habe er Horst Seehofer getroffen, den er privat viel angenehmer fand als in der Politik. Dessen Nachfolger Markus Söder allerdings lernte er als genauso schlimm kennen, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Und dann noch ein bayerisches Raumfahrtprogramm? Dort sei es doch schon schwierig, „nach 16 Uhr mit dem Bus nach Benediktbeuern zu kommen“.

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