Investor kauft Kerzenfabrik Serafin-Gruppe übernimmt Vollmar in Rheinbach

RHEINBACH · Der größte Kerzenhersteller Deutschlands wechselt den Besitzer: Die süddeutsche Serafin-Unternehmensgruppe hat die Rheinbacher Firma Vollmar nach eigenen Angaben rückwirkend zum 1. November übernommen. Vollmar gehörte seit 1973 der Kölner Klosterfrau-Gruppe ("Melissengeist"). Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Rund 120 Mitarbeiter stellen in Rheinbach Kerzen und Dochte her.

Rund 120 Mitarbeiter stellen in Rheinbach Kerzen und Dochte her.

Foto: privat

"Es werden keine Stellen gestrichen und die Geschäftsführung bleibt im Amt", sagte Serafin-Sprecher Wolfgang Oberressl gestern dem General-Anzeiger. Zwar sollen laut Unternehmensmitteilung "in einem ersten Schritt Kosten- und Prozessstrukturen optimiert werden". Das bedeute jedoch nicht, dass Kürzungen in der Produktion geplant seien.

Die Kerzenfabrik im Rheinbacher Ortsteil Oberdrees hält nach eigenen Angaben bei rund 40 Millionen Euro Jahresumsatz einen Marktanteil von zehn Prozent in Deutschland. Die Kerzen werden zum Teil unter der Marke "Yul", zum Teil unter Handelsmarken vertrieben. Das Sortiment reicht von Teelichtern über Stumpenkerzen bis zu Grableuchten. Marktführer sind die Rheinbacher laut Oberressl bei Kirchenkerzen, die aus einem besonders hochwertigen Grundstoff mit Bienenwachs hergestellt werden.

Zu den rund 120 Mitarbeitern der Kerzen- und Dochtherstellung in Rheinbach kommen weitere 45 in einem ostdeutschen Tochterwerk in Salzwedel. Gegründet wurde die Kerzenfabrik 1910 durch den Namensgeber Wilhelm Vollmar. Die Kerzenproduktion gilt als äußerst rentables Geschäft mit einer mittelständisch geprägten Branchenstruktur.

Hinter dem neuen Eigentümer Serafin steckt eine finanzkräftige Unternehmerfamilie. Einer der drei jungen Serafin-Geschäftsführer ist Philipp Haindl. Sein Vater verkaufte die gleichnamige Augsburger Papierfabrik im Jahr 2001 für rund 3,6 Milliarden Euro an einen finnischen Konzern. Er gilt als einer der reichsten Deutschen.

Philipp Haindl will mit Serafin mittelfristig eine Unternehmensgruppe mit einer Milliarde Euro Gesamtumsatz aufbauen. "Neben Investitionen in das Kerzengeschäft soll der Geschäftsbereich Konsumgüter durch gezielte Investitionen ausgebaut werden", heißt es in einer Mitteilung der Gruppe. Derzeit erwirtschaftet Serafin nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 150 Millionen Euro und beschäftigt 600 Mitarbeiter.

Zu Serafin gehört unter anderem der Kunststoffverarbeiter Nextrusion aus Bobingen bei Augsburg. Den Jungunternehmern stehen als Beirat prominente Unterstützer zur Seite. Neben Ex-Papierfabrikant Clemens Haindl ist das Gremium mit dem ehemaligen Siemens-Chef Heinrich von Pierer und Wolfgang Ley, Gründer des Modehauses Escada, besetzt.

Serafin belaste seinen Rheinbacher Neuerwerb nicht mit Schulden, betonte Sprecher Oberressl. Die Investment-Gesellschaft mit Sitz in München lege "hohen Wert auf partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten".

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