Stadttheater Rheinbach Sehr lebendig trotz knapper Kasse

RHEINBACH · Nachdem die Stadt Rheinbach im Jahr 2007 ihre finanzielle Unterstützung für das Stadttheater einstellte, schienen seine Tage gezählt. Doch wider Erwarten hält sich die Bühne über Wasser.

 Michaela Schaffrath und René Oltmanns gastierten mit „Zauberhafte Zeiten“ im Stadttheater.

Michaela Schaffrath und René Oltmanns gastierten mit „Zauberhafte Zeiten“ im Stadttheater.

Foto: Mario Quadt

Das waren noch Zeiten: Genug Budget, um Stücke von Tournee-Theatern einzukaufen und jährlich 16 Inszenierungen im Stadttheater zu zeigen. Doch seitdem die Stadt Rheinbach seit 2007 im Rahmen des Haushaltssicherungskonzepts keine freiwilligen Leistungen mehr vergeben darf, steht es finanziell schlecht um das Rheinbacher Theater. 2009 schienen die Tage des Abonnement-Theaters in Rheinbach gezählt. Doch wider Erwarten hält sich die Bühne seitdem über Wasser: Dank Sponsoren und einem Exklusivvertrag mit dem Kleinen Theater Bad Godesberg. Sieben Aufführungen pro Spielzeit sind so möglich.

Dennoch ist die Finanzierung ein immer wiederkehrendes Thema: Im Februar 2015 wackelte das Schicksal des Theaters erneut, als die Raiffeisenbank als Sponsor ankündigte, ihre Unterstützung auslaufen zu lassen. Das Theater konnte sich indes mit der Bank einigen. Gut möglich, dass die Kürzung des benötigten Budgets von 3000 Euro auf 2000 Euro zur Einigung beigetragen hat. Von dem Geld müssen die Bühnenarbeiter und die Werbung bezahlt werden. Die Entlohnung der Schauspieler läuft über die Kooperationstheater, und die Bühne in der Aula des städtischen Gymnasiums stellt die Stadt kostenfrei. Auch die Spielzeit 2017 finanziert die Raiffeisenbank wieder – allerdings nur zum Teil. Klar ist: Für das nächste Jahr sucht das Stadttheater Rheinbach erneut Sponsoren.

Schon oft für tot erklärt, ist das Stadttheater trotzdem noch immer ziemlich lebendig. Sein unerwartetes Fortbestehen ist wohl besonders der Hartnäckigkeit zweier Damen vom Kulturamt der Stadt zu verdanken. Ruth Fabritius (57), Leiterin des Glasmuseums, und Regine Prause (48) wollen trotz aller Schwierigkeiten eine bezahlbare „kulturelle Grundversorgung“ in der Region erhalten. Denn nicht nur für Rheinbacher ist das Theater eine wichtige Adresse: Auch Besucher aus Meckenheim, Euskirchen, Swisttal, Wachtberg und Bad Münstereifel nutzen das Schauspiel-Angebot. 2015 besuchten im Schnitt 385 Zuschauer die Stücke, davon waren 137 Abonnenten. Seitdem, so Fabritius, seien die Besucherzahlen konstant, mit leicht steigender Tendenz. „Die Jahresabos, besonders die Weihnachtsabos, kommen gut an“, bestätigt Prause.

Doch Prause und Fabritius wollen sich nicht nur mit der Finanzierungsfrage beschäftigen. Es geht ihnen um das Programm, die Inhalte und ihre Besucher. „Wir möchten die Zielgruppe der älteren Theaterbesucher erhalten, aber auch Kultur für die Jungen anbieten“, sagt Prause. Daher steht sie auch in stetigem Kontakt mit den Rheinbacher Schulen. Die Inszenierungen von Klassikern passen oftmals zur Schullektüre im Deutschunterricht. „Und sie haben eine überzeitliche Relevanz“, sagt Fabritius. Aber auch zeitgenössische Stücke möchte sie nach Rheinbach holen.

Hoffnungsträger hierfür ist Nadeem Ahmed. Der 40-jährige Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur wurde in Bonn geboren, ist in der Rheinbacher Region aufgewachsen und Hausregisseur am Essener Stratmanns-Theater. Die zwei Aufführungen seines Stücks „Welcome Elvis“ im Himmeroder Hof im Sommer 2015 waren ausverkauft und ein großer Erfolg. „Ich bin hier groß geworden und ein treuer Mensch“, sagt Ahmed. Wohl deshalb kämpft er nun mit für den Erhalt des Rheinbacher Theaters. Und auch sein Ziel ist es, Schauspiel für junge Menschen attraktiv zu machen. Viele Generationen gemeinsam ins Theater zu locken, sei eigentlich gar nicht so schwer, glaubt er: „Alt und Jung können über das Gleiche lachen – ich muss nur rausfinden, was das ist.“

Die Gastspiele waren der Beginn des Kontakts zwischen dem Rheinbacher Stadttheater und dem Stratmanns-Theater in Essen. Prause und Fabritius hoffen nun auf eine dauerhafte Kooperation, am besten in Form eines Exklusiv-Vertrags, wie mit dem Kleinen Theater in Bad Godesberg. Ob das klappt, liegt indes nicht in ihren Händen. Die offiziellen Verhandlungen führt die Stadt.

Kooperationen mit anderen Theatern nennt Fabritius das „Rundum-Sorglos-Paket“. Sie erleichtern einiges: Das Kleine Theater bringt beispielsweise die Produktion samt Schauspielern, Kostümen und Requisiten mit. Trotzdem bleibt viel Arbeit zu tun, um die sich in einer stillen Hauptrolle Regine Prause kümmert. Sie sorgt für die notwendige Werbung und organisiert den Ticketvertrieb. Manches koordiniert sie: Etwa die Gestaltung der Flyer. Vieles stellt sie ganz allein auf die Beine, wie etwa die Präsenz des Theaters in den neuen Medien und sozialen Netzwerken. Sie weiß: „Wir müssen mit der Zeit gehen und alle Kanäle, die zur Verfügung stehen, nutzen.“ Und damit hat sie gute Erfahrungen: Viele Leute informieren sich über die Website des Theaters.

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