Schulpolitik Sechs Züge für die Gesamtschule in Rheinbach

RHEINBACH · Rheinbacher Politiker reagieren auf steigende Schülerzahlen. Sechs neue Klassen zum nächsten Schuljahr sorgen allerdings für Engpässe beim Platz und beim Personal.

Im Schuljahr 2019/20 soll die Gesamtschule Rheinbach allen Schülern aus der Stadt offenstehen, die dort einen Platz wollen. Alle Fraktionen stimmten jetzt in der Sitzung des Schulausschusses für einen „Vorratsbeschluss“, gemäß dem die Verwaltung bereits jetzt bei der Bezirksregierung eine zusätzliche sechste Klasse beantragen soll.

Die Sitzung war wegen des großen Interesses von Eltern in den Himmeroder Hof verlegt worden. Die Verwaltung soll gemeinsam mit der Schulleitung „die notwendigen räumlichen Voraussetzungen für eine erneute Mehrklasse definieren. Auch vorübergehende, zeitlich befristete Raumlösungen“ (Container und geteilte Räume) seien denkbar.

Fachbereichsleiter Wolfgang Rösner stellte einen Schulentwicklungsplan der Projektgruppe Bildung und Region (biregio) vor. Eine dreizügige Dependance der Gesamtschule in Alfter hat demnach „hohe realistische Chancen“. Für den Rheinbacher Bedarf würde eine Vier- bis Fünfzügigkeit ausreichen. Allein im vergangenen Schuljahr kamen 15 Kinder aus Alfter und 26 aus Swisttal, referierte Rösner.

Für die CDU forderte Bernd Beißel, Defizite in Rheinbach zu schließen, denn der Zuzug junger Familien sei erwünscht. Die pädagogische Qualität sei gut, was Lehrer und Schulleitung angehe. Angesichts des Förderbedarfs seien Klassen mit 25 Schülern fast schon zu groß. Odendorf orientiere sich nicht Richtung Swisttal oder Alfter. „Uns ganz abzuschotten wäre auch der falsche Weg“, konstatierte Beißel. Nach den Worten der SPD-Ratsfrau Martina Koch dürfen die Nachbarkommunen „keinen schlaffen Fuß“ machen.

Hoffen auf Gesetzesänderung in Düsseldorf

Eine 40-prozentige Erhöhung der Grundsteuer B für Schulen sei Rheinbacher Bürgern schwer zu vermitteln. Elf Millionen Euro Mehraufwand seien Geld, das Swisttal „nicht bereit ist, in die Hand zu nehmen“. Koch setzte auf eine Gesetzesänderung in Düsseldorf. Jörg Meyer von der UWG erinnerte daran, dass die Gesamtschule Rheinbach fünfzügig angelegt, aber bereits in drei von fünf Jahrgängen sechszügig sei. Meyer hoffte, dass ein bevorstehendes Gespräch im Düsseldorfer Schulministerium nicht zu einem „Begräbnis erster Klasse“ werde.

Er wies auf Swisttaler Baugebiete etwa in Morenhoven und Buschhoven hin, von wo aus sich die Eltern nach Rheinbach orientierten. Dass die Umwandlung der Swisttaler Sekundarstufe in eine Gesamtschule so lange brauche, bedauerte er. Angesichts von Kosten in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro könne Rheinbach nicht guten Gewissens in die dauerhafte Sechszügigkeit gehen. Er riet, abzuwarten, wie sich Swisttal und der Gesetzgeber verhielten.

Fachraumproblematik nicht kurzfristig lösbar

Laut Lorenz Euskirchen interpretiert die FDP den Schulentwicklungsplan so, „dass wir eine Sechszügigkeit nicht brauchen“. Für die Grünen ist die Qualität der Schule wichtig, betonte Joachim Schollmeyer. Der Erste Beigeordnete Raffael Knauber sagte, die Bezirksregierung sehe eine zusätzliche Klasse pro Jahrgang „durchaus positiv“. Als Geschäftsführer der Rheinbacher Wirtschaftsförderung warnte er aber: Angesichts steigender Steuerlast erwögen Geschäftsleute bereits wegzuziehen.

Die Leiterin der Gesamtschule, Elke Dietrich-Rein sagte angesichts des vierten sechszügigen Jahrgangs, „das Gummiband der Bereitschaft ist nur bis zu einem gewissen Grad dehnbar“. Das Raumangebot sei gemeinsam mit der Stadtverwaltung zu definieren, die Fachraumproblematik aber nicht kurzfristig lösbar.

Sie könne sich Naturwissenschafts- oder Küchen-Container schwer vorstellen. Dieses Jahr „können wir es nochmal machen, fürs nächste können wir es uns nicht mehr vorstellen“, resümierte sie. Man sei stolz darauf, eine attraktive Schule zu sein.

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