Volle Ränge, lang anhaltender Applaus Sebastian Pufpaff begeistert in Rheinbach

Rheinbach · „Stuhlkreis“ statt One-Man-Show: Der Kabarettist aus Bad Honnef bringt im ausverkauften Stadttheater sein Programm „Auf Anfang“ auf die Bühne.

 Für ein volles Stadttheater sorgte Sebastian Pufpaff.

Für ein volles Stadttheater sorgte Sebastian Pufpaff.

Foto: Axel Vogel

Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit und sticht doch aus der Masse hervor wie der Familienname Pufpaff – Kabarett, das einfach Spaß macht. Wo sich für gewöhnlich aufbrausende Wutredner mit gut sichtbarer Zornesader tummeln, fällt ein schlaksiger Mann mit gegeltem Seitenscheitel und piekfeinem Anzug auf wie ein bunter Hund.

Widersteht er acht Tage vor der Bundestagswahl auch noch der Versuchung, Witze über hängende Mundwinkel und zur Raute gefaltete Hände zu machen, ist der Bruch mit den Konventionen des Kabaretts vollzogen. Dem Publikum in Rheinbach darf unterstellt werden, diese kleinkünstlerische Rebellion als wohltuend empfunden zu haben. Volle Ränge, lang anhaltender Applaus und strapazierte Zwerchfelle lassen keine andere Schlussfolgerung über den Auftritt von Sebastian Pufpaff am Samstagabend in der Glasstadt zu.

Garniert mit rasanter Sprach- und Gesichtsakrobatik, bot Pufpaff sein zweistündiges Bühnenprogramm „Auf Anfang“ dar, das er weniger als One-Man-Show, sondern vielmehr als „Stuhlkreis“ verstanden wissen wollte. So forderte der gebürtige Troisdorfer das Publikum immer wieder auf, sich mit Themenvorschlägen an seinem Auftritt zu beteiligen – gerne per Zwischenruf. Eingaben wie „Feldhase“, „1. FC Köln“ oder „Geburtstage“ griff der Gastgeber der TV-Sendung „Pufpaffs Happy Hour“ spontan auf und baute sie als Running-Gags in seine sprunghaften Erzählungen ein.

Sprach- und Gesichtsakrobatik zum Mitmachen

Ausgangspunkt für diese beinahe interaktive Form der Unterhaltung war eine Schelte für Romantik-Hotels, in denen Pufpaff regelmäßig einquartiert wird. „Dort ist es eigentlich wie im Puff, nur ohne die Flecken“, legte der in Bad Honnef lebende Kabarettist los, ehe er über die Evolution von Handtrocknern auf öffentlichen Toiletten referierte und schließlich beim dümmsten Lebewesen auf Erden – dem Strudelwurm – landete.

Obwohl sich Pufpaff selbst als „neo-neo-liberal“ bezeichnet und die politische Meinungsbildung seiner Mitmenschen nicht beeinflussen möchte, griff er gegen Ende des Abends doch noch mal in die Moralkiste und nahm rassistische Denkmuster und die Konsumgesellschaft auf die Schippe. Pufpaff: „Ich miete mir auch gerne mal eine S-Klasse und fahre damit durch soziale Brennpunkte, um die Schere zwischen Arm und Reich wieder zusammenzubringen.“

Abschließend wünschte er seinem Publikum den Erinnerungsauslöscher aus den Men in Black-Filmen als Geschenk, damit es mit „frisch formatierten Gehirnen“ – also unvoreingenommen – in die Welt hinaus gehen könne. Ein Jammer, wenn damit auch die Erinnerung an seinen Auftritt in Rheinbach verloren gehen würde.

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