Prozess in Rheinbach Dieser Bodybuilder rettete Schuss-Opfer in Rheinbach das Leben

Rheinbach/Bonn · Der Prozess gegen einen Begleiter eines Bodybuilders, der sich bei einer Bodybuilding-Meisterschaft in Rheinbach so heftig über eine Panne mit Bräunungscreme aufgeregt haben soll, dass er dem angeblichen Verursacher in den Bauch schoss, ging am Donnerstag weiter.

Im Bonner Schwurgerichtssaal geben sich zurzeit Männer mit besonders ausgeprägten Muskeln die Klinke in die Hand: Bodybuilder sind als Zeugen gefragt im Prozess gegen den Cousin eines ihrer Kollegen, denn dieser Verwandte soll bei der Westdeutschen Bodybuilding-Meisterschaft in Rheinbach vor der Stadthalle auf den Mitarbeiter eines Bronzierstudios geschossen und den 44-Jährigen schwer verletzt haben. Am Donnerstag nahm auch ein 33-jähriger Bodybuilder im Zeugenstand Platz, dem das angeschossene Opfer wahrscheinlich sein Leben verdankt.

Es geht dabei vor allem um eine zentrale Frage: Was geschah genau vor dem Schuss, der das Opfer in den Bauch traf? War es wirklich nur der Ärger über die auf dem Körper des Athleten verlaufene goldene Farbe, die zu einem solchen Streit mit den Bronzierern führte, dass der Angeklagte auf den Mitarbeiter des Studios schoss? Der Mann auf der Anklagebank bestreitet das und will nur aus Angst vor dem zuvor schon aggressiven Opfer beim Durchladen seiner zum Selbstschutz mitgeführten Waffe versehentlich geschossen haben.

Was nach dem Schuss geschah, berichtete der 33-jährige Bodybuilder Andreas E. nun dem Gericht: Er sei draußen vor der Tür gewesen, als der Bronzierer plötzlich in gekrümmter Haltung auf ihn zugekommen sei mit der Hand auf dem Bauch und gesagt habe: „Der hat auf mich geschossen.“ Das sei ihm sehr seltsam vorgekommen, „doch dann habe ich das Schussloch in seinem Bauch gesehen“, erklärte der Zeuge.

Er habe den Mann, der kaum noch habe atmen können, in die stabile Seitenlage gebracht, ihm die Hand auf den Bauch gedrückt und beruhigend auf ihn eingeredet. Vor allem habe er dem Mann, der nach Luft rang immer wieder gesagt, er solle sich beruhigen, nicht reden und ruhig atmen. Er sei bei dem Mann geblieben, bis ihn die Rettungssanitäter abgelöst hätten. „Das hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert“, sagte der 33-Jährige. Und während er sich um den Verletzten gekümmert habe, sei plötzlich ein Auto vorbeigekommen, und jemand habe gerufen: Da sitzt der Schütze drin. „Da habe ich mich ganz klein gemacht“, berichtete er. Das Opfer selbst hatte als Zeuge erklärt, er habe das so erlebt, dass der Helfer ihn in dem Moment mit seinem Körper geschützt habe.

Wie froh er sei, dass er dem Mann habe helfen können, erklärte Andreas E. nach seinem Zeugenauftritt. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagte er lächelnd. Am vergangenen Sonntag traf er das damalige Opfer erstmals wieder – erneut in Rheinbach und wieder bei einer Bodybuilding-Veranstaltung. Da hätten sich der 44-Jährige und dessen Frau bei ihm persönlich für die Hilfe bedankt und ihn als Lebensretter bezeichnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort