Vinzenz-Pallotti-Kolleg Rheinbach Schluss nach 81 Jahren

RHEINBACH · Mit dem Ende des Schuljahrs schließen sich die Türen des traditionsreichen Rheinbacher Vinzenz-Pallotti-Kollegs für Schüler. Damit geht eine Ära zu Ende, die auch die Stadt geprägt hat.

„Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit im Vinzenz-Pallotti-Kolleg, einer Bildungsstätte für Jungen, getragen von der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner), stehen die Schüler und ihre bestmögliche Entwicklung. Die Erziehungsarbeit des Kollegs will den verantwortungsbewussten Christen und mündigen Staatsbürger heranbilden und wird von dem Bemühen geleitet, den Schülern zu helfen, ihren Platz in der pluralistischen Gesellschaft zu finden und das Leben sinnerfüllt, erfolgreich und mit Freude leben zu lernen.“

So zu lesen auf der Homepage des Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) unter dessen eigenem Logo. Etwas weiter unten werden aber auch schon die Veränderungen sichtbar: deutlich größer kündigt das Logo des Erzbischöflichen Sankt- Joseph-Gymnasiums (SJG) vor dem Logo des VPK das gemeinsame Ehemaligentreffen beider Gymnasien am 10. September im Innenhof des VPK an. Das es dann de facto nicht mehr gibt, denn die Schule, die zu ihren besten Zeiten rund 800 Schüler besucht hatten, schließt mit dem Ende dieses Schuljahres (der GA berichtete). Damit geht eine Ära zu Ende, die viele junge Menschen und auch die Stadt Rheinbach geprägt hat.

Anlässlich des Jubiläums „75 Jahre Pallottiner in Rheinbach“ im Jahr 2010 hatte der inzwischen verstorbene Pater Wilhelm Steffans einen Beitrag zur Historie der Pallottiner und des Kollegs in Rheinbach veröffentlicht. Darin erinnert er an die Ursprünge, als 1935 das Erzbistum Köln den Pallottinern das damalige erzbischöfliche Konvikt „Collegium Hermannium“ zum Kauf anbot.

Vinzenz-Pallotti-Kolleg
22 Bilder

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Mit der Übernahme mit notariellem Kaufvertrag am 10. Januar 1935 erwarben die Pallottiner nicht nur die Konviktgebäude, sondern Grundbesitz von vier Hektar und 85 Ahr mit ausgedehnten Gärten, Wirtschaftsgebäuden mit Viehbestand, Werkstätten, Spielplätzen und einer Kegelbahn. Von 1935 bis zur Schließung durch die Nazis 1937 waren 115 angehende Theologen als Studenten in Rheinbach. In enger Zusammenarbeit mit den Direktoren des Städtischen Gymnasiums gelang es, das in Hermann-Josef-Kolleg umbenannte „Collegium Hermannium“ als einziges Internat in kirchlicher Trägerschaft bis zum Herbst 1944 weiterzuführen. Dann machte die vorrückende Westfront dem Betrieb ein Ende.

Ab 1945 besuchte der Nachwuchs für den Orden das Hermann-Josef-Kolleg und wurde im eigenen Haus unterrichtet bis zum Wechsel aufs Städtische Gymnasium in der Oberstufe. Die Schüler des nicht berufsgebundenen Konvikts Sankt Albert – heute Gebäude Stadtpark 16 – besuchten das Städtische Gymnasium. Das Konvikt wurde 1967 aufgelöst.

Weil die Leitung der Pallottiner von Anfang an „ein leistungsstarkes, geistig und geistlich prägendes Gymnasium“ anstrebte, so Pater Steffans, waren bereits von 1947 an junge Patres zum Weiterstudium an Universitäten geschickt worden, die dort die staatliche Lehrbefähigung erhalten sollten. Damit war der Grundstein für das eigene Gymnasium gelegt. Das Kultusministerium in Düsseldorf erteilte am 27. Oktober 1961 die Erlaubnis, „mit Wirkung von Ostern 1961 ab ein privates altsprachliches Gymnasium zu errichten, beginnend mit Einrichtung des 5. Schuljahres – Sexta“.

Es folgten der Neubau der Schule und des ersten Internatsgebäudes, dann Internat zwei und 1969 der dritte Internatsbau für die Oberstufenschüler. 1969 legten auch die ersten zehn Schüler ihr Abitur ab. Seinen Namen „Vinzenz-Pallotti-Kolleg“ erhielten Gymnasium und Internat 1965, nachdem Vinzenz Pallotti im Jahr 1963 heilig gesprochen worden war. Damals wurde die Konviktsgasse auch umbenannt in Pallottistraße.

Mit der Namensänderung vollzog sich auch der Wandel von einer berufsbezogenen Einrichtung für künftige Priester zu einer modernen christlichen Erziehungs- und Bildungsstätte mit Gymnasium, Internat und Tagesinternat. Pater Franz-Josef Ludwig (heute 82 Jahre) hält in seinem Erinnerungsbuch „50 Jahre im Pallotti – 1962-2012“ fest, dass es bis Anfang der 60er Jahre im Kolleg keinen evangelischen Schüler gegeben habe, dann im Laufe der Jahre aber auch Schüler anderer Konfessionen und Religionen und auch Ungetaufte aufgenommen wurden.

Im Jahr 2008 kündigte die Provinzleitung die Schließung von Internat und Tagesinternat zum Ende des Schuljahres im Juni 2009 an. Sukzessive wurden Pallotti-Stadion am Weilerfeld, Hallenbad, Internatsbetrieb und Jugendheim geschlossen. Im September 2011 stand auch der Termin der Schließung des VPK zum Ende des Schuljahres im Juli 2016 fest. Die Verantwortung für die Pfarr-Seelsorge der Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach hatten die Pallottiner 2012 ans Erzbistum zurückgegeben.

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