Oberdreeser Kirche von Schimmel befreit Sankt Ägidius öffnet wieder

Rheinbach-Oberdrees · Wegen Schimmelbefalls war die Kirche ein Jahr geschlossen, die Gläubigen mussten nach Niederdrees zum Gottesdienst. Restauratoren und eine Gebäudereinigungsfirma haben nun die Reinigung beendet.

Wenn die Kirchenglocken von Sankt Ägidius am Samstag, 29. Oktober, nach der Gräbersegnung um 17 Uhr auf dem Friedhof zur Messe läuten, können die Oberdreeser Katholiken im übertragenen wie auch buchstäblichen Sinn aufatmen: Der Schimmel ist beseitigt, die Luft wieder rein und das Gotteshaus endlich wieder offen für die regelmäßigen Vorabendmessen samstags um 17.30 Uhr. Knapp ein Jahr lang hatten die Oberdreeser dafür nach Niederdrees ausweichen müssen, seit ihre Kirche im Dezember vergangenen Jahres wegen massiven Schimmelbefalls geschlossen wurde. „Dafür hatte die Gemeinde zunächst auch großes Verständnis. Als sich dann jedoch monatelang scheinbar nichts tat, kam zuletzt doch Unmut auf“, umreißt Pfarrer Bernhard Dobelke die wachsende Anspannung.

Dabei waren nicht etwa gemeindliche Untätigkeit, sondern behördliche Verfahren verantwortlich für den späten Startschuss zur Schimmelbeseitigung: Im Hinblick etwa auf die denkmalgeschützten Heiligen-Skulpturen musste das LVR-Denkmalamt erst einmal eine detaillierte Bestandsaufnahme vom Keller bis ins Gewölbe vornehmen und die von der Gemeinde vorgeschlagene Vorgehensweise prüfen und genehmigen. Als die Genehmigung endlich vorlag und sowohl Restauratoren als auch eine Gebäudereinigungsfirma verpflichtet worden waren, ging es zuletzt ganz schnell: Binnen weniger Tage war Sankt Ägidius gereinigt.

Eine Schlüsselrolle kam dabei Restauratorin Katharina Liebetrau und ihrem zweiköpfigen Team zu. „Das Inventar der Kirche ist von barocken Skulpturen aus dem 18. Jahrhundert über neugotische aus dem späten 19. Jahrhundert bis hin zu modernen Neuanschaffungen gewachsen. Vom Schimmel befallen war bis zum neoromanischen Beichtstuhl und sogar den Unterseiten der Kirchenbänke praktisch alles“, bekräftigt Liebetrau den dringenden Handlungsbedarf. Während die glatten Kirchenbänke von der Reinigungsfirma vergleichsweise gut zu reinigen waren, hatte das Restauratorenteam etwa mit der verzierten Orgelempore mehr Mühe. Der Kampf gegen die Sporen erfolgte in mehreren Arbeitsschritten. Die größte Herausforderung für die Gebäudereinigungsfirma stellten wohl die Schächte dar.

„In Kirchen gibt es zunehmend Probleme mit Schimmelbefall. Sowohl Wissenschaft als auch Klimatechnik forschen inzwischen daran“, sagt Liebetrau und nennt die Gründe: „Zum einen sind die Winter milder, weswegen die relative Luftfeuchte höher ist. Zum anderen wird inzwischen weniger geheizt. Das ist insbesondere dann problematisch, wenn die Kirche zwischen zwei Heiztagen zu sehr auskühlt und sich Kondenswasser bildet.“

In den 70er Jahren hingegen sei tendenziell zu viel geheizt worden, sodass das Holz schrumpfte und etwa Vergoldungen abblätterten. Es gilt also genau auszutarieren, wie vor Ort geheizt und gelüftet werden muss, um erneuter Schimmelbildung vorzubeugen. „Ein Klimamonitoring unter Realbedingungen ist der nächste Schritt, um herauszufinden, ob wir eine neue Heizung und Lüftung brauchen“, erläutert Pfarrer Dobelke. Erst dann ließen sich auch die Gesamtkosten beziffern. Die Reinigung habe 20.000 Euro gekostet, wovon das Erzbistum einen großen Teil getragen habe. Aber eine neue Orgel müsse die Gemeinde später selbst finanzieren. Als Übergangslösung wurde ein gutes elektronisches Instrument besorgt.

Auch Kerzen und Gebetbücher sind dem Schimmel zum Opfer gefallen. Während die Messgewänder gereinigt werden konnten, müssen die Sternsingergewänder neu genäht werden.

Tatkräftige Unterstützung dafür sowie Stoffreste können im Pastoralbüro Sankt Martin unter 0 22 26/21 67 angeboten werden.

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