Pfarr-Cäcilien-Chor Sankt Ägidius Sänger blicken in eine ungewisse Zukunft

Rheinbach-Oberdrees · Der Pfarr-Cäcilien-Chor Sankt Ägidius Oberdrees feiert seinen 125. Geburtstag. Doch das Jubiläum wird von der Gewissheit überschattet, dass langjährige Sänger aus Altersgründen aufhören. Wie es mit dem Chor weitergeht, ist ungewiss.

 R-Chorjubiläum Pfarr-Cäcilien-Chor St. Ägidius in Oderdrees

R-Chorjubiläum Pfarr-Cäcilien-Chor St. Ägidius in Oderdrees

Foto: Axel Vogel

Eigentlich wollte der Cäcilien-Chor Sankt Ägidius Oberdrees schon im Juli 2016 seinen 125. Geburtstag feiern. Aber ein Schimmelpilzbefall in der Kirche, deren Schließung und die Renovierung warfen die Pläne über den Haufen. Denn das Jubiläum sollte unbedingt „zu Hause“ begangen werden. Nachdem Ende vergangenen Jahres die Kirche wiedereröffnet wurde, konnte am Samstag der Chor endlich mit geladenen Gästen ganz groß seinen Jubeltag feiern, auch wenn „wir eigentlich schon fast 126 Jahre alt sind“, sagte die Vorsitzende Irene Tuschen schmunzelnd.

So gestalteten 17 Chormitglieder und fünf Jubiläumssänger den musikalischen Rahmen der Vorabendmesse, die Kaplan Ulrich Eßer zelebrierte. Mit der „Windhaager Messe in C-Dur“ von Anton Bruckner und begleitet von Streichern der Musikschule Meckenheim, Rheinbach, Swisttal übertrafen sich die Sänger mit ihrem Gesang des Kyrie, Sanctus Dei, Benedictus und Agnus Dei selbst.

„Wegen der Fastenzeit haben wir das Gloria erst während der Kommunion gesungen“, erklärte der 84-jährige Klaus Lung, der seit fünf Jahren den Chor leitet und nach dem Jubiläum seinen Posten abgeben muss. „Denn der Kirchenvorstand hat meinen Vertrag wegen des Alters nicht verlängert“, bedauerte Lung, der mit Begeisterung und viel Engagement mit den Oberdreesern ein Jahr lang Bruckners Messe einstudiert hat. „Es war für uns eine große Herausforderung, nicht wie bisher mit einer Orgelbegleitung, sondern mit Musikern zu singen, die zwischen uns sitzen“, erklärte Tuschen bei einer anschließenden Feier im Schützenhaus der Sankt Hubertus Schützenbruderschaft.

Lung ist nicht der Einzige, der aus Alters- oder Gesundheitsgründen in den nächsten Tagen und Wochen als Aktiver den Chor verlassen wird. Das Durchschnittsalter der Sänger beträgt um die 70 Jahre, sodass sich die Anzahl der aktiven Sänger weiter verringern wird. „Wir haben keinen Nachwuchs. Wie es mit dem Chor weitergehen wird, wissen wir noch nicht“, machte Tuschen am Samstagabend deutlich. Fest steht für die 63-jährige, dass sie die Chorleitung vorübergehend übernehmen wird, „weil ich den Chor auf keinen Fall auflösen möchte“.

Ermutigende Worte für die Zukunft und Dank für die Aktivitäten des Kirchenchores innerhalb der Dorfgemeinschaft fanden in ihren Grußworten Bürgermeister Stefan Raetz, Peter Eich, Vorsitzender des Ortsausschusses, und Ortsvorsteher Kurt Brozio. „Der Kirchenchor ist bei allen Festen des Dorfes ein fester Bestandteil. Hoffentlich treten mehr junge Leute in den Chor ein: Singen ist gesund“, warb Brozio bei den jüngeren Gästen.

„125 Jahre Singen: das sind rund 6250 Termine und 9375 Probenstunden“, rechnete Regionalkantor Bernhard Blitsch das Engagement der vielen Chormitglieder im Laufe der vergangenen Jahrzehnte vor.

Wechselvoll war die Geschichte des Pfarr-Cäcilienchors im Laufe seines Bestehens. Am 17. Juni 1891 startete der Kirchenchor mit 38 Männern aus Ober- und Niederdrees. Bei den Proben nach dem Ersten Weltkrieg waren nur noch Männer aus Oberdrees dabei. Über den Grund der Trennung ist nichts bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Chorarbeit wieder aufgenommen. Am 15. März 1963 wurde der Männerchor in einen gemischten Chor umgewandelt.

1983 übernahm mit Annegret Gierlich erstmals eine Frau die Leitung des Chores. Als Quasi-Gründungsmitglied des gemischten Chores gilt Therese („Resi“) Mertens. Sie verstärkte vor 55 Jahren als eine der ersten Frauen 1963 den Kirchenchor. Für die heute 89-jährige war die Jubelmesse am Samstag der letzte Auftritt als aktive Sängerin.

Sie und ihr Mann Martin (91), seit 70 Jahren (mittlerweile inaktiv) im Chor dabei und 20 Jahre lang Vorsitzender, waren ihr Leben lang begeisterte Sänger. „Der Chor war unser Leben“, erklärte Resi Mertens, Mit einem Blumenstrauß dankte Tuschen der Oberdreeserin für ihr Engagement.

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