Hilfe für junge Menschen Rheinbacher Togo-Hilfe unterstützt Projekte in Afrika

Rheinbach/Akpakpakpe · Die Rheinbacher Togo-Hilfe fördert die handwerkliche Berufsschule in Akpakpakpe und macht sich vor Ort ein Bild der angestoßenen Projekte. In den Werkstätten gibt es jetzt Strom und ein Brunnen fördert sauberes Wasser aus 70 Metern Tiefe.

 Klares und kaltes Wasser kommt am togoischen Ausbildungszentrum dank einer Solarpumpe aus etwa 70 Meter Tiefe.

Klares und kaltes Wasser kommt am togoischen Ausbildungszentrum dank einer Solarpumpe aus etwa 70 Meter Tiefe.

Foto: Michael Firmenich

Kein Klischee ist, dass die Wasserversorgung in Afrika vielerorts nach wie vor auf eine sehr traditionelle Art und Weise abläuft: Es sind die Frauen eines Ortes, die die Wasserversorgung sicherstellen. Sie brechen zu Fuß zu einer nicht selten kilometerweit entfernten Wasserstelle auf und bringen das Wasser auf ihrem Kopf in großen Gefäßen zurück nach Hause. In Akpakpakpe, einer togoischen Gemeinde, die zwölf Kilometer von der nächsten Teerstraße und circa 22 Kilometer von der nächstgrößeren Stadt Notsé entfernt mitten im Busch liegt, ermöglicht der Rheinbacher Verein Togo-Hilfe jetzt eine neue, nachhaltige Wasserversorgung. Diese und weitere Projekte hat ein Team des Rheinbacher Vereins nun in Augenschein genommen.

Dass tatsächlich klares, kühles Wasser aus der Leitung am Berufsausbildungszentrum für Handwerksberufe in Akpakpakpe fließt, davon überzeugten sich Michael Firmenich, selbstständiger Optikermeister, Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins Togo-Hilfe Rheinbach, und sein Team gleich selbst. „Die Wasserbohrung mit 70 Metern Tiefe garantiert auch Trinkwasser in der Trockenperiode“, berichtet Firmenich. Der Clou: Eine Solaranlage beschert der Pumpe die Energie, um das lebenswichtige Nass aus den tief liegenden Erdschichten zu fördern. Ebenfalls neu ist der Wasserturm mit 2000 Litern Fassungsvermögen. In den umliegenden Gemeinden wohnen rund 10 000 Menschen – bisher ohne Strom und ohne Wasser. „Für die Dorfgemeinschaft, die am Bau der Anlage beteiligt wurde und die für die Pflege und Instandhaltung dieser Einrichtung Personal bereitstellt, wurde die Einweihung mit einem großen Festakt begangen“, berichtet Firmenich. Die Lehrlinge des Ausbildungszentrums gestalteten das Festprogramm.

Stromleitung ermöglicht neue Fächer im Ausbildungszentrum

Apropos Auszubildende: Als Teil des Festaktes erhielten die Absolventinnen ihre Abschlussurkunden. Überwältigt vor Freude nahmen zwei gerade fertig ausgebildete Damenschneiderinnen außerdem von Rheinbachs Bürgermeister und Vereinsmitbegründer Stefan Raetz eine finanzielle Auszeichnung des Industrie- und Handelsclubs Bonn in Empfang, die ihnen die ersten Schritte zum Aufbau einer eigenen Existenz ermöglichen soll. Eine Damenschneiderin fertigt in Togo nicht nur Damenoberbekleidung, sondern auch die Schulkleidung für Mädchen.

Einem weiteren Festakt wohnte die Delegation aus Rheinbach im Berufsausbildungszentrum der Gemeinde Kemeni – nordöstlich der Stadt Sokodé im strukturschwachen Grenzgebiet zum Nachbarland Benin bei. Vor sechs Monaten finanzierte – auf Antrag der Dorfgemeinschaft – die Weltbank die Stromleitung von der Hauptleitung, die circa elf Kilometer vom Berufsausbildungszentrum der Association Germano-Togolaise, kurz Agerto, entfernt war. Der Verein Togo-Hilfe finanziert die weitere Verteilung des Stroms in dem seit Jahren vom Verein geförderten Handwerker-Ausbildungszentrum. Die Folge: Mit dem Stromanschluss ist es nun möglich, elektrische Maschinen zu betreiben und etwa eine Schweißerausbildung anzubieten. Außerdem können nun auch in den Ausbildungsstätten elektrische Nähmaschinen und Computer betrieben werden. „In Zukunft möchten wir in Kemeni den Jugendlichen eine Ausbildung im Informatikbereich ermöglichen“, so Firmenich. Ein Lehrer sei bereits engagiert.

Doch nicht nur in eine Wasserversorgung und in Elektronik investiert der Verein, um Ausbildung zu ermöglichen: Für eine Schmiede wurde durch eine Spende der Togo-Hilfe ein Amboss organisiert. Die lokalen Chefs berichteten, dass die Abwanderung von Jugendlichen, die in der Region keine Perspektiven sähen, ein großes Problem in der Gemeinde darstelle. „Der Empfang in Kemeni ist wie immer überwältigend“, sagt Firmenich. Die lokale traditionelle Musikgruppe begleitet die Feier mit Trommeln und verschiedenen Flöten – dazwischen ertönen immer wieder moderne Musikstücke aus großen Lautsprechern.

Förderung der Gehörlosenschule

In Kpalimé befinden sich weitere Projektschwerpunkte, die von der Togo-Hilfe und Sponsoren aus Deutschland gefördert werden. Ein sehr wichtiges Projekt ist die Förderung der Gehörlosenschule in Kpalimé, die in ganz Togo eine einzigartige Institution darstellt. Die Schule wird von einem kleinen einheimischen Verein mit einfachsten Mitteln getragen. Die Gehörlosenschule erhält eine finanzielle Unterstützung der Stiftung Deutsche Kinderdirekthilfe Meckenheim, die von der Togo-Hilfe überreicht wird. Außerdem werden die Arbeiten an der nach dem deutschen Afrikaforscher Gustav Nachtigal (1834-1885) benannten Schule in Kpalimé inspiziert. Das Bonner Hardtberg-Gymnasium hat dort eine Dusche und Toilettenanlage finanziert. Das Togo-Team des Städtischen Gymnasiums in Rheinbach unterstützt die Nachtigal-Schule ebenfalls mit Schulmaterialien.

Dass der Rheinbacher Verein keine Almosen verteilt, sondern Hilfe zur Selbsthilfe leistet, beweist ein anderes Projekt: Anlässlich seines 120-jährigen Firmenbestehens hatte Firmenich Pflanzen von zwölf afrikanischen Baumarten, die zumeist der Ernährung der Bevölkerung dienen, bei einem örtlichen Forschungszentrum gekauft und an die Togo-Hilfe weiter gegeben. Diese Bäume spenden nun bald am Handwerker-Ausbildungszentrum Akpakpakpe Schatten und Nahrung.

Nicht zuletzt besuchte die Delegation viele ihrer Patenkinder. Stets schauen sie direkt zu Hause bei den Familien vorbei, um die Schulbücher und -hefte zu überprüfen, Vorleseproben anzuhören und Gespräche mit Kindern und ihren Erziehungsberechtigten zu führen. „Da viele Patenkinder Halb- oder Vollwaisen sind, ist das bei den verzweigten togoischen Familienverhältnissen nicht immer ganz einfach“, so Firmenich.

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