Chris Esser als der "Bürgermeister" Rheinbacher Justizvollzugsbeamter hat als Schlagerstar Fans auf Mallorca

Rheinbach · Kein Anzug, keine Krawatte, keine Bügelfaltenhose. Stattdessen weißblonder Irokesenschnitt, modernes Bärtchen, Tattoos, Ohrringe, Armbänder, Ringe und drei Ketten um den Hals.

Das Oberhemd mit seinen weit geöffneten Knöpfen spannt sich um trainierte Muskelpakete. Und ein 320er CLK "Breit und schwer, halt ein schönes Gerät", sagt der "Bürgermeister". Er ist aber nicht der Hauptverwaltungsbeamte irgendeiner Kommune.

Nein, Chris Esser ist "Der Bürgermeister". Diesen Alias-Namen hat er einem auf der Internet-Plattform "Clipfish" eingestellten Privat-Video zu verdanken. Esser ist da singend am Strand von Mallorca zu sehen, bis ihm bewusst wird, dass ihn einer filmt: "Du nimmst dat auf, ne? Ich will doch noch Bürgermeister werden!"

Das ist doch ein guter Name für einen aufgehenden Stern am Schlagerhimmel, fanden Fan-Gemeinde und Chris Esser selbst. Als "Der Bürgermeister" hat der 34-Jährige, der eigentlich Justizvollzugsbeamter in der JVA Rheinbach ist, einen Senkrecht-Start hingelegt in Sachen deutscher Party-Schlager-Musik.

Und sich damit einen Traum erfüllt. "Ich habe schon mit 20 gesagt, dass ich irgendwann mit einem eigenen Song auf Mallorca zu hören sein will", sagt der gebürtige Bonner, der aus dem Villenviertel Plittersdorf stammt. Sein aktueller Song "Wenn der Mond scheint" steht seit acht Wochen auf Platz 1 der Party-Forum-Charts.

Auf Mallorca werde er "überall" gespielt, sagt er, aber bis er auf der Party-Insel Live-Auftritte bekomme, brauche es doch etwas Zeit: "Immerhin bin ich ein Newcomer, und auf Mallorca gibt es schon einige Platzhirsche." Bis es so weit ist, tingelt er hierzulande über die Bühnen. So wie am vergangenen Samstag im Sauerland-Örtchen Balve, wo er standesgemäß in einer "Stretch-Limo" vorgefahren wurde. Oder in der Arena Oberhausen bei "Oberhause Olé", ebenfalls mit extralanger Luxuskarosse - eine der schönen Seiten des neuen Künstlerlebens, wie er findet.

Ebenso wie die Freundschaften, die er pflege, wie die zum Sangeskollegen Tim Toupet. Und auch Musikproduzent Dieter Bohlen ist nicht ganz unschuldig am Karrierestart von "Der Bürgermeister". 2008 hatte Chris Esser an dessen Casting-Show "Das Supertalent" teilgenommen und es mit einer "eigenwilligen" Interpretation von "Joana" auch bis vor die prominente Jury geschafft.

Den Rat von Bohlen, doch besser Mallorca-Partymusik zu machen, hat er wörtlich genommen. Zum Beispiel mit "Wenn der Mond scheint", einem "geschmeidigem Foxtrott", wie "Der Bürgermeister" das Werk umschreibt, "zum Abtanzen und Party machen". Aber natürlich nicht mit "obszönen Texten", sondern so, dass sein Song auch "im Altenheim" gespielt werden kann.

Denn in gewisser Weise hält es "Der Bürgermeister" trotz unkonventionellem Äußeren doch mit eher althergebrachten Werten. "Ich bin ein echter Macho - aber ein richtiger, nicht so ein weichgespülter", bekennt er. Was ein "richtiger" Macho ist? Der habe doch etwas Positives, auch für Frauen, führt "Der Bürgermeister" aus: "Ein echter Macho braucht keine tausend Frauen. Er weiß, dass er nur eine braucht. Und die kann sich dann auch hundertprozentig auf einen wie mich verlassen."

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