„Es bleiben dicke Bretter zu bohren“ Rheinbacher Flüchtlingshelferkreis leistet erste Hilfe

Rheinbach · Der Rheinbacher Flüchtlingshelferkreis arbeitet seit fast vier Jahren bis an "die Grenzen des machbaren".

 Dirk M. Frankenberger ( hinten, 4. von links) und das Kernteam des Flüchtlingshelferkreises Rheinbach.

Dirk M. Frankenberger ( hinten, 4. von links) und das Kernteam des Flüchtlingshelferkreises Rheinbach.

Foto: Privat

Als die Grenzübergänge 2015 voll von ankommenden Flüchtlingen waren und „die Kanzlerin drei mutige Worte sprach“, wie Dirk M. Frankenberger vom Flüchtlingshelferkreis sagt, seien auch in Rheinbach Hilfskräfte aktiv geworden. Einige Aktive fanden sich zusammen, um erste Hilfe zu leisten. Es formierte sich der ehrenamtliche Flüchtlingshelferkreis Rheinbach, überkonfessionell und überparteilich.

Wie andere Initiativen schuf auch er einen Treffpunkt, das Café International, um erste Kontakte zu knüpfen. „Schnell wurde klar, hier war mehr gefragt, als ein freundliches Hallo und ein heißer Kaffee“, so Frankenberger. Die ersten Fragen zu Unterkunft und Versorgung stellten sich, Mehrzweckhallen in Ramershoven, Queckenberg und Hilberath wurden zu Flüchtlingsunterkünften umgewandelt, die Wohncontaineranlage im Schornbusch entstand.

Die Flüchtlinge, alle durch ein langwieriges Asylanhörungsverfahren verunsichert, mussten an die Hand genommen werden, um nach dem Willkommen eine akzeptable Daseinsgrundlage zu bekommen. Neben der Betreuung im Asylverfahren und der Kontaktbörse im Café, waren das vor allem bis zu 40 Sprachhelfer, die sich der Flüchtlinge annahmen, um eine erste Grundlage für eine Kommunikation zu schaffen. „Zeitweise bis zu 180 Helfer in Rheinbach kümmerten sich um das Flüchtlingswohl und sorgten somit auch für den sozialen Frieden innerhalb der Flüchtlingsgemeinschaft und für Akzeptanz bei der Bevölkerung, die der Initiative grundsätzlich wohlgesonnen war“, sagt Frankenberger.

Ein gemeinsamer Lernprozess zwischen Stadtverwaltung und Helferkreis setzte ein. Sei der engagierte Helfer zunächst als ein störender Faktor in der täglichen Arbeit einer ohnehin ausgelasteten Verwaltung angesehen worden, zeigte sich bald die Erkenntnis, dass ohne die ehrenamtliche Unterstützung die Herausforderungen nicht zu meistern waren. „Auf Helferseite wurde erkannt, dass ein energisches Eintreten von Türen bei Ämtern und Behörden nicht zielführend ist, sondern Sachverstand, Kompetenz und Diplomatie weitaus erfolgreicher sind“, formuliert es Frankenberger.

So formierte sich eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Führungskräften der Stadtverwaltung und Delegierten des Helferkreises unter Führung des Bürgermeisters. Dieses Gremium befasst sich in regelmäßigen Sitzungen mit den Grundsatzfragen der Flüchtlingsarbeit und versucht dabei, gemeinsam und in enger Zusammenarbeit Lösungsansätze zu erarbeiten. Auf Helferseite wurden die Kenntnisse im Umgang mit Behörden, Verwaltung und Jobcenter gebündelt und durch den Einsatz von Bürokratielotsen, die mit ihrer Erfahrung den Flüchtling durch den Dschungel der deutschen Bürokratie geleiten, wesentlich effizienter gestaltet.

„So weit so gut“, weiß der Flüchtlingshelfer. Vieles sei in dieser gemeinsamen Arbeit erreicht worden: Eine nicht geringe Zahl von Flüchtlingen hat mittlerweile leidlich gut Deutsch gelernt und bei Unternehmen der Region einen Job gefunden, der sie von einer Unterstützung durch das Jobcenter unabhängig macht. Einige haben Wohnungen gefunden.

„Also, alles prima? Nicht wirklich, man darf sich zwar auf dem rechten Weg wähnen, dennoch bleiben dicke Bretter zu bohren“, resümiert Frankenberger. Die Helferorganisationen zeigten zunehmend Ermüdungserscheinungen, die anfängliche Begeisterung ist „einer Ernüchterung über die Grenzen der Machbarkeit gewichen“, findet er. Fehlendes Verständnis für das tägliche Helfergeschäft und das Fehlen einer koordinierten Zusammenarbeit unter den Behörden verschleißen zusehends die Nerven der Ehrenamtlichen. Die ungelösten Kernprobleme wie die Unterkunfts- und Wohnungsfrage, Probleme der Geflüchteten am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung, sowie die nach wie vor ungebrochene Zuführung von neuen, häufig nicht bleibeberechtigten Flüchtlingen, blieben hohe Herausforderungen, die nur durch eine pragmatische und lösungsorientierte Zusammenarbeit Aller zu lösen sind, so Frankenberger.

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