Katholische Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach streitet um die Kommunion

Rheinbach · Die katholische Pfarrgemeinde Sankt Martin hat die Idee, den Weißen Sonntag nicht mehr in allen Kirchenorten, sondern – an drei Wochenenden – in Rheinbach, Flerzheim und Merzbach zu feiern. Das stößt auf Widerstand.

Von „Lüge und Amtsmissbrauch“ war gar die Rede: Der Konflikt zwischen Oberdreeser Katholiken und der Leitung der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin in Rheinbach spitzt sich weiter zu. Das wurde bei einer Diskussion nach dem Gottesdienst am Samstagabend in der Oberdreeser Kirche Sankt Ägidius deutlich. Grund ist die Kinderkommunion, die auch 2018 – wie bereits in diesem Jahr – zentral an nur drei Standorten ausgerichtet werden soll. Dahinter werden tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über eine Zentralisierung der Gemeinde mit ihren 12.000 Mitgliedern und elf Kirchen in der Kernstadt deutlich.

Angekündigt war eine Information des Pfarrgemeinderats (PGR) über „das zur Zeit schwierige Verhältnis mit einigen Gläubigen in Oberdrees“. In dieser Formulierung sah der zurückgetretene Pfarrausschussvorsitzende Hermann Hünnekens eine Verdrehung, wie er vorab in einer E-Mail schrieb. Seiner Ansicht nach gehe es um „das schwierige Verhältnis mit Pfarrer Bernhard Dobelke und dem PGR Sankt Martin Rheinbach“.

Das Zerwürfnis entzündete sich daran, dass in Oberdrees keine Kinderkommunion mehr stattfindet. 319 Oberdreeser hatten in einer Unterschriftensammlung für die Erstkommunion in ihrem Ortsteil votiert. Ein zentrale „Massenveranstaltungen“ werde dort abgelehnt. Peter Seidel, ebenfalls zurückgetretener Vorsitzender des PGR-Pfarrausschusses aus Oberdrees, sprach von einer „amtskirchlichen Willkürentscheidung“. Eine Teilnehmerin fasste die Mehrheitsmeinung zusammen: Sie sei nicht einverstanden, dass Kinder nach Rheinbach müssten.

Kaplan Ulrich Eßer indes argumentierte, die Eltern von 18 Kindern hätten dem nicht widersprochen. „Das glaube ich nicht“, antwortete die Diskussionsteilnehmerin. Daraufhin wehrte sich Kaplan Eßer, dass ihm „eine Lüge unterstellt“ würde. Hünnekens hatte darauf hingewiesen, dass beispielsweise in Troisdorf und Meckenheim Erstkommunionsfeiern auf alle Ortsteile verteilt würden.

Mehr Stimmung durch größere Gruppen

Pfarrer Dobelke, der sich zurzeit auf einer Wallfahrt befindet, begründete die Zentralisierung in einem Telefonat mit dem General-Anzeiger mit personellen „Kapazitätsschwierigkeiten“. Größere Gruppen böten auch den Vorteil stimmungsvoller Feiern. An den gewählten drei Standorten (Rheinbach, Flerzheim, Merzbach) gingen die Kinder gemeinsam zur Schule und seien miteinander vertraut. Generell sei eine Konzentration kirchlichen Lebens „von uns aus nicht richtig und gewollt“. Zwar müsse manches, was die gesamte Gemeinde betreffe, in der Kernstadt behandelt werden, zumal dort die Räume bereitstünden. Bestimmte Traditionen, etwa die Oberdreeser Brandprozession, die Krönung der Maikönigin oder das Schützenfest würden aber weiter vor Ort kirchlich betreut.

Er habe den Eindruck, dass es „emotional nicht bei allen angekommen ist“, dass es sich in Rheinbach und den Ortsteilen um eine einzige Pfarrgemeinde mit elf Kirchen handele. Die Suche nach Kandidaten aus Oberdrees für die PGR-Wahlen im November sei bislang erfolglos. Bei der Wahl solle auch der Kirchausschuss für Oberdrees wieder etabliert werden.

„Kein christliches Miteinander“

Einen tieferen Konflikt mit Oberdrees als Ortsgemeinde sehe er indes nicht, betonte Dobelke. Schwierig sei allerdings das Verhältnis zu Hünnekens, räumte der leitende Pfarrer ein. Dieser wiederum sieht die Verantwortung beim Gottesmann: „Pfarrer Dobelke verkörpert eine Amtskirche, die selbstherrlich und arrogant agiert“, klagte er. Dennoch sei er für dessen Verbleib in Rheinbach. Er müsse aber „auf den rechten Weg zurückgeführt werden“, bekundete Hünnekens.

Die Schärfe im Umgangston stieß so manchen Zuhörer in Oberdrees ab. Eine langjährige Mitarbeiterin in der Gemeinde nannte das „unerträglich“. Zurzeit herrsche dort „kein christliches Miteinander“, sagte sie und rief zur Versöhnung auf. Die Debatte wurde ergebnislos abgebrochen.

Kaplan Eßer stimmte zum Abschluss ein Lied an: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, … da berühren sich Himmel und Erde“. Das Lied aus dem Gotteslob nahmen viele Zuhörer als eine Art Ermutigung mit nach Hause.

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