Verkehrsverbund Rhein-Sieg Reisende fühlen sich benachteiligt

RHEINBACH · Es könnte alles so einfach sein: Der Kauf eines Fahrscheins für den Zug ist schon lange keine Frage der Uhrzeit mehr. Seitdem es das Internet gibt, muss niemand die Öffnungszeiten eines Fahrkartenschalters am örtlichen Bahnhaltepunkt einhalten. Heute kann jeder Bahnreisende sein Ticket sogar selbst zu Hause ausdrucken und in den Zug mitnehmen.

Trotz all dieser technischen Möglichkeiten hat Bernd Beißel, CDU-Ratsherr in Rheinbach und Chef der Stadtratsfraktion, eine - nach seinem Dafürhalten - tarifliche Ungerechtigkeit aufgespürt, der alle ausgesetzt sind, die von Rheinbach aus mit dem Zug verreisen wollen: Sie benötigen nämlich einen zusätzlichen Fahrschein für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), um etwa zum ICE-Halt Bonn-Siegburg zu gelangen. Beißel schlägt vor, den Preis des VRS-Tickets von Rheinbach nach Siegburg und zurück endlich in das Fahrscheinsystem zu integrieren. Mit diesem Vorstoß eines durchgehenden Fahrscheins beschäftigte sich jetzt der Rheinbacher Ausschuss für Stadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr.

Alleine mit der Eröffnung der ICE-Trasse Köln-Frankfurt habe sich der hiesige Bahnverkehr mit den schnellen Verbindungen zum Nachteil des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises von Bonn nach Siegburg verlagert, kritisierte der Christdemokrat in seinem Antrag. Es gibt zwar auf der S 23 die Möglichkeit, neben den Billetts der Deutschen Bahn (DB) auch die des VRS zu lösen, einen "durchgängigen" Fahrschein beispielsweise nach Siegburg und zur Weiterfahrt auf der rechtsrheinischen DB-Schnellbahnstrecke gebe es noch nicht. Anders, so Beißel, verhalte es sich etwa für Bahnreisende aus Bonn. Sie können im Internetportal der Bahn einen Fahrschein kaufen, der auch die Reise vom Bonner Hauptbahnhof mittels der Stadtbahnlinie 66 nach Siegburg beinhaltet.

"Wir müssen dicke Bretter bohren, sonst werden wir nicht zum Zug kommen", meinte Ausschussmitglied Hans Peter Höfel (CDU) vielsagend. Er sieht Rheinbach somit gegenüber anderen Städten im Kreis benachteiligt.

Dass der Bahnverbindung zwischen Rheinbach und Bonn eine immer wichtigere Rolle zukommt, räumte auch SPD-Ratsherr und Vizebürgermeister Kalle Kerstholt ein. "Wir begrüßen, dass immer mehr mit der Bahn fahren. Das ist eine gute Sache", sagte der Sozialdemokrat, der darum auch den CDU-Antrag befürwortete. FDP-Ratsherr Lorenz Euskirchen unterstrich, dass der Siegburger ICE-Bahnhof auch von Rheinbach aus vermehrt angefahren werde. Darum befürworte auch seine Fraktion den Vorstoß.

Ohne Gegenstimmen votierte der Ausschuss für den Beißel-Vorschlag und bat zugleich die Rheinbacher Verwaltung, das Ansinnen an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg weiterzuleiten. Doch der sei als Verkehrsverbund der falsche Ansprechpartner, erklärte Holger Klein, Pressesprecher des VRS, auf GA-Anfrage. Gleichwohl befürwortet der VRS den Vorschlag aus Rheinbach. Allerdings liege die Entscheidungskraft in dieser Frage bei der Deutschen Bahn - konkret der DB Fernverkehr. Sie müsse darüber entscheiden, ob sie die angesprochene Strecke tariflich in ihr Fahrscheinnetz aufnimmt.

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