ADFC-Fahrradklimatest Radler in Rheinbach wollen Verbesserungen

RHEINBACH · Radfahren ist in Rheinbach besonders unsicher - das besagte zumindest der letzte ADFC-Fahrradklimatest, bei dem die Stadt im Rhein-Sieg-Kreis besonders schlecht bewertet wurde. Ein runder Tisch diskutierte jetzt Verbesserungsmöglichkeiten.

Die Sommersonne strahlt derzeit vom überwiegend wolkenlosen Himmel. Wer bereits gestern, vorgestern und vorvorgestern den Grill angeheizt hat, der sehnt sich vielleicht nach ein wenig Bewegung auf zwei Rädern.

Einen besonderen Ausflugstipp für Pedaleure aus Rheinbach hat Ernst Salein, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Rheinbach, parat: "Schauen Sie sich mal Lemgo, Rietberg und Soest an."

Grund: Diese Kommunen landeten im jüngsten ADFC-Fahrradklima-Tests auf vorderen Rängen - während Rheinbach landesweit den letzten Platz belegte (der GA berichtete).

Mit der Glasstadt gemein hat das von Salein genannte Trio ein wichtiges Detail: Sie alle sind Städte mit "historisch wertvoller Innenstadt", wie er sagt.

Von ihnen könne sich Rheinbach eine Menge Anregungen holen, wie der Radverkehr in einer gewachsenen Stadt seinen Platz findet. Viele gute Ideen kamen beim ersten Runden Tisch Radverkehr im Rheinbacher Glasmuseum aufs Tapet.

Als landesweites Schlusslicht mag Bürgermeister Stefan Raetz seine Kommune nicht gerne sehen. Zwar seien die Erkenntnisse des jüngsten Fahrradklimatestes nicht überzubewerten, schließlich hätten sich nur 78 der rund 27.000 Einwohner Rheinbachs an der Befragung beteiligt, dennoch sei "das Zeichen angekommen", bekundete Raetz.

"Ran die Arbeit - wir alles haben es in der Hand", gab dann auch Salein als Marschroute aus, der bereits die Einrichtung eines Runden Tisches im März dieses Jahres als "Durchbruch" bezeichnet hatte. Als Ziel aller künftigen Bemühungen nannte der ADFC-Chef: "Wir wollen schlicht, dass alle Radfahrer in Rheinbach wohlbehalten und sicher ankommen."

So kann der Weg geebnet werden

Wie der Weg zur fahrradfreundlichen Stadt geebnet werden kann, machte Christine Fuchs, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW (AGFS), deutlich.

Um sich das von der AGFS verliehene Signum "Fahrradfreundliche Stadt" ans Revers heften zu können, sei eine Chancengleichheit aller Verkehrsteilnehmer vonnöten, so Fuchs. Der unmotorisierte Verkehr müsse eingebettet sein in eine Vision aus Nahmobilität, Nahversorgung und Naherholung.

Ziel und nicht ferne Zukunftsmusik sei es, dass Stadtbewohner künftig den Großteil ihrer Wege mit dem Rad zurücklegten. "Doch dazu muss die Infrastruktur da sein", meinte die Mobilitätsexpertin. Ebenso sei die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu beachten und nicht zuletzt sollte die Nahmobilität auch die Aufgabe erfüllen, "Spaß zu machen".

Nicht nur die Radfahrer seien dabei mit ins Kalkül zu ziehen, sondern auch die Fußgänger. "Es ist wichtig, das Gehen als eigenständige Verkehrsart wiederzuentdecken", appellierte Fuchs.

Niedriges Niveau beim Unfallgeschehen im Rheinbacher Radverkehr

Am Runden Tisch nahm auch Polizeihauptkommissar Thomas Giershausen von der Direktion Verkehr des Bonner Polizeipräsidiums Platz. Er beleuchtete das Unfallgeschehen im Rheinbacher Radverkehr.

Die Zahl der Karambolagen sei in den vergangenen Jahren auf einem gleichbleibend, vergleichsweise niedrigen Niveau. Käme es einmal zu Kollisionen - im vergangenen Jahr war das 31 Mal der Fall -, dann weniger im dichten Innenstadtgewühl.

"Die schweren Fahrradunfälle geschehen nicht unbedingt in der Stadt", erklärte Giershausen. Eher komme es beim fehlerhaften Abbiegen zu Unfällen. Giershausens Fazit: "Wir verstehen den letzten Platz aus polizeilicher Sicht nicht."

Während Salein das mitunter rücksichtslose Parken der Autofahrer in der Rheinbacher Kernstadt scharf kritisierte, nahm ein anderer Fahrradfahrer die Straßenschwellen an der Realschule und der Glasfachschule ins Visier. Die stellten für Radler eine schlichte Zumutung dar.

Dass der aufgenommene Gesprächsfaden weitergesponnen werden soll, unterstrich Raetz. "Wir werden uns mit dem ADFC zusammensetzen und beraten, was wir kurz- und mittelfristig machen können", sagte der Verwaltungschef und fügte hinzu: "Wir fangen nicht bei Null an." Es sei bereits eine Menge auf den Weg gebracht worden, was "in die richtige Richtung geht", so Raetz.

Bernd Beißel, Chef der CDU-Ratsfraktion, bekundete, dass die Mobilität in Rheinbach als Ganzes jetzt im "Masterplan Innenstadt" untersucht werde.

Dass etwa die Hauptstraße nach der umfassenden Umgestaltung vor gut drei Jahrzehnten keinen Fahrradweg aufwies, sei dem damaligen Zeitgeist geschuldet, sagte der Christdemokrat.

Aus Bonn war Annette Quaedvlieg, Vorsitzende des ADFC Bonn-Rhein-Sieg, mit dem Rad nach Rheinbach gekommen. Ihr Wortbeitrag klang wie ein Leitmotiv für die künftige Arbeit des Runden Tisches: "Man muss den Mut haben, zu machen, was der Lebensqualität aller dient."

Interessante Platzierungen und Benotungen aus dem Rheinland:

StadtNotePlatz Alfter**** 4,12 248 (von 292) Bergisch Gladbach** 4,65 36 (von 37) Bonn* 3,9 18 (von 39) Bornheim**** 4,2 263 (von 292) Dormagen*** 3,05 (5 von 100) Euskirchen*** 3,81 50 (von 100) Hennef (Sieg)**** 3,96 207 (von 292) Hürth**** 4,17 88 (von 100) Köln* 4,29 36 (von 39) Lohmar**** 3,4 83 (von 292) Meckenheim**** 2,78 9 (von 292) Neuss** 3,9 21 (von 37) Niederkassel**** 3,71 152 (von 292) Rheinbach**** 4,94 291 (von 292) Sankt Augustin*** 3,86 56 (ovn 100) Siegburg**** 4,12 248 (von 292) Troisdorf*** 3,35 14 (von 100)

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