16 Jahre Hilfe für Arbeitslose Projekt "Neue Pfade" in Rheinbach wird eingestellt

Rheinbach · Das Rheinbacher Projekt "Neue Pfade" wird nach 16 Jahren Ende März eingestellt. Rund 2000 Arbeitslose jeden Alters wurden über die Jahre betreut und wieder an das Arbeitsleben herangeführt.

Nach 16 überaus erfolgreichen Jahren ist am 31. März 2019 mit Auslauf der aktuellen Maßnahmen definitiv Schluss mit dem Projekt „Neue Pfade“ des Georgsrings in Rheinbach. „Wir treffen hier eine ganz bewusste Entscheidung“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins für die Georgs-Pfadfinder, Martin Fröhlich. Künftige Anforderungen könne der Georgsring als kleiner Träger nicht mehr erfüllen. Zu der Entscheidung geführt habe die Tatsache, dass die staatliche Förderung künftig verstärkt in Richtung erster Arbeitsmarkt gehe. „Wir sind aber besonders stark in der persönlichen Betreuung der Menschen, die eben nicht so leicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können“, so Fröhlich. Die Budgetkürzung und die Reduktion der Teilnehmerplätze sei zu viel für den Verein, um das Projekt dauerhaft wirtschaftlich noch führen zu können.

Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Sieg, bedauert die Entscheidung. „Das ist für uns wirklich ein Verlust. Wir hatten großes Interesse, mit den 'Neuen Pfaden' weiterzumachen.“ Gravierende Änderungen in der Finanzierung durch das Jobcenter gebe es aber nicht. Zwar habe das Jobcenter im vergangenen Jahr „über einen befristeten Zeitraum deutlich weniger Finanzmittel zur Verfügung“ gehabt und entsprechend auch mit allen Trägern Kontakt aufgenommen. Aber das sei nur temporär gewesen.

Zeitweise waren zwölf Mitarbeiter im Projekt „Neue Pfade“ beim Georgsring angestellt, inklusive der geringfügig Beschäftigten. Das Besondere: das Projekt fußte auf einem breiten Netz aus Ehrenamtlichen aus dem Kreis der rund 220 Mitglieder des Georgsrings, die ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen aus verschiedenen Berufen ebenso einbrachten wie ihre Empathie.

Spuren stadthistorischer Bedeutung

Bis 31. März 2019 sind noch vier Mitarbeiter beschäftigt. Die bisherige Leiterin hat das Projekt und Rheinbach bereits in Richtung ihrer bayerischen Heimat verlassen. Was Fröhlich und die Aktiven des Georgsrings besonders freut: Sie habe dort mit 60 Jahren noch eine neue Anstellung gefunden. Ebenso ihre Mitarbeit als Honorarkraft beendet hat bereits die Schreinerin, die ihre anderen Projekte intensivieren werde, so Fröhlich.

Die Entscheidung des Georgsrings, das Projekt „Neue Pfade“ aufzugeben, fällt auch zusammen mit Plänen zum Verkauf des kreiseigenen Gebäudes an der Koblenzer Straße 6, das seit 2006 Heimat der „Neuen Pfade“ ist. Derweil wollen die Aktiven des Georgsrings „bis zuletzt unter Feuer bleiben“, wie Fröhlich betont. „Wir erfüllen unseren Vertrag zu 100 Prozent. Die Teilnehmer haben ein Recht darauf.“

Die Arbeit der „Neuen Pfade“ hat sichtbare Spuren von stadthistorischer Bedeutung hinterlassen, so in Rheinbach an der Waldkapelle, an der Stadtmauer, an der Sichtbarmachung der Fundamente der alten Kirche auf dem St. Martin Friedhof und an der Wiederherstellung des sogenannten Schwesternparks als Garten oder die Replik des Schwarzen Kreuzes, in Swisttal-Buschhoven auch am Römerkanal-Aufschluss. Zudem wurden Hunderte von Ruhebänken renoviert.

2000 Arbeitslose betreut

Aus der Taufe gehoben wurde das Projekt 2003 unter dem Namen „Neue Pfade für Jugendliche“ als Initiative des Georgsrings in Kooperation mit der Stadt Rheinbach. Betreut wurden zunächst arbeitslose Jugendliche, um sie für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Sie führten unter Anleitung von berufserfahrenen Erwachsenen Projektarbeiten durch, um vor allem „berufliche Grundtugenden“ wie Pünktlichkeit, Durchhaltevermögen, Teamarbeit oder Umgang mit Konfliktsituationen zu erlernen und zu festigen. Seit Mai 2005 ist die Initiative anerkannt als Maßnahmenträger des Jobcenters Rhein-Sieg und betreut unter dem Namen „Neue Pfade“ als zertifizierter Träger auch Erwachsene und Langzeitarbeitslose. Ein Verein sind die „Neuen Pfade“ nicht.

„Mit den 'Neuen Pfaden' sind wir praktisch Auftragnehmer des Jobcenters mit Festangestellten und geringfügig Beschäftigen beim Georgsring“, so der Vorsitzende Fröhlich. Rund 2000 Arbeitslose jeden Alters wurden über die Jahre betreut und wieder an das Arbeitsleben herangeführt. Sei es in sogenannten Ein-Euro-Jobs in Kitas, Altenheimen, Schulen und Betriebshöfen oder in der „Perspektive Einstieg“ in verschiedene handwerkliche Tätigkeiten. „Wir haben die materielle Ausrüstung für einen kleinen Produktionsbetrieb“, sagt Fröhlich und verweist etwa auf die eigene Schreinerwerkstatt mit den entsprechenden Maschinen. Über das hinaus, was vom Jobcenter finanziert wird, kommen zusätzliche Angebote hinzu, die der Georgsring aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert, wie das gemeinsame Einkaufen, Kochen und das Essen mit den Anleitern.

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