Ehrung für Heimatforscher Peter Mohr wird mit dem Rheinlandtaler geehrt

RHEINBACH · Peter Mohr, "Zeit- und Streitgenosse", ist in einer Feierstunde im Ratssaal des Himmeroder Hofes mit dem Rheinlandtaler für sein Engagement für die Rheinbacher Stadtgeschichte ausgezeichnet worden.

 Mit dem Rheinlandtaler wurde Peter Mohr (2.v.l) im Beisein der stellvertretenden Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises, Notburga Kunert, Anne Henk-Hollstein und Stefan Raetz ausgezeichnet.

Mit dem Rheinlandtaler wurde Peter Mohr (2.v.l) im Beisein der stellvertretenden Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises, Notburga Kunert, Anne Henk-Hollstein und Stefan Raetz ausgezeichnet.

Foto: Axel Vogel

Peter Mohr – ein „aktiver Zeit- und Streitgenosse, der sich bei uns in Rheinbach einsetzt“, so Bürgermeister Stefan Raetz – hat in einer Feierstunde im Ratssaal des Himmeroder Hofes den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) erhalten. Raetz begrüßte dazu Familienmitglieder, Vertreter aus der Politik, von LVR und Landschaftsversammlung aber auch Mitstreiter, die das unbeirrte Engagement des inzwischen 82-jährigen früheren Kapitäns zur See über die Jahrzehnte begleitet hatten. Als „Erforscher und Kämpfer zugleich“ sowie als „überzeugter Ermöglicher“ habe Mohr für Aufklärung und Gedenken gesorgt, „gerade auch im Hinblick auf die dunklen Seiten“ der Stadtgeschichte Rheinbachs, so Anne Henk-Hollstein, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, in ihrer Laudatio.

Insbesondere seit seiner Pensionierung im Jahr 1993 hatte Mohr, der schon immer ein großes Interesse für Geschichte hatte, viel Zeit in die Erforschung der Lokalhistorie investiert und eine Reihe von Projekten angestoßen. Henk-Hollstein nannte unter anderem Mohrs Engagement im 1998 gegründeten Verein der Freunde des Rheinbacher Stadtarchivs. „In vorbildlicher Weise“ habe er akribisch die Schicksale jüdischer Rheinbacher Familien erforscht, dokumentiert und dies unter anderem in der Schrift „Sie waren Nachbarn – Zur Geschichte der Juden in Rheinbach im Dritten Reich“ gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Historiker Horst Mies publiziert.

Das reine Erforschen und Publizieren aber habe Mohr nicht ausgereicht, so die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung. Er habe seine Erkenntnisse möglichst breit bekannt machen wollen. „Und das kann man sehr gut mittels Denkmälern und Gedenkstätten, welche historische Ereignisse und Entwicklungen gleichsam in konkret-materieller Form manifestieren“, sagte sie. So habe er die 2002 im Lichthof des Rheinbacher Rathauses eingerichtete Gedenkstätte für die von den Nazis ermordeten Rheinbacher Juden initiiert und mitgestaltet.

Gedenkstätte für die von den Nazis ermordeten Rheinbacher Juden initiiert

Ein Herzensanliegen von Mohr sei darüber hinaus die Einrichtung einer weiteren Gedenkstätte: die im Juni 2017 im Stadtpark eingeweihte Gedenkstätte für die in „öffentlichen Justizmord“ am 26. Januar 1945 hingerichteten drei jungen ukrainischen Zwangsarbeitern Peter Spaak, Wladislaus Talzschaview und Wladislaw Dedjarew. Rund 40 Zeitzeugen habe der „profunde Kenner der Rheinbacher Historie“ befragt, um den Hergang der Ermordung zu rekonstruieren und dies in seinem Essay „Sollen hängen zum Gespött …“ beschrieben.

Auch Mohrs jahrelange Engagement in der Bürgerinitiative „Rheinbacher für Stolpersteine“, die inzwischen ihr Ziel erreicht hat, sowie seine Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“ blieben nicht unerwähnt. Mohr dankte den rund 40 Zeitzeugen, stellvertretend namentlich Gertrud Limbach, sowie der „großen Schar der Mitstreiter in den Gedenkprojekten“. Die Auszeichnung sei für ihn „nicht das krönende Ende, sondern auch Verpflichtung, noch nicht Vollendetes weiterzuführen.“ Zuversichtlich stimme ihn die große Bereitschaft der Jugendlichen, aus der Geschichte zu lernen. „Denn gegen drohendes Unheil müssen wir uns selbst aktiv wehren“, sagte er.

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