Initiative "Neue Pfade" aus Rheinbach Perspektiven fürs Leben

RHEINBACH · Seit zehn Jahren residiert die Initiative "Neue Pfade" im Gebäude der ehemaligen "Winterschule" an der Koblenzer Straße. Der Verein unterstützt arbeitslose Menschen auf dem Weg zurück ins Berufsleben.

Dennis Rösgen ist voll konzentriert. Mit ruhiger Hand zieht er in Holz eingefräste Buchstaben mit schwarzer Farbe nach. Unter der Anleitung von Schreinerin Andrea Kroymann hat er mit seinen Kollegen Holz-Bierbänke der Rheinbacher Freiwilligen Feuerwehr aufgearbeitet. Auf die Unterseite der Sitzbank kommt jetzt zum Schluss noch der entsprechende Schriftzug.

Im benachbarten Raum der Schreinerei der „Neuen Pfade“ arbeiten andere junge Leute unter Anleitung weitere Bänke auf. „Wir sind bekannt für unser Bank-Geschäft“, sagte augenzwinkernd der Vorsitzende des Georgsrings und Vorstandsvorsitzende von deren Initiative Neue Pfade, Martin Fröhlich, bei der Führung durch das Domizil und die benachbarte Werkstatt anlässlich „Zehn Jahre 'Neue Pfade' im Gebäude Koblenzer Straße 6“.

Allerdings haben die „Neuen Pfade“ mit den jugendlichen und erwachsenen Arbeitslosen und deren Betreuern über zahllose restaurierte Ruhebänke hinaus vielfältige bleibende Arbeit in den linksrheinischen Kommunen geleistet. Vom Sichtbarmachen und Aufmauern der früheren Rheinbacher Stadtmauer über die Anfertigung der Fenster des Odendorfer Zehnthauses, den Römerkanal-Aufschluss in Buschhoven sowie aktuell Arbeiten bei der Sanierung der Oberen Mühle in Meckenheim und der Wiederherstellung des „Schwesternparks“ am Sankt Joseph-Gymnasium in Rheinbach, um nur einige Beispiele zu nennen.

Unterricht in der Winterschule

Das skizzierte Fröhlich vor Kreisdirektorin Annerose Heinze als Vertreterin des Hausherrn Rhein-Sieg-Kreis, Vize-Landrätin Silke Josten-Schneider, Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Rheinbachs Vize-Bürgermeister Claus Wehage, Fachbereichsleiterin Susanne Pauk, Vertreter der örtlichen Banken, ehemaligen und aktiven Mitarbeitern und Ehrenamtlichen.

Nach dem Auszug des Kreisjugendamtes aus dem Gebäude an der Koblenzer Straße im Jahr 2006 fanden die „Neuen Pfade“ dort eine dauerhafte Bleibe „unter guten Bedingungen“, wie Fröhlich Kreisdirektorin Heinze dankte.

Das Gebäude selbst hat eine interessante Geschichte. Zunächst beherbergte es die sogenannte Winterschule, wie Fröhlich erinnerte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert nämlich konnten die Kinder der Bauern nicht am Regelunterricht der Schulen teilnehmen, weil sie auf den Höfen gebraucht wurden. Den Unterricht besuchen konnten sie nur jeweils von November bis März, eben in der Winterschule. Die stand aber in Zülpich.

Unter den damaligen Bedingungen „ein gigantischer Weg dorthin für die Kinder aus unserer Region“, so Fröhlich. Deshalb sei 1906 der Bau einer weiteren Winterschule in Rheinbach beauftragt worden, die auch schon 1907 im heutigen Gebäude Koblenzer Straße 6 eröffnet wurde.

Menschen stehen im Vordergrund

Nach Zerstörung beim Bombenangriff 1945 und Wiederaufbau, stellte sich bald heraus, dass die Kinder der Bauern zunehmend die Regelschule besuchten und die Winterschule nicht mehr gebraucht wurde. In das Gebäude zog das Katasteramt, dann das Kreisjugendamt und eben 2006 die „Neuen Pfade“.

Auch wenn der zehnte Jahrestag des Einzugs in die ehemalige Winterschule gefeiert wurde, betonten Gastgeber und Gäste, dass die Menschen im Vordergrund stehen. „Das Entscheidende ist Ihre Arbeit mit den jugendlichen und erwachsenen Arbeitslosen. Diese Arbeit ist absolut bewundernswert und auch besonders anerkannt bei den Bürgern“, lobte Vizebürgermeister Wehage.

2003 unter dem Namen „Neue Pfade für Jugendliche“ als Initiative des Georgsrings in Kooperation mit der Stadt Rheinbach aus der Taufe gehoben, betreuten sie zunächst arbeitslose Jugendliche im Rahmen des damaligen Sonderprogramms „Jump plus“ der Bundesregierung, um sie für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Seit Mai 2005 ist die Initiative anerkannt als Maßnahmenträger der Arge Rhein-Sieg – jetzt Jobcenter Rhein-Sieg – und betreut als zertifizierter Träger auch Erwachsene und Langzeitarbeitslose. Seither trägt sie den Namen „Neue Pfade“.

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