Mit Haarbürsten-Mikro vor dem Spiegel Nachwuchsmusiker auf der Talentbühne in Rheinbach

RHEINBACH · Lena Huckemann und Maike Zimmermann aus Rheinbach spielen ihre eigenen Songs auf der Talentbühne. Die beiden 15-Jährigen möchten auch andere motivieren, ihre Gefühle in selbst geschriebenen Liedern auszudrücken.

 Die Nachwuchstalente Maike Zimmermann (links) und Lena Huckemann möchten auch andere junge Menschen motivieren, eigene Songs zu schreiben.

Die Nachwuchstalente Maike Zimmermann (links) und Lena Huckemann möchten auch andere junge Menschen motivieren, eigene Songs zu schreiben.

Foto: Theresa Böhme

Lyrische Texte verfassen, geeignete Melodien finden und beides verschmelzen – das ist die Aufgabe eines Singer-Songwriters. Die Freundinnen Lena Huckemann und Maike Zimmermann stehen am Sonntag, 27. Mai, 17 Uhr, auf der Talentbühne auf dem Altstadtplatz in Rheinbach und tragen ihre selbstkomponierten Lieder vor. Organisiert vom Verein „Rheinbach liest“, spielen sie als Vorprogramm des Open-air- Konzerts „Liedstrich“. Ab 18 Uhr treten die professionellen Musiker Dagmar Schönleber, Jan Kalter und Catherine de la Roche auf und werden von Anke Fuchs anmoderiert.

Die 15-jährige Lena nimmt seit acht Jahren Gitarren- und Gesangsunterricht an der Musikschule Voreifel, bringt sich seit drei Jahren Klavierspielen bei und schreibt Poesie. Die Neuntklässlerin ist Teil der Bigband und des Schulchors des Städtischen Gymnasiums Rheinbach. Ihre Mitstreiterin Maike (15) besucht die neunte Klasse des Sankt-Joseph-Gymnasiums und begleitet sich seit einem Jahr selbst auf der Gitarre und seit einem Vierteljahr auf der Ukulele. Dazu singt sie selbstgedichtete Verse. Beide zeigen ihr gesangliches Können im „Young Voices“-Ensemble der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach. Am Sonntag sind sie aber als Solokünstler unterwegs.

Die Schülerinnen haben die Musik im Blut, da in beiden Familien viel musiziert wird. „Eigentlich läuft bei uns immer und überall Musik“, erklärt Maike fröhlich. „Ich stand schon als Kind auf dem Esstisch und habe so getan, als ob er eine Bühne wäre. Vor dem Spiegel im Badezimmer habe ich in mein Haarbürsten-Mikrofon gesungen“, erinnert sie sich.

Lena lacht und erzählt, dass auch bei Familie Huckemann Musik ein großes Thema sei: „Den Satz 'Lena, am Esstisch wird nicht gesungen' habe ich schon so oft gehört“. Dies bestätigt auch ihr schmunzelnder Vater. Bis Lena allerdings erste, eigene Lieder schmetterte, vergingen einige Monate. Ein Freund riet ihr, ihre Songs, die sie seit zwei Jahren schreibt, nun endlich auch anderen Menschen zu zeigen. „Bei meinem ersten Auftritt hat meine Mutter geweint“, erzählt das Mädchen.

Die beiden Teenager sind sich einig, dass die besten Songs meist mit großen Gefühlen zu tun haben. Maikes Lieder sind deswegen oft melancholisch angehaucht. „Mithilfe der Songs versuche ich herauszufinden, woher bestimmte Gefühle kommen. Somit lerne ich mich durchs Songwriting besser kennen“, erklärt sie und führt fort: „Mir ist es sehr wichtig, dass mir jedes Lied etwas bedeutet und es nie belanglos ist.“ Deswegen benötigten manche von Maikes Songs auch Monate zur Fertigstellung.

Auch Lena betont die Selbstreflexion und ergänzt: „Für mich ist es außerdem ein Weg, Erinnerungen festzuhalten. Ich habe da auch kein Schema, sondern schreibe einfach so, wie es mir in den Kopf kommt.“ Das Schreiben helfe ihr, mit schwierigen Themen abzuschließen. Deshalb klingen die Lieder manchmal betrübt. „Wenn ich ein trauriges Lied spiele, habe ich nicht nochmals dieselben negativen Emotionen, sondern erinnere mich an den Moment, in dem ich mich so gefühlt habe und gebe diese Erinnerung an Andere weiter“, erklärt die 15-Jährige.

Viele Songs zeigen aber auch die Freuden des Lebens, da die Mädchen „durch Freundschaft, Liebe oder einfach Film und Fernsehen“ inspiriert werden. Bei der Herangehensweise unterscheiden sich die Nachwuchstalente allerdings.

Lena erzählt, dass sie ein paar Akkorde anspielt und dann dazu einen für sie stimmigen Text singt. „Erst dann schreibe ich etwas auf“, sagt sie. Maike hingegen beginnt damit, Lyrik zu schreiben. „Danach versuche ich, eine Melodie zu finden. In meinem Zimmer liegen immer alte Texte herum, bei denen mir die Ideen gefallen haben. Manchmal sind es bloß ein paar Zeilen“, berichtet sie und fügt hinzu, dass oft erst Wochen später daraus richtige Songs werden.

Persönliche Lieder schreiben und damit auftreten kostet Selbstbewusstsein und Mut. Das haben die beiden durch die Musik bekommen. Auch wenn Maike „wirklich sehr nervös“ vor einem Auftritt ist, sei „das Gefühl während des Auftritts und die Erleichterung danach jede Anspannung wert“.

Nachdem sich beide schon bei der „TextProbe Junior“ beweisen konnten, geht es Sonntag auf die nächste Bühne. Das Vorprogramm des kostenlosen „Liedstrich“-Konzerts bietet Talenten eine Plattform, ihre Werke mit Menschen zu teilen. Lena und Maike sind sich noch nicht sicher, welche Songs sie spielen. „Das entscheiden wir spontan“, erklären sie. Laut Lena sagte ihnen Gerd Engel, der zweite Vorsitzende von „Rheinbach liest“, „ihr seid so gut - eigentlich solltet ihr ins Hauptprogramm“.

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