Rheinbach Classics Motoren, Musik und Petticoats rund um den Himmeroder Wall

RHEINBACH · Etwa 700 Oldtimer faszinieren über 20.000 Zuschauer bei der elften Ausgabe der Rheinbach Classics.

Der Aufforderung, „im Look der 50er und 60er Jahre“ zu kommen, folgten Tausende Besucher der 11. Rheinbach Classics in die weiträumig für die Veranstaltung abgesperrte Innenstadt. Und welche Dame noch nicht im Petticoat, Teller- oder Bleistiftrock erschienen war, konnte sich über die Auswahl rund um den Himmeroder Wall nicht beklagen.

Für die Herren gab es an gleicher Stelle Werkzeuge aller Art, Modellautos und Auto-Devotionalien in Hülle und Fülle zu kaufen. Der knisternde Sound alter Schallplatten hat es bis auf die schon im Aussterben begriffene CD geschafft und beschallte mit Bebop, Boogie Woogie und Rock’n Roll an Bühnen und Verkaufsständen die etwa 20.000 Gäste auf die sich die Organisatoren, allen voran die Vorsitzenden des Rheinbach Classic Vereins Heinz Haubrich und Jens Hoffmeister, eingerichtet hatten.

„Ich liebe die 50er Jahre“, schwärmt Yvonne Mons (38), die mit ihrem Mann und einem 1964er DKW F12 Roadster aus Kreuzau bei Düren angereist ist. „Ich stehe total auf Kavaliere. Auf Männer, die höflich sind. So wie früher, nicht so wie heute“, erklärt die mit weiß gepunktetem dunkelblauen Petticoat und Katzenaugenbrille ganz im Stil ihrer favorisierten Zeit gekleidete und frisierte Classics-Besucherin. Dass sie mit dieser Meinung nicht alleine ist und für viele der Anwesenden „Retro“ eine Einstellungssache oder sogar eine Lebensweise ist, ließ sich auch in weiteren Gesprächen feststellen.

"Eine Auszeichnung für Rheinbach"

Für Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz sind die Classics aber vor allem eine „Gute-Laune-Veranstaltung“. Er freut sich über die tatkräftige Unterstützung, die alljährlich geleistet wird. „Es ist auch eine Auszeichnung für Rheinbach, dass die Leute ihre Schätze aus den Garagen holen und zu uns kommen“, so der Bürgermeister. Über 700 der „Schätze“ waren dicht an dicht im Stadtzentrum aufgereiht und etwa 300 davon nahmen auch an dem vier Kilometer langen Oldtimer Korso teil, der von Tausenden an den Straßenrändern gesäumt wurde.

Bei herrlichstem Sonnenschein und ebenso gut gelaunter Moderation durch den Auto-Fachmann Johannes Hübner, der für jeden Vorbeifahrenden sachkundige Kommentare fand und aus dem nicht enden wollenden Korso eine spannende Unterhaltungsshow machte, war den Teilnehmern ihre Freude an der Vorführung ihrer auf Hochglanz polierten Raritäten anzusehen. Und diese Freude könnte noch zunehmen, wenn sich die Prognose des Fachjournalisten Hübner bewahrheitet, dass aus den heutigen Autos keine Oldtimer mehr werden können.

Zum einen sei per EU-Beschluss die Vorhaltedauer für Ersatzteile aufgehoben, zum anderen „haben wir heute überall Formschäume und Verbundsysteme“, die seiner Meinung nach verhindern, dass ein modernes Auto die 30 Jahre, die es braucht, bis man vom „Oldtimer“ sprechen kann, überhaupt erlebt.

Goggomobile und Karman Ghias

Unstrittig zu den Oldtimern gehörte der bis auf die letzte Schraube auseinandergenommene und wieder in Form gebrachte 61er Ford 12m des 76-jährigen Werner Hochkeppel aus Frechen. Ein Auto wie aus dem Bestellkatalog, in dem es damals hieß: „So reisen moderne Menschen!“. Neben vielen Kleinwagen, die die Erinnerung an „alte Zeiten“ aufleben ließen und Familienväter dazu brachten, ihren Kindern plötzlich von ihrer Zeit mit den Borgwards, den Amazonen, Sparkäfern, den Goggomobilen und Karman Ghias zu erzählen, waren natürlich auch die damals schon für die meisten kaum in solcher Nähe zu sehenden Luxuskarossen ein Anlass, Oldtimer-Veranstaltungen zu besuchen.

So konnte man den „Adenauer“ genannten Mercedes 300, der einmal dem Kölner Bankier und engsten Freund Adenauers, Robert Pferdemenges, gehört hatte genauso bestaunen, wie Straßenkreuzer, die auch heute die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Viel Chrom, Weißwandreifen und die verrücktesten Kühlerfiguren auf Hauben, die selten weniger als acht Zylinder verbergen, gewinnen in Form, Farbe und Sound jedes Oldtimer-Herz, auch wenn einer der Besitzer erzählt, „über 100 Stundenkilometer ziehst Du besser Pampers an, dafür sind die Autos nicht gebaut“.

Doch wer auch mit dieser Warnung nicht auf ein solches Gefährt verzichten wollte, konnte auf den Rheinbach Classics ein „Schnäppchen“ machen. Der Bonner Besitzer eines 67er Cadillac Deville mit 288 PS und sieben Litern Hubraum bot sein Auto zum „Rheinbachpreis“ von nur 29.990 Euro an. erbraucht, blieb unbekannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort