"Spice Boys" im Stadttheater Mit Konzertkomödien will Rheinbach junge Zuschauer ins Theater locken

Rheinbach · Boyband-Revival im Stadttheater: Mit Konzertkomödien wie "Spice Boys" wollen die Organisatoren des Stadttheaters vor allem jüngeres Publikum locken. Das Konzept scheint aufzugehen, verraten die Besucherzahlen.

 Die "Spice Boys" in Aktion.

Die "Spice Boys" in Aktion.

Foto: Rheinzirkel

Mit einem Waschbrett ist die Bauchmuskulatur von Diego, Ben, Alex und Sam schon lange nicht mehr zu vergleichen – auch nicht ansatzweise. Die „Spice Boys“ haben von der Würze und Knackigkeit früherer Jahre erheblich eingebüßt. Zwei Jahrzehnte sind seit den größten Erfolgen der einst so coolen Jungs mit den mannhaften Tanzposen schließlich ins Land gezogen.

Dennoch ist Kreischalarm im Rheinbacher Stadttheater angesagt: Am Samstag, 9. September, 20 Uhr, lassen die „Spice Boys“ selbst älter gewordene Teenagerherzen höherschlagen und die Hormonhysterien der 90er Jahre wieder aufleben.

Ersonnen hat sich die sogenannte Konzertkomödie über eine in die Jahre gekommene Boygroup, einer meist nach Marketingaspekten zusammengestellten Musikgruppe, Nadeem Ahmed. Nicht zum ersten Mal möchte das Rheinbacher Stadttheater das Kunststück schaffen, mit den Stücken des 40 Jahre alten, in Rheinbach lebenden Schauspielers, Drehbuchautors und Regisseurs auch ein jüngeres Publikum in den Theatersaal an der Königsberger Straße zu locken.

„Wir wollen vor allem dem jungen und mittelalten Publikum zeigen, dass es ein schöneres Erlebnis ist, lebendige Menschen auf einer Theaterbühne zu sehen statt auf Youtube“, findet Ruth Fabritius, Fachgebietsleiterin Kultur-Museen in Rheinbach.

Neue Chance für Erfolgsregisseur

Zweimal bereits waren mit „Welcome Elvis“ (2015) und „Flanke, Kopfball, Tor“ (2017) die Stücke Ahmeds, der Hausregisseur am Essener Stratmann Theaters ist, ausgesprochen erfolgreich auf Rheinbacher Bühnen zu sehen (der GA berichtete). Dieser Erfolg beflügelt, weiß Regine Prause vom Kulturamt.

Daher bereichert nun ein Stück von Ahmeds Rheinzirkel-Ensemble das Jahresprogramm. „Somit können wir in der Spielzeit 2017/2018 anstatt der gewohnten sieben Vorstellungen, acht Theaterveranstaltungen anbieten“, sagt Prause im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Und: Eine Preiserhöhung für Einzelveranstaltungen werde es dieses Jahr nicht geben.

Dabei drohte dem Stadttheater bereits 2007 der letzte Vorhang: Seitdem die Stadt als Teil des Haushaltssicherungskonzepts keine freiwilligen Leistungen mehr vergeben darf, steht es finanziell nicht gut um die Rheinbacher Spielstätte. 2009 schienen die Tage des Abonnement-Theaters gänzlich gezählt. Doch die Bühne hält sich über Wasser – dank eines Exklusivvertrags mit dem Kleinen Theater Bad Godesberg um die lebende Theaterlegende Walter Ullrich sowie der Mithilfe von Sponsoren.

Sponsor kürzte finanzielle Mittel

Im Februar 2015 wackelte das Schicksal des Theaters erneut, als die Raiffeisenbank als Sponsor ankündigte, ihre Unterstützung auslaufen zu lassen. Nach intensiven Gesprächen setzte die Bank allerdings ihr Engagement fort – wenn auch mit geringerem finanziellen Aufwand.

Von dem Geld müssen die Bühnenarbeiter und die Werbung bezahlt werden. Die Entlohnung der Schauspieler läuft dann über die Kooperationstheater, die die Einnahmen des Theaterabends für sich verbuchen. Die Bühne in der Aula des Städtischen Gymnasiums stellt die Stadt kostenfrei zur Verfügung. „Wir haben ein Interesse daran, dass die Stücke gut laufen und ausgelastet sind“, sagt Fabritius.

Zur Spielzeit 2018/2019 erweitert sich das Programm um zwei Produktionen des Rheinzirkel-Ensembles auf dann neun Gastspiele je Saison. Vom Rheinbacher Rat gab es für das Programmplus grünes Licht.

Dass die „Spice Boys“ auf der Bühne zu begeistern wissen, weiß Philipp Stratmann, Geschäftsführer von Stratmanns Theater, zu bezeugen: „Bei uns in Essen ist das Stück schon 30-mal gelaufen – bei stets guter Auslastung“, schwärmt der 40 Jahre alte Theatermacher. Eine Besonderheit des modernen Stoffs sei, dass sich die „Spice Boys“ eine große, treue Fangemeinschaft erspielt und ersungen hat. „Manche haben das Stück schon mindestens zehnmal gesehen“, weiß Stratmann. „Das macht uns sehr stolz.“

Großer Technik-Aufwand in Rheinbach

Der Gesang nimmt in „Spice Boys“ breiten Raum ein. Darum wird das Rheinzirkel-Ensemble mit großem technischem Aufwand sein Gastspiel in Rheinbach bestreiten, wie Stratmann erläutert. „Es ist schön zu sehen, wenn Leute mitgehen und ausflippen“, findet er. „Auch die Männer können mitsingen – zumindest den Refrain“, sagt Ahmed.

Obwohl er bekundet, dass seine frühkindlichen Musikprägungen eher mit den Rhythmen von Boney M. einhergehen. Aber dank seiner jüngeren Schwester sind ihm die Charterfolge von East 17, New Kids On The Block oder N'Sync geläufig. Kein Wunder also, dass sie in seinem Stück eine Hauptrolle spielen – neben Tamagotchis, Arschgeweihen und anderen Zeitgeistsünden. „Die Ohrwurmqualitäten sind nicht zu unterschätzen“, sagt Fabritius und lacht.

Was den Theaterabend am zweiten Samstag im September für Nadeem Ahmed so außergewöhnlich macht, ist die Anreise: „Ich habe noch nie so nah von Zuhause gespielt“, bekundet der in Rheinbach aufgewachsene Bühnenprofi, der nicht nur die Konzertkomödie verfasst hat, sondern in manchen Fällen auch mitspielt. Im Rheinbacher Stadttheater sei er trotz 20 Jahren Berufserfahrung noch nie aufgetreten.

Anmeldungen fürs neue Abo sind bis Donnerstag, 31. August, möglich. Karten für „Spice Boys“ im Rheinbacher Stadttheater, Königsberger Straße 29, sind ab sofort für 24,40 Euro plus Gebühren im Kulturamt Rheinbach, Himmeroder Wall 6, 0 22 26/91 75 02, in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers, bei www.bonnticket.de und im Reisemarkt Rheinbach, Martinstraße 6 zu bekommen.

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