Projekt "Miteinander Arbeiten" Mit Autismus in der Arbeitswelt

SWISTTAL/RHEINBACH · Menschen mit Autismus haben häufig besondere Talente. Trotzdem sind mehr als vierzig Prozent von ihnen arbeitslos, weil sie ständig anecken. Beim Programm „Miteinander Arbeiten“ haben sie die Möglichkeit, in verschiedene Berufe zu schnuppern.

 In der Werkstatt des Vereins Leben mit Autismus arbeiten Jan (von links nach rechts), Vorsitzender Peter Schumacher, Betreuer Milan Schönmetz und Autist Marlon mit Holz.

In der Werkstatt des Vereins Leben mit Autismus arbeiten Jan (von links nach rechts), Vorsitzender Peter Schumacher, Betreuer Milan Schönmetz und Autist Marlon mit Holz.

Foto: Axel Vogel

Hähnchenbrüste brutzeln in der Pfanne. Dawina nimmt vorsichtig eine Zange und wendet sie, unter den aufmerksamen Blicken von Küchenmeister Robert Heinrich und ihrer Betreuerin Birgit Pahlke. Zucchini, gelbe und grüne Paprika, Zwiebeln und Tomaten hat die 18-Jährige schon in verschieden große Stücke geschnitten und unter Anleitung von Heinrich in einem großen Topf daraus ein leckeres Ratatouille zubereitet.

Das Besondere: Dawina hat eine Behinderung. Sie hat in der Großküche des Caterers Evation in Rheinbach gemeinsam mit Mitinhaber Heinrich am „Testlauf“ für das neue Programm „Miteinander Arbeiten“ (MEA) des gemeinnützigen Hilfsvereins „Leben mit Autismus Bonn Rhein-Sieg-Eifel“ mit Sitz in Odendorf teilgenommen. Das Ziel: Integration von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt, wo Behinderte und Nicht-Behinderte miteinander arbeiten.

Das Ziel der Aktion

„Ständig reden wir über Inklusion und wie wir sie umsetzen können. Diese gezielte Aktion soll die Teilnehmer davon überzeugen, dass Menschen auch mit Behinderung durchaus in der Lage sind, produktiv im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten“, sagt der Vereinsvorsitzende und Initiator Peter Schumacher. In zwei weiteren Arbeitsbereichen haben Jugendliche mit Behinderungen mit Unterstützung von fachlichen Anleitern und Betreuern in Berufe und Tätigkeiten hineingeschnuppert: Lina Hagemann (18) hat im vereinseigenen „Dat Lädche“ an der Odendorfer Odinstraße mit Unterstützung der Verwaltungsmitarbeiter Jana Rick und Benjamin Jenner leichte Büro- und Verkaufstätigkeiten ausgeführt. Im „Lädche“ werden neben zugekauften Artikeln von Kooperationspartnern aus vereinseigener Herstellung Vogelhäuschen, Insektenhotels, Handy-Ständer, selbst gezogene Kerzen oder Kochlöffel aus Holz verkauft.

Solche Kochlöffel haben beim MEA-Aktionstag Jan Half (18), Marlon Braun (16) und Mathias Spicher (19), drei Jugendliche mit Behinderung, unter der Anleitung von Milan Schönmetz in der vereinseigenen Schreiner- und Kreativwerkstatt hergestellt.

Ein positives Fazit

Zum Abschluss begrüßt Schumacher sichtlich zufrieden die stolzen jugendlichen Teilnehmer der Aktion, Anleiter und Betreuer zum gemeinsamen Essen der von Dawina und Küchenmeister Heinrich zubereiteten Speisen. Das Auftragen ist natürlich ihre Aufgabe. Heinrich zieht ein positives Resümee, nicht nur, was die Geschicklichkeit seiner „Assistentin“ Dawina anbelangt. Er persönlich könne sich sehr gut vorstellen, behinderte Mitarbeiter einzustellen. Man brauche nur etwas Geduld. „Die können wir hier haben, weil wir keinen so großen Zeitdruck haben wie Restaurants. Wir können Dinge teils schon am Vortag vorbereiten“, sagt er.

Auch der Vorsitzende des Rheinbacher Gewerbevereins, Oliver Wolf, gab dem MEA-Programm eine gute Perspektive und will den Gewerbevereinsmitgliedern von den gemachten Erfahrungen berichten und sich mit seiner Firma Wotec künftig daran beteiligen, denn je nach Autismus-Spektrum-Störung sei für die Betroffenen gerade der Technikbereich interessant.

Für Schumacher war die aus Spenden finanzierte Aktion ein wichtiger Zwischenschritt, um Menschen mit Behinderung und Arbeitgeber zwanglos zusammenzubringen und einander mit Unterstützung der Fachkräfte des Vereins kennenzulernen. Die Zukunftsperspektive sieht er positiv: „Ich bin davon überzeugt, dass wir in einiger Zeit den ein oder anderen Betrieb überzeugen können, Menschen mit Behinderung einzustellen.“

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