Versuchsanlage am Campus Mieter auf dem Campus Klein-Altendorf beschwert sich über Zischen

RHEINBACH · Über „infernalische Zischlaute", die von einer Versuchsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Hauses auf dem Campus Klein-Altendorf der landwirtschaftlichen Fakultät der Bonner Universität in Rheinbach ausgehen, beklagt sich Günter Müsseler.

 Laut Zischgeräusche geben die CO2-Container ab, die zu einer Versuchanlage auf dem Campus Klein Altendorf gehören. Das stört die Nachbarn, hier Günter Müsseler und Tochter Lisa. FOTO: AXEL VOGEL

Laut Zischgeräusche geben die CO2-Container ab, die zu einer Versuchanlage auf dem Campus Klein Altendorf gehören. Das stört die Nachbarn, hier Günter Müsseler und Tochter Lisa. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Störender Lärm, der von einer Versuchsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Hauses auf dem Campus Klein-Altendorf der landwirtschaftlichen Fakultät der Bonner Universität in Rheinbach ausgeht, beklagt Günter Müsseler.

Seine Familie wohnt seit vielen Jahren in einem der Einfamilienhäuser auf dem Campus-Gelände zur Miete, Vermieter ist nach Aussage der Familie die Rheinische-Friedrich-Wilhelm-Universität. Laut Müsseler wurde die Anlage, bei der es sich im Wesentlichen um CO2-Container handelt und die seit einigen Wochen wenige Meter neben seinem Garten steht, am Freitagmorgen gegen 6.45 Uhr in Betrieb genommen. „Und zwar ohne uns vorher zu informieren“, moniert er.

Polizei und Ordnungsamt informiert

Unzumutbar findet er vor allem, dass die Anlage Freitagmorgen immer wieder in unregelmäßigen Abständen „infernalische Zischlaute“ produzierte. Da sich von den Mitarbeiter auf dem Campus laut Müsseler niemand der Beschwerde angenommen habe, informierte er kurzerhand die Polizei und das Ordnungsamt der Stadt Rheinbach. Zuständig ist allerdings im Falle gewerblicher Lärmbelästigungen der Rhein-Sieg-Kreis.

Auch einen Anwalt hat Müsseler eingeschaltet, weil die Lärmbelästigung aus seiner Sicht ein neuer Versuch des Uni-Campus sei, seine Familie als „Mieter loszuwerden“. Die Verantwortlichen weisen den Vorwurf zurück und betonen vielmehr, dass an einer gut nachbarschaftlichen Lösung gearbeitet werde.

Die Lärmbeschwerde der Familie Müsseler ist Andreas Archut, Sprecher der Bonner Universität, bekannt: „Sie reiht sich leider in eine unerfreuliche Serie von Auseinandersetzungen ein“, stellt er auf Anfrage klar. Zu weitergehenden Informationen verweist er auf den Betreiber der Anlage, das Forschungszentrum Jülich.

Auch dort weiß man von der Beschwerde, wie Anne Rother, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Forschungszentrums Jülich sagt. Vorab erklärt sie, dass das Forschungszentrum Jülich im Rahmen seiner Pflanzenforschung eben jene Forschungsanlagen auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn betreibe. Zu dieser gehören auch die CO2-Container vor der Haustür von Familie Müsseler.

Ziel der Anlagen sei es, so Pressesprecherin Rother weiter, „die Auswirkungen von steigenden CO2-Konzentrationen im Rahmen des Klimawandels auf Pflanzen zu messen und zu analysieren“. Dazu würden Pflanzen regelmäßig mit CO2 besprüht, das aus zu diesem Zweck aufgestellten mobilen CO2-Containern stamme. „Diese Container lassen in unregelmäßigen Abständen tagsüber kurzzeitig das Gas über ein Ventil ab“, führt Rother aus: „Die Anlage wurde vor knapp zwei Wochen errichtet und befindet sich in einer Art Probebetrieb.“

Technische Sofortmaßnahmen ergriffen

Zu Lärmvorwurf sagt sie: „Nach Ansicht des Forschungszentrums Jülich werden dabei die gesetzlich zulässigen Geräusch-Immissionswerte [nach TA-Lärm] jederzeit eingehalten.“ Um die Lärmbelastung für die Anwohner dennoch so gering wie möglich zu halten, habe man aber bereits technische Sofortmaßnahmen ergriffen: „Derzeit laufen die Anlagen in reduziertem Umfang, sodass kein Druckabbau über das Ventil mehr stattfindet“, erklärt Rother.

Im nächsten Schritt solle durch den Einbau von Schalldämpfung auch im Normalbetrieb für einen deutlich gesenkten Geräuschpegel gesorgt werden. „Das Forschungszentrum ist hierzu nicht verpflichtet“, bekräftigt sie. Dennoch verstehe man sich „als guten Nachbarn und möchte so die Belastung für die Anwohner so gering wie technisch möglich halten“.

Zur Kritik von Günter Müsseler, es habe jede vorherige Information gefehlt, sagt man beim Forschungszentrum Jülich: „Die Anwohner haben sich wohl regelmäßig bei unseren Kollegen vor Ort erkundigt, was denn da gerade entstehe. Darauf haben unsere Kollegen auch geantwortet“, stellt Rother klar. Die Mitarbeiter hätten jedoch zugleich auf die Campusverwaltung in Klein-Altendorf verwiesen, die zuständig für offizielle Auskünfte sei.

Situation habe sich bereits leicht verbessert

Das ist laut Rother „so mit der Universität vereinbart“. Auch bei dem für die Lärmbeschwerde zuständigen Rhein-Sieg-Kreis hat man das Ganze im Blick. „Sobald die Installation erfolgt ist, meldet sich der Betreiber“, sagt Kreissprecherin Rita Lorenz. „Im Anschluss plant die Untere Immissionsschutzbehörde, eine Kontrollmessung durchzuführen.“

Zu der Vermutung von Familie Müsseler, dass die Uni mit dem Betrieb der Versuchsanlage einen neuen Versuch gestartet habe, um lästige Mieter auf dem Gelände loszuwerden, sagt Uni-Sprecher Archut: „Die Behauptung entbehrt der Grundlage.“ Laut der Familie sei es in der Vergangenheit bereits zu mehreren Gerichtsverhandlungen gekommen.

Dass sich die Situation aber bereits verbessert hat, bestätigte am Freitag Günter Müsseler: „Das unerträgliche Zischen ist weg, es ist jetzt nur noch ein leises Rauschen zu hören, was auszuhalten ist.“

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