Neue Herberge für Vögel und Fledermäuse Klein-Altendorf: Artenschutzturm in ausgedientem Trafoturm eingeweiht

Rheinbach · Der Nabu Bonn hat einen neuen Artenschutzturm in Klein-Altendorf eingeweiht. Das Zeitzeugnis der Stromversorgung vergangener Zeiten bietet jetzt einer Vielzahl von Vogelarten und Fledermäusen eine Herberge.

 Einweihung des neuen Nabu-Turms bei Wormersdorf;

Einweihung des neuen Nabu-Turms bei Wormersdorf;

Foto: Axel Vogel

Bald wird es hoffentlich im ehemaligen Trafoturm in Klein-Altendorf nur so vor Leben summen und brummen. Denn aus dem Zeitzeugnis der Stromversorgung vergangener Zeiten wurde jetzt ein ganz besonderes Artenschutzprojekt. Am Donnerstag hat die Kreisgruppe Bonn des Naturschutzbunds (Nabu) im Beisein von Vertretern der Innogy SE, der Kreissparkasse und des Rheinbacher Bürgermeisters Stefan Raetz den neuen Artenschutzturm eingeweiht.

Ursprünglich nutzte das Energieunternehmen Innogy (ehemals RWE) den Turm zur Umwandlung elektrischer Energie aus dem Mittelspannungsnetz in Haushaltsstrom. Bis 2016 wurde die Energieversorgung Rheinbachs auf diese Weise gesichert. Seit der Netzerneuerung hat der Turm seinen Verwendungszweck verloren.

Anstatt ihn abzureißen, beschloss die Innogy, den ausgedienten Trafoturm dem Nabu für Naturschutzzwecke zur Verfügung zu stellen. Mit vereinten Kräften wurde der Turm umgebaut und mit Nisthilfen für eine Vielzahl von Vogelarten wie Schleiereulen, Turmfalken, Mauerseglern und Mehlschwalben ausgestattet. Auch an die Bedürfnisse von Fledermäusen wurde er angepasst.

Hintergrund: Hausmodernisierungen, Dachausbauten und die neuerdings gesetzlich geforderten Wärmedämm-Maßnahmen zur Energieeinsparung vernichten jedes Jahr und mit zunehmender Tendenz Zigtausende Nistplätze, Brutstätten und Tagesverstecke regional schon bedrohter gebäudebrütender Tierarten wie Vögel und Fledermäuse. Ohne warme und zugluftfreie Sommerquartiere in Dachboden, Fassaden- und Mauerspalten und ohne zugluft- und frostfreie Winterquartiere in Höhlen, Bergwerkstollen und in Kellerbereichen von Wirtschaftsgebäuden haben sie keine Überlebenschancen. Der von einer noch relativ strukturreichen Kulturlandschaft mit offenen Grünlandflächen, Heckensäumen und einem naturbelassenen Bachlauf umgebene Turm ist da eine wertvolle Artenschutzmaßnahme, bei der das alte Gebäude noch einen sinnvollen neuen Zweck erfüllt.

In nächster Zeit soll der Turm in Klein-Altendorf außerdem um ein Quartier für Igel und ein Insektenhotel erweitert werden. Die Erfahrung zeigt, dass derartig umgestaltete Türme von den Tieren sehr gut angenommen werden und es in der Regel nicht lange dauert, bis die ersten Bewohner einziehen.

In einer kurzen Ansprache bedankte sich Nabu-Vorstandsmitglied Hans Troullier bei dem Energieunternehmen Innogy, der Kreissparkasse sowie einigen Privatpersonen, ohne deren Unterstützung dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Auch die Außengestaltung des Turms hielt er für „sehr gelungen“. Die kunstvoll bemalte Fassade ist ein besonderer Hingucker und stößt auch bei der örtlichen Bevölkerung auf Gefallen. Bürgermeister Stefan Raetz erhofft sich zudem, „dass die Menschen durch die Gestaltung des Turms auf den Naturschutz aufmerksam werden.“ Außerdem freue er sich über die „Chance, der Natur etwas zurückzugeben“.

Bereits vor ein paar Jahren wurde ein ähnlicher Turm in Swisttal-Ludendorf für den Artenschutz umgebaut. Der Nabu plant zudem, weitere derartige Maßnahmen umzusetzen.

Übrigens: Für die Artenvielfalt kann jeder Haus- oder Gartenbesitzer etwas tun: mit Blumenbeeten, Hecken und Teichen. Nistkästen unterm Dachvorsprung in schattiger Lage oder an Bäumen helfen auch.

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